Hohenlimburg. Stefanos Vafiadis betreibt seine Physiotherapiepraxis mitten in der Altstadt. Und sieht die großen baulichen Veränderungen kritisch.

Muss sich eigentlich wirklich etwas ändern in der Hohenlimburger Innenstadt? Sind die avisierten Pläne des Großprojekts „Hohenlimburg an die Lenne“ ein Heilsbringer für die immer leerer und frequenzschwächer werdende City von Hohenlimburg? Eine interessante Perspektive in der großen öffentlichen Debatte, bei der vor allem die Themen Parkraum und Hochwasserschutz dominieren, nimmt Stefanos Vaviadis ein. Seine Physiotherapie-Praxis in der Gaußstraße mitten in der Altstadt betreibt er seit 20 Jahren. „Mir hat mal vor 20 Jahren jemand gesagt: Schaffst du es in Hohenlimburg, dann schaffst du es auf der ganzen Welt. Mittlerweile sehe ich das sehr kritisch.“

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Am Brucker Platz soll die Lenneschutzmauer geöffnet werden. Doch weil der Hochwasserschutz bislang nicht garantiert werden kann, gibt es Kritik an dem Vorhaben. © WP | Michael Kleinrensing

Er gehörte zu einem von vielen, die in der vergangenen Woche den Besuch des WP-Redaktionsmobils auf dem Hohenlimburger Wochenmarkt genutzt hatten, um ihre Sicht der Dinge zu erklären. Zwischen den Behandlungen sprang Vaviadis kurz rüber. „Es ist gut, dass die Sicht der Bürger jetzt abgebildet wird. Denn der Eingriff hier in Hohenlimburg wird groß sein. Und ich glaube nicht, dass er alles besser machen wird.“

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Die Flut traf die Praxis hart

Zum einen weiß Vaviadis ein Lied davon zu singen, was Flutschäden sind. Denn seine Praxis hatte es bei der Jahrhundertflut 2021 auch getroffen. „Was passiert eigentlich mit den Elementarversicherungen der Leute im Ortskern, wenn am Brucker Platz die Lenneschutzmauer geöffnet wird? Die Beiträge waren ja schon nach Flut 2021 enorm gestiegen“, beschreibt er das steigende Hochwasserrisiko und die Folgekosten im Ortskern. „Wir sind da sehr ängstlich geworden. Aber das ist gar nicht mein Hauptthema. Mir geht es ganz konkret um die Entwicklung unserer Innenstadt hier. Ich glaube nämlich nicht, dass durch den Umbau alles besser wird und die Menschen plötzlich wieder durch ihre begrünte Innenstadt flanieren.“

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Der alte Trafo an der Lenneschutzmauer neben dem Brucker Platz soll weichen. Hier sollen möglicherweise Gastronomie, ein Hostel und andere Dinge an der geöffneten Lenne entstehen. © WP | Michael Kleinrensing

Alles so lassen wie es ist

Er selbst habe drei Kinder. „Welches Angebot soll denn wirklich hier geschaffen werden, damit auch jüngere Menschen wie sie in diese Innenstadt gelockt werden können? Hier ist doch in den vergangenen Jahren vieles verschwunden und vor allem vieles, was Leute angelockt hat.“ Vaviadis spricht sich dafür aus, im Prinzip alles so zu lassen wie es ist, die Flächen aber zu optimieren. Eine bessere Asphaltierung, vernünftige Verweilmöglichkeiten. Vor allem aber, die wenigen Parkplätze zu belassen, die es gibt - und die ja auch seine Praxis unter anderem benötigt. Vor allem aber: Eine Revitalisierung des immer mehr ansteigenden Leerstandes.

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„Der Parkdruck ist doch schon jetzt enorm. Und das ist auch das erste, was wir am Telefon von Patienten gefragt werden: Wo kann ich bei euch parken?“ Die Antwort ist: Der Parkraum ist höchst begrenzt. Und ausgerechnet der Brucker Platz, der umgestaltet und zum Wasser hin geöffnet werden soll, dient unter anderem den Patienten von Vaviadis ordnungsgemäß als Parkplatz.

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Hatte Redebedarf am Redaktionsmobil: Stefanos Vafiadis (rechts) © WP | Michael Kleinrensing

Das Auto zurück in die Innenstadt?

Auch für seine Mitarbeiter bleibt es eine Herausforderung, Parkplätze zu finden. Und dennoch sagt Stefanos Vaviadis, dass jüngere Menschen wohl nur noch in Innenstädte kommen würden, wenn es möglich ist, mit dem Auto dort hinein zu fahren. Das sehen die Umbaupläne für den Hohenlimburger Ortskern aber nicht vor. Zwar soll es weiter möglich bleiben, auf dem Rathausvorplatz, der zu einer Retentionsfläche werden soll, zu parken. Die Stellplatzzahl wird sich aber deutlich reduzieren. Hinter dem Rathaus (alter Markt) wird Parken - Stand heute - gar nicht mehr möglich sein, wenn die Pläne des Berliner Siegerbüros „BBZL“ umgesetzt werden sollten.

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„Ich glaube, wir brauchen hier kleinere Dinge, um Hohenlimburg aufzuwerten“, deutet Vaviadis an, dass über die Themen Geschäftsansiedlung oder eine ordentliche Parkregelung auch eine Belebung erzielt werden kann. „Wer soll denn plötzlich nach Hohenlimburg kommen, nur weil man die Lenne sehen kann und die Innenstadt etwas mehr begrünt wird? Da glaube ich nicht dran.“

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