Hagen. Gerade in Wahlkampfzeiten gilt es, den guten Umgangston gegenüber Mandatsträgern zu bewahren, meint Kommentator Martin Weiske.
Natürlich gehört zu einem OB-Job deutlich mehr, als zu Eröffnungen bunte Bänder zu durchtrennen oder bei Empfängen wohlgesetzte Worte zu formulieren. Der Job als Verwaltungschef im Rathaus erfordert reichlich Fingerspitzengefühl bei der Führung eines vielköpfigen Apparates mit all seinen Eitel- und Befindlichkeiten, aber auch eine hohe Sensibilität für die eigene Bürgerschaft. Zugleich muss ein enger Draht zur Politik gepflegt werden, um sich für notwendige Entscheidungen die Rückendeckung zu sichern. Eine Aufgabe, die jenseits des klassischen Acht-Stunden-Tages und der üblichen Fünf-Tage-Woche höchste Konzentration, Kompetenz und Empathie erfordert.
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Die durchaus attraktive Dotierung einer Oberbürgermeister-Aufgabe ist dabei längst kein Freibrief für Andersdenkende, Amtsinhaber permanent in den Fokus unqualifizierter Kritik stellen zu dürfen. Der Umgang der Bürger mit Entscheidern und Weichenstellern hat zuletzt an Schärfe erheblich zugenommen. Die Diskussionsforen im Internet dienen hier sicherlich als Brandbeschleuniger. Die dort praktizierte respektlose, unqualifizierte Tonalität, in der Sachargumente und Fakten kaum eine Rolle mehr spielen, alarmiert. Eine zuletzt von der TU München vorgelegte Studie belegt, dass mehr als die Hälfte der politisch engagierten Menschen in Deutschland Anfeindungen im Internet ausgesetzt sind.
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Aber die Erlebenswelt des Hagener Verwaltungschefs zeigt – trotz zahlreicher Positiv-Erfahrungen –, dass die Anfeindungen längst nicht bloß aus der Anonymität des Netzes eskalieren, sondern auch in der realen Welt angekommen sind. Vor diesem Hintergrund muss sich niemand mehr wundern, dass es immer schwieriger wird, Talente zu finden, die es als durchaus lohnenswerte Aufgabe betrachten, sich politisch zu engagieren.
Damit jedoch droht zunehmend, dass das Feld den Schreihälsen, Radikalen und Dickfelligen überlassen wird. Eine Entwicklung, die niemand ernsthaft wollen kann. Das sollten übrigens auch die Wahlkämpfer sich immer wieder vor Augen führen, die in diesem Jahr um Mandate im Bundestag oder im Stadtrat ringen.