Hagen. Rolle rückwärts: Das Verfahren für die OGS-Trägerschaften an 25 Grundschulen sowie drei Förderschulen in Hagen wurde aufgehoben.

Die Stadtverwaltung hat das Ausschreibungsverfahren zum Offenen Ganztag in Hagen aufgehoben. Damit ist offen, wie es mit den OGS-Trägerschaften an den 25 betroffenen Grundschulen sowie drei Förderschulen im kommenden Schuljahr weitergeht. Bildungsdezernentin Martina Soddemann versicherte aber gegenüber unserer Zeitung, dass die Betreuung der Kinder sichergestellt werde.

Wie Martina Soddemann ausführte, sei die Ausschreibung, die in Hagen ohnehin Unsicherheit und Verärgerung unter Eltern, OGS-Angestellten und Pädagogen hervorgerufen hatte, aus formalen Erwägungen aufgehoben worden. „Bei einem solchen Vergabeverfahren handelt es sich um ein hochformales Prozedere.“ Wie in solchen Verfahren üblich, habe es eine ganze Reihe von Fragen gegeben, die auf schriftlichem Wege nicht alle zufriedenstellend beantwortet werden konnten: „Ich würde nicht sagen, dass unsere Ausschreibung fehlerhaft war“, so die Dezernentin: „Aber da wir nicht alle offenen Fragen klären konnten, sind wir nach einer internen Abstimmung und unter Abwägung aller Optionen zu dem Ergebnis gekommen, die Ausschreibung aufzuheben.“

„Da wir nicht alle offenen Fragen klären konnten, sind wir nach einer internen Abstimmung und unter Abwägung aller Optionen zu dem Ergebnis gekommen, die Ausschreibung aufzuheben.“

Martina Soddemann
Bildungsdezernentin

Fragen durften nur schriftlich beantwortet werden

Zur Erklärung: Im Rahmen des Vergabeverfahrens durfte die Stadt Hagen nur schriftlich auf Fragen der Interessenten, die sich um eine OGS-Trägerschaft bewerben wollten, antworten. Persönliche bzw. telefonische Gespräche sind untersagt, um Korruption vorzubeugen. Bis auf die Beamten in der Vergabestelle wissen die zuständigen Ämter im Rathaus nicht einmal, wer sich bewirbt bzw. wie viele Bieter es gibt.

Martina Soddemann betonte, dass die Ausschreibung aus rechtlichen Gründen zwingend notwendig gewesen sei. Aus der Förderrichtlinie des Landes NRW ergebe sich die Verpflichtung, die Trägerschaften neu auszuschreiben. Mit der jetzt vorgenommenen Aufhebung des Verfahrens ist die Neuausschreibung der Trägerschaften auch nicht vom Tisch, sondern wird wahrscheinlich zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt. „An diesem Fakt hat sich grundsätzlich nichts geändert“, so Soddemann.

Treffen im Rathaus mit allen Rektoren

Wie aber geht es jetzt weiter? Wer übernimmt im nächsten Schuljahr die OGS-Betreuung an den Grund- und Förderschulen in Hagen? Am kommenden Dienstag sind die Leiter aller betroffenen Schulen zu einer großen Gesprächsrunde im Rathaus eingeladen, wo sie über den Stand der Dinge informiert werden sollen und Fragen stellen können. Auch die Politik muss schnellstens über die neue Entwicklung in Kenntnis gesetzt werden.

Und dann sind da natürlich die bisherigen Träger der OGS-Betreuung in Hagen - Caritas, Ev. Jugend im Kirchenkreis Hagen und ev. Jugendhilfe Iserlohn/Hagen -, von denen sich die Verwaltung erhofft, dass sie die Betreuung an den Schulen zunächst einmal in gewohntem Umfang fortsetzen werden. „Es hat bereits erste Gespräche gegeben“, berichtete Regina Pott, Leiterin des Fachbereichs Schule.

Die geplatzte Ausschreibung zu überarbeiten und in kürzester Zeit neu auszuschreiben, kommt nicht in Frage, dazu ist das Verfahren zu komplex. Die Frage, ob die Stadt Hagen angesichts der neuen Entwicklung an ihrem Plan festhält, die OGS-Betreuung an vier Standorten selbst zu übernehmen, ließ Dezernentin Soddemann unbeantwortet.

Von Elternseite hagelt es Kritik

Bei den Eltern in Hagen hatte sich die Stadtverwaltung mit der Neuausschreibung keine Freunde gemacht. Stellvertretend für viele Mütter und Väter kritisierte Zejneba Begic, Mutter eines Kindes an der Emil-Schumacher-Grundschule in Wehringhausen, dass der bewährte OGS-Betrieb mit seinen gewachsenen Strukturen gefährdet werde: „Die Kinder haben Vertrauen zu ihren Bezugspersonen aufgebaut, jetzt sollen sie möglicherweise aus ihrem bekannten Umfeld rausgerissen werden.“ Eine Mutter hatte zudem eine Petition gestartet und bereits mehrere tausend Unterschriften gesammelt.

Am Dienstag sind die Eltern außerdem zu einer Informationsveranstaltung an der Schumacher-Schule eingeladen, bei der Vertreter der Stadt das Verfahren erklären sollten. Man darf gespannt sein, welche Stimmung dort angesichts der neuen Entwicklung vorherrschen wird.