Hohenlimburg. Die Lutheraner und Reformierten Gemeinden in Berchum und Hohenlimburg wollen zu einer großen Gemeinde verschmelzen - und haben nun viel vor:
Das ist ein Paukenschlag, der aufhorchen lässt. Die drei evangelischen Gemeinden von Hohenlimburg und Berchum, die zum Kirchenkreis Iserlohn gehören, stehen an einem Wendepunkt in ihrer Geschichte. Sie wollen sich nämlich zum 1. Januar 2027 vereinen und somit zukünftig einen gemeinsamen Weg beschreiten. Im Klartext: Es gibt in zwei Jahren nur noch eine evangelische Kirchengemeinde für Hohenlimburg und Berchum.
Versammlungen der Gemeinden
Darüber informierten die Presbyterien der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Elsey, der evangelisch Reformierten Gemeinde Hohenlimburg und der evangelisch Reformierten Gemeinde Berchum jetzt in drei eigenständigen Gemeindeversammlungen, die parallel stattfanden, ihre Gemeindeglieder und nutzten anschließend mit diesen die Gunst der Stunden zum Informations- und zum Gedankenaustausch.

Verständnis für Entscheidung
Diese Versammlungen liefen, das machten die Gemeinde-Vertreter und Vertreterinnen sowie die Pfarrerin Christine Schönwälder und Pfarrer Dominic Faisca Martins in einem Pressegespräch deutlich, überaus harmonisch. „Die Teilnehmer haben sich bei uns für die bislang geleistete Vorarbeit bedankt“, brachte es Kirsten Elhaus, Vorsitzende des Presbyteriums der Reformierten Gemeinde Hohenlimburg, auf den Punkt. „Es gab keinerlei Kritik.“ Ein solch positives Fazit zogen auch Andreas Cychy (evangelisch-lutherische Gemeinde Elsey) und Dietmar Buxhoidt (Reformierte Gemeinde Berchum) zu den von ihnen geleiteten Versammlungen.
Knapp 6900 Mitglieder
Die Vorgeschichte: Die drei Gemeinden verlieren, wie der Kirchenkreis Iserlohn insgesamt, kontinuierlich Gemeindeglieder. 5387 zählt aktuell die evangelisch-lutherische Gemeinde, 783 die Reformierte Gemeinde Hohenlimburg und 727 die Reformierte Gemeinde Berchum. Der kontinuierliche Mitgliederverlust führt zu finanziellen Problemen, die es durch Neuausrichtungen aufzufangen gilt. Im Großen (sprich im Kirchenkreis) wie im Kleinen, das heißt in den Gemeinden.
„Das hat uns die Augen geöffnet. Wir haben erkannt, dass es so nicht weitergehen kann und wir uns auf einen neuen Weg begeben müssen.“
Das wurde insbesondere in der Reformierten Gemeinde Hohenlimburg durch den Weggang von Pfarrerin Dr. Tabea Esch deutlich, die Anfang 2024 zur Evangelischen Stiftung Volmarstein wechselte, zuvor einige Jahre jeweils eine Viertelstelle in Hohenlimburg und in Berchum besaß. Die Wiederbesetzung ihrer Stelle wurde nämlich zum Problem. „Das hat uns die Augen geöffnet. Wir haben erkannt, dass es so nicht weitergehen kann und wir uns auf einen neuen Weg begeben müssen“, beschrieb Kirsten Elhaus die Initialzündung für viele spannende Momente und bislang ebenso zielführende wie harmonische Gespräche in einer neugeschaffenen Steuerungsgruppe.
Gemeinden schrumpfen
Der Kirchenkreis Iserlohn setzt sich aus 23 Gemeinden zusammen. Diese zählen knapp 80000 Mitglieder. Vor 20 Jahren (2004) waren es noch 115000.
Die Landeskirche von Westfalen verliert durchschnittlich pro Jahr 1,5 Prozent ihrer Gemeindeglieder. Der Kirchenkreis Iserlohn liegt somit im Trend. Zu Beginn der 1990er Jahre gab es in Hohenlimburg noch fünf Pfarrbezirke in der evangelisch-lutherischen Gemeinde, die mit jeweils einem Pfarrer besetzt waren. Hinzu kamen die evangelisch
Reformierte Gemeinde Hohenlimburg und die evangelisch Reformierte Gemeinde Berchum mit jeweils einer Pfarrstelle. Die Berchumer Pfarrstelle war an das Jugendreferat des Kirchenkreises Iserlohn mit einer halben Stelle angedockt. Dominic Faisca Martins gab im Pressegespräch die aktuelle Schlüsselzahl von Gemeindegliedern pro Pfarrstelle mit 3000:1 an.
