Hagen. Nach elf Jahren gibt Oberbürgermeister Erik O. Schulz im Herbst seinen Job auf. Im Gespräch blickt er auf eine veränderte Umgangskultur zurück.

In acht Monaten wird in Hagen ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Ein Job, der sicherlich seine Reize hat, aber keineswegs Verlockung pur bedeutet.

Zumal: Viele Verwaltungschefs quer durch die Republik ächzen unter der Belastung des Jobs, sehen sich permanenten Anfeindungen ausgesetzt und ziehen sich zum Teil aus Selbstschutz frühzeitig aus dem Job zurück. Denn immer häufiger wird das Oberbürgermeisteramt mit Begriffen wie Gewalt, Verrohung der Sprache, Burn-out, Überforderung und Frustration in Verbindung gebracht. In Zeiten der Krisen und der wirtschaftlichen Stagnation fokussieren Menschen zunehmend ihren Ärger auf Hauptverantwortliche, zumal diese Vergiftung des Klimas gerne noch von den politischen Rändern verbal suggeriert wird. Da wird dann schnell auch ein OB aufgrund seiner exponierten Position zur Kristallisationsfigur für Wut und Verärgerung.

Erfahrungen, die Erik O. Schulz ebenfalls schon machen musste. Dennoch übt der im Herbst nach elf Jahren aus dem Amt scheidende Hagener Verwaltungschef den Job bis heute noch immer mit Leidenschaft aus. Dabei ist der 59-Jährige während seiner von Krisen geprägten Amtszeit selbst vor körperlichen Attacken nicht verschont geblieben.

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Attacke von „Latten Sven“

Es war im Dezember 2016, als auf der Teppichetage des Hagener Rathauses in den Nachmittagsstunden plötzlich ein junger Mann auftauchte. Der für seinen Hang zur Gewalt bei der Polizei bereits einschlägig Bekannte wird als „Latten Sven“ in die Annalen der Hagener Stadtverwaltung eingehen.

Dabei handelt es sich bei der Titulierung eher um eine unzulässige Verniedlichung, denn der 28-Jährige rauschte an der OB-Assistentin grußlos vorbei direkt in das Büro von Erik O. Schulz. In seinen Händen trug er ein massives 10x10-Zentimeter-Kantholz von 1,40 Metern Länge.

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Zuvor hatte der 28-Jährige im Foyer am Empfang mit einem höflichen Gruß sich an einer Pforten-Mitarbeiterin vorbeigemogelt und versichert, dass er den Weg in das Schulz-Büro ohne Abholservice finden würde. Und da zu jener Zeit unter dem Dach des politischen Hauses noch keine Klingel und Videoüberwachung für Sicherheit sorgten, konnte der ungebetene Gast gleich zum Verwaltungschef, der sich gerade in einem Mitarbeitergespräch befand, durchstürmen.

Vereidigung für eine zweite Amtszeit: Oberbürgermeister Erik O. Schulz trägt bei dem Termin im November 2020 angesichts der Corona-Lage einen Mundschutz.
Vereidigung für eine zweite Amtszeit: Oberbürgermeister Erik O. Schulz trägt bei dem Termin im November 2020 angesichts der Corona-Lage einen Mundschutz. © WP | Michael Kleinrensing

Heute erinnert sich Schulz nur noch schemenhaft an den Auftritt jenes Mannes, der zunächst keinen Zweifel ließ, dass er ihm nach dem Leben trachte: „Ich war als Nahkämpfer in Afghanistan“, behauptete dieser. „Ich habe dort so viele Menschen umgelegt, dass es auf einen mehr oder weniger jetzt auch nicht mehr ankommt. Wer will der erste sein?“, fragte er in der Schulz’schen Erinnerung in den Raum.

Der OB bot ihm einen Kaffee an, machte Gesprächsangebote, erkundigte sich nach seinem Problem mit der Hagener Stadtverwaltung oder ihm persönlich. Vergebens. „Wenn jetzt hier dieser Sozialarbeitersprech losgeht, schlage ich Dich gleich tot“, erinnert sich Schulz an die Worte des Angreifers. In der gleichen Sekunde holte dieser aus und ließ das Kantholz auf den OB-Schreibtisch krachen – die Macke in der Platte ist bis heute sichtbar.

