Hohenlimburg. Ruhestand: Nach 36 Jahren verlassen Pfarrer Johannes Bevers und seine Frau die lutherische Gemeinde in Hohenlimburg. Was sie nun planen:
Zwei bekannte Gesichter verlassen die evangelische Kirchengemeinde: Pfarrer Johannes Bevers und seine Frau Carmen gehen nach 36 Jahren in den Ruhestand und ziehen zurück in ihre Heimat nach Münster. Zum Abschied treffen wir sie im Paul-Gerhardt-Haus, das für das Paar in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einem zweiten Zuhause geworden ist – mit allen Vorzügen und Verpflichtungen.
Gemeindeleben geprägt
Auch wenn die blasse Farbe teils auf ein fortgeschrittenes Alter hindeutet: Die Gruppenfotos aus vergangenen Zeiten an der Wand im Paul-Gerhardt-Haus kann Johannes Bevers noch genau zuordnen. Eine Segelfreizeit hier, ein Seniorentreffen dort – das vielfältige Leben in seinem Pfarrbezirk hat er über viele Jahre eng begleitet. „Am Wichtigsten waren uns immer die Menschen“, sagt Bevers, der diesen Satz mit Zahlen zu untermalen weiß: 27 Seniorenfreizeiten und 26 Segelfreizeiten mit Jugendlichen hat er in den Jahren begleitet. Dazu kamen zirka 520 Taufen, Konfirmationsfeiern mit rund 460 Jugendlichen, um die 170 Trauungen und 1350 Beerdigungen, denen er als Pfarrer vorstand. Ehefrau Carmen unterstütze ihren Mann in der Gemeindearbeit, leitete zum Beispiel mehrere Kinder- und Frauengruppen und bereitete fast drei Jahrzehnte das Krippenspiel vor.
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Proben für Krippenspiel
„Irgendwer fehlte immer“, erinnert sie sich an mitunter herausfordernde Proben zurück. Angesichts von nur wenigen Proben bis zum Auftritt an Weihnachten war die Planung straff organisiert, schon Mitte November mussten die Rollen verteilt sein und die Texte vorliegen. Ein Mosaikstein im vielfältigen Leben einer Kirchengemeinde, die das Ehepaar Bevers erlebt hat. Die Privatwohnung direkt neben dem Paul-Gerhard-Haus, haben sie das Leben in dem Zentrum eng mit begleitet und gestaltet. „Es gab Zeiten, gerade in der Adventszeit, wo wir fast ständig hier waren“, erinnert sie sich an zig Adventsfeiern von Gruppen im Gemeindehaus. “Manchmal überschnitten sich die Feiern. Eine Gruppe ging, die nächste kam.“
Viel Planung
Doch ob Weihnachten, Ostern, Pfingsten oder außerhalb von kirchlichen Hochfesten: das Gemeindeleben im Haus blühte in den Jahren vor Corona und nicht immer war es leicht, die vielen Gruppen unter einen Hut zu kriegen, blickt Johannes Bevers zurück: „Einmal war ein Konfirmanden-Wochenende geplant, als plötzlich der Chor Vigholin vor der Tür stand und meinte, sie wären an dem Wochenende dran gewesen“, schildert der Pfarrer. „Das hatten wir einfach übersehen.“
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Arbeit mit Herzblut
Kleine Schnitzer aus dem Alltag, die er nun gelassen als Anekdote aus der Dienstzeit erzählen kann. Umso dankbarer zeigt er sich für die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die tatkräftig mitgeholfen haben, um den Betrieb zu stemmen. Die Gemeinde verliert mit dem Abschied von Johannes Bevers einen engagierten Hirten (um ein biblisches Bild zu bemühen), der sich gemeinsam mit seiner Frau mit viel Herzblut und Zeit dem kirchlichen Dienst gewidmet hat.
Zeit für sich
Nicht selten kam deshalb das private Leben zu kurz. „Dadurch, das man ständig im Gemeindehaus mit der Gemeinde zusammen gelebt hat, sind viele Dinge zurückgestellt worden“, erzählt Carmen Bevers. „Man sagt, das macht man später – und jetzt ist später.“ Sie wollen sich nun mehr Ruhe gönnen. „Ich habe mir vorgenommen, viel Fahrrad zu fahren.“
Auch Johannes Bevers blickt ebenso dankbar zurück, wie er nun befreit den neuen Lebensabschnitt begrüßt. „Ich habe im Januar 2022 in einer Woche mal vier Beerdigungen gehabt“, sagt er, „und um 2004 zwischen Weihnachten und Neujahr zusätzlich zu vier Gottesdiensten auch vier Beerdigungen.“ Das sei nicht die Regel, aber dennoch verlangt es Kraft und muss verarbeitet werden. Auch für ihn soll es nun ruhiger werden. Zutun bleibt nach dem Umzug in die Münsteraner Heimat aber genug: „Ich habe noch 1800 Dias und 2300 Fotos, die ich alle aufarbeiten und zeitlich sortieren muss“, sagt Bevers. Von Ausflügen, Kirchenfesten und und und. „Alle dienstlich“, schiebt er hinterher. In der dortigen Gemeinde engagieren, das wolle er erstmal nicht.
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Festgottesdienst zum Abschied
In einem festlichen Gottesdienst wurden Pfarrer Johannes Bevers und seine Frau am Wochenende von der Gemeinde verabschiedet. In einer Ansprache würdigte Martina Espelöer, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn, die Arbeit des Pfarrers. Musikalisch wurde der Gottesdienst mitgestaltet von Kantorin Bettina Pahnke, dem Elsey-Nahmer-Männerchor und dem Chor Vigholin.
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Kein Ersatz für Bevers
Die Stelle von Pfarrer Johannes Bevers wird nicht neu besetzt. Künftig werden Pfarrerin Christine Schönwälder und Pfarrer Dominic Faisca Martins die evangelisch-lutherische Gemeinde in allen drei Pfarrbezirken (Paul-Gerhardt-Haus, Kreuzkapelle, Elseyer Kirche) betreuen. Die Gemeinde umfasst aktuell
Amtsantritt im Juni 1987
Im Juni 1987 trat Johannes Bevers seine Stelle als Pfarrer im Pfarrbezirk Martin-Luther-Haus der evangelisch-lutherischen Gemeinde Elsey an. Einen Monat zuvor hatte er in Münster seine Frau Carmen geheiratet, die ihre Arbeit als Sekretärin fortan nicht weiter fortführte. Sie stellte sich in den Dienst des Gemeindelebens.
Bis 1999 war Johannes Bevers als Pfarrer im Pfarrbezirk Martin-Luther-Haus tätig. Es folgte ein Jahr Vertretungsdienst im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Lindenbergstraße. Beide Gemeindezentren sind längst geschlossen. Seit 23 Jahren lebt und wirkt das Ehepaar Bevers im Pfarrbezirk Reh-Henkhausen, Paul-Gerhardt-Haus.