Neue Steuerungsgruppe
Diese war nach einem Kennenlern-Wandertag im Januar 2024, an dem die Mitglieder aller drei Presbyterien teilnahmen, ins Leben gerufen worden. Mit dem Ziel, die schon bestehenden Gemeinsamkeiten zu einem Mehr an Zusammenarbeit auszubauen. „Dieser Beratungsprozess wird vom Kirchenkreis Iserlohn finanziert und von Pfarrerin Simone Conrad, ehemalige Superintendentin des Kirchenkreises Wittgenstein, sowie Pfarrer Martin Behrensmeyer mitgestaltet“, so Andreas Cychy. „Martin Behrensmeyer ist die evangelisch-lutherische Gemeinde Elsey, die er vor einigen Jahren als Seelsorger unterstützt hat, nicht unbekannt.“
Mitarbeitermangel beim Pfarrpersonal
Für die heimischen PresbyterInnen ist dieses Tandem ein Glücksfall. Andreas Cychy: „An mehreren Beratungsterminen haben wir uns deshalb mit den kirchenrechtlich bestehenden Optionen kritisch und reflektierend auseinandergesetzt. Auch unter dem Handlungsdruck des Kirchenkreises und der übergeordneten Landeskirche. Vor allem unter dem Bewusstsein des Mitarbeitermangels beim Pfarrpersonal, dem demografischen Wandel und den knapper Kassen.“
Doch anstatt getrieben zu sein, wollten und wollen die Presbyterien gestalten und gemeinsam die Gebäudefragen, die Gottesdienstformate und die Gottesdienstinhalte erarbeiten. Und vieles mehr. Nach dem Motto: „Wir blicken nicht zurück, sondern nach vorne.“
Zukunftswerkstatt im Februar
Dazu soll am Samstag, 22. Februar, erstmals auch eine Zukunftswerkstatt dienen, zu der die Mitglieder der drei Presbyterien eingeladen sind. Die Themenvielfalt für die kommenden 24 Monate ist breitgefächert: So auch die Fragen nach der zukünftigen Zahl der Gebäude, der Predigtstätten oder der Gemeindebüros. „Was brauchen wir zukünftig? Aktuell gibt es sechs Gemeindehäuser“, zeigt Dietmar Buxhoidt in diesem Zusammenhang beispielhaft auf, dass ein Überhang bestehen wird und deshalb nicht alle Gemeindehäuser übernommen werden können.

Bei der Entscheidungsfindung sollen die Gemeindeglieder mitgenommen werden. Sie wurden nämlich aufgefordert, kreativ mitzuarbeiten. Deshalb wurden bei den Versammlungen Teilnahmezettel verteilt, in die sich Interessenten eintragen konnten, um dabeizusein.
Weitere Wege für Gemeinde
Eine besondere Herausforderung sind die aktuellen und die zukünftige Aufgaben nach der Neugestaltung für Pfarrerin Christine Schönwälder und Pfarrer Dominic Faisca Martins. Nicht nur bei den Gottesdiensten, die sie schon jetzt von der Kaiserstraße bis nach Berchum anbieten. Die werden aktuell von den Gemeindegliedern positiv angenommen. „Wer aus der Obernahmer zur Hohenlimburger Innenstadt fährt, fährt auch bis nach Berchum“, berichtet Presbyterin Heike Kruse von ihren Erfahrungen.
Unterstützung erhält das Pfarrer-Duo von den Prädikanten Jörg Chilla und Horst Uerpmann, die bekanntlich über ausreichend Erfahrung verfügen. Und in der Reformierten Gemeinde gibt es bereits ein Kinderkirchen-Team, das regelmäßig „Kirche für Klein und Groß“ anbietet.
Neues Pastoralteam geplant
Auf Anfrage ergänzt der Kirchenkreis Iserlohn, dass in der neuen Gemeinde auch ein Interprofessionelles Pastoralteam (IPT) zum Einsatz kommen könne. „Dabei können auch Gemeindepädagogen mitarbeiten. Wie die Aufgabenaufteilung aussieht, ist jedoch eine individuelle Entscheidung“, so Pressesprecher Tim Haacke.
Name der neuen Gemeinde?
Bei der Gemeindeversammlung im Melanchthon-Haus wurde auch die Frage aufgeworfen, wie ab dem 1. Januar 2027 die neue Gemeinde heißen soll. „Darüber ist noch keine Entscheidung gefallen, weil der Prozesss des Zusammenwachsen erst begonnen hat. Vielleicht machen wir dazu einen Wettbewerb“, möchte die Steuerungsgruppe auch zu diesem Thema alle Gemeindeglieder mitnehmen. Denn noch ist dafür ausreichend Zeit.......