Warum der Mann noch vor Eintreffen der längst alarmierten Polizei wieder verschwand, erinnert sich Schulz heute schon gar nicht mehr. Alles verdrängt. Die Beamten konnten den Mann seinerzeit in der Rathausstraße festnehmen, der OB leitete im Anschluss, fahlweiß im Gesicht, die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Unverletzt. Aber noch während der Sitzung ereilte ihn eine Textnachricht aus der politischen Runde mit der uncharmanten Feststellung: „Du siehst aus wie eine Schippe Würmer!“

„Es ist schon beklemmend, wenn man mit solch einem Menschen im Raum sitzt und nicht mehr Herr seiner Beweglichkeit ist.“

Erik O. Schulz
Oberbürgermeister

Mulmiges Gefühl bleibt

Noch aus der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie postete der 28-jährige Angreifer weiter unfreundliche Kommentare auf Facebook. „Wir konnten ihm das nicht verbieten – das wäre mit den individuellen Freiheitsrechten des Mannes nicht vereinbar gewesen“, erzählt Schulz zähneknirschend. Der Mann, dessen Gesicht der OB heute schon längst nicht mehr wiedererkennen würde, hat sich später bei ihm entschuldigt und seine Tat mit fehlender Medikamentierung begründet.

Tagelang hatte Schulz im Anschluss an die Attacke ein komisches Gefühl beherrscht. „Bei jedem Knacken im Wald kam in mir wieder Unwohlsein hoch. Es ist schon beklemmend, wenn man mit solch einem Menschen im Raum sitzt und nicht mehr Herr seiner Beweglichkeit ist.“ Dagegen war eine weitere Begegnung der bedrohlichen Art mit einem Macheten-Träger bei einer der Marktplatz-Sommertouren auf Emst eher harmlos. Hier konnte die Polizei rechtzeitig einschreiten.

M. Kleinrensing WP Hagen Infrastruktur
Nach elf Jahren an der Spitze der Hagener Stadtverwaltung wird Oberbürgermeister Erik O. Schulz im Herbst seinen Sessel im Rathaus räumen. Eine fordernde Zeit, die ihn zwar deutlich hat ergrauen lassen, aber nicht zermürbt hat. © WP | Michael Kleinrensing

Weniger konkret, dafür aber umso perfider und diffuser sind hingegen die ständigen Attacken im Internet und in den Sozialen Medien, häufig aus der Deckung der Anonymität. Aber eben nicht nur: „Ich habe auch schon Bedrohungen unter Klarnamen erlebt“, erinnert sich Schulz. Hier wurde der OB zur Projektionsfläche, weil es bei einem Vermietungsthema irgendwelche Friktionen mit einem städtischen Tochterunternehmen gab. „Wir wissen, dass Du Kinder hast. Und wir wissen auch, wo Du wohnst“, hieß es da. Der Mann wurde verurteilt.

Dosierter Blick ins Netz

Angesichts dieser zunehmend verrohenden Kommentierungen klickt der Hagener Oberbürgermeister sich längst nicht mehr in jede Netz-Debatte hinein. Erst recht nicht, wenn als Profilbilder irgendwelche Comic-Figuren auftauchen: „Ich gucke mir längst nicht mehr an, wenn irgendein ,Snoopy 82‘ sich meldet und genau weiß, was für ein charakterloser, mängelbehafteter Mensch ich bin. Das kriege ich nur noch dann mit, wenn Dritte mich darauf hinweisen. Aber denen sage ich oft, sie sollten mich künftig gar nicht erst darauf ansprechen - da muss man sich auch schützen“, hat er gelernt, vieles zu ignorieren.

„Anfangs war es für mich schwierig, als ein Mensch, der gerne auch mal das letzte Wort hat, Dinge nicht zu kommentieren. “

Erik O. Schulz
Oberbürgermeister in Hagen

Entsprechend hat der passionierte Handy-Nutzer sein Netz-Gebaren verändert: „Anfangs war es für mich schwierig, als ein Mensch, der gerne auch mal das letzte Wort hat, Dinge nicht zu kommentieren. Inzwischen habe ich gelernt, eher zu schweigen. Argument, Rede, Gegenrede – wenn das nicht mehr funktioniert, dann macht es manchmal einfach keinen Sinn“, stellt er fest, dass mit Corona die Sitten sich noch einmal erheblich zum Negativen verändert haben. „Selbst beim kontroversen Gespräch in der Kneipe, selbst wenn die Leute schon ein paar Bier getrunken haben, gibt es eine andere Form des Anstandes und der Kultur des Ausredens und des Zuhörens. Diese ganz normalen Regeln des Austausches gelten leider nicht mehr im Netz. Und das ist definitiv kein Thema der Bildung und des Intellekts.“

Beim CDU-Parteitag im Frühjahr 2014 wurde der inzwischen parteilose Erik O. Schulz (rechts) zum OB-Kandidaten in der Nachfolge zu Jörg Dehm (links) nominiert.
Beim CDU-Parteitag im Frühjahr 2014 wurde der inzwischen parteilose Erik O. Schulz (rechts) zum OB-Kandidaten in der Nachfolge zu Jörg Dehm (links) nominiert. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Relativierend will der Oberbürgermeister den Fokus auf andere Momente, auf die positiven Erfahrungen richten: „Selbst zu so komplizierten Themen wie Flüchtlingsunterkünften gibt es in dieser Stadt Informationsveranstaltungen, zu denen 100 Leute kommen und trotz aller Sorgen, Unzufriedenheit und Ängste sich kultiviert austauschen. In meinen Augen gibt es durchaus noch eine überwiegende Zahl an Menschen, die gerne diskutieren und Argumente ins Feld führen. Dieser normale Diskurs findet allerdings oft nicht mehr die notwendige Aufmerksamkeit.“

Man müsse zudem aufpassen, dass man nicht in einen Fatalismus verfalle: „Ich habe in den Jahren als OB viel mehr inspirierende, bereichernde, anregende und mich nachdenklich machende Gespräche gehabt. Und oft habe ich gedacht: Schön, dass diesen Menschen das Thema nicht egal ist.“

Stark nur im Team

Natürlich war Erik O. Schulz von der Belastung des Jobs und der Taktung eines OB-Tages nicht überrascht, als er 2014 erstmals die Amtskette um den Hals drapiert bekam: „Ich war mir nicht im Unklaren darüber, dass das mein Leben erheblich verändern wird. Das ist anstrengend, oft auch sehr herausfordernd und geht an Belastungsgrenzen. Das weiß man abstrakt vorher. Ich sage oft im Spaß, das ist wie heiraten: Da weiß man im Kern auch, was einen erwartet, und man will es auch und entscheidet sich bewusst dafür, aber man kann nicht jede Situation vorhersehen, die einen im Laufe des Lebens ereilt.“

Er sei früher zu Beginn der Ferien nicht so müde wie in den OB-Jahren gewesen: „Das liegt natürlich an der Menge der Stunden, der Wochen und der Termine. Ich würde aber immer sagen: Ja, anstrengend – aber oft auch schön anstrengend. Da hilft oft der Zusammenhalt in einer Führungsmannschaft. Für diese Unterstützung der vielen Menschen im Hause bin ich sehr dankbar.“ Zugleich räumt er ein, dass es sich bei der Rolle des Verwaltungschefs um eine sehr spezielle Aufgabe handele, bei der man im Alter in der Rückschau sicherlich auch die Dinge ein wenig verklärt und mit Fokus auf das Positive betrachte.

„Ich war mir nicht im Unklaren darüber, dass das mein Leben erheblich verändern wird. Das ist anstrengend, oft auch sehr herausfordernd und geht an Belastungsgrenzen. “

Erik O. Schulz
Oberbürgermeister in Hagen

Die Tatsache, dass man als Oberbürgermeister auf kommunaler Ebene reichlich Themen umsetzen und verwalten muss, die man ursprünglich weder initiiert noch auf den Weg gebracht hat, wird da sicherlich gerne als erstes verdrängt. „Als Stadt sind wir auf der einen Seite am Ende der Nahrungskette der staatlichen Ebenen, auf der anderen Seite aber natürlich auch am nächsten an den Menschen dran. Das hat Vor- und Nachteile zugleich: Wenn der Bund Versprechungen macht, die am Ende die Kommunen einlösen müssen – also klassische Konnexität, wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen –, sollte das bitte auch funktionieren“, legt Schulz den Finger in die Wunde. „Denn das tut es eben nicht, und das ärgert einen oft. Aber das hilft ja nichts. Wir können es immer wieder nur neu ansprechen.“

Wenn es nach Erik O. Schulz gegangen wäre, hätte seine damalige Partei ihn bereits für die Kommunalwahl 2009 als Spitzenkandidaten nominiert. Doch die SPD entschied sich damals noch für den Hasper Jochen Weber (rechts).
Wenn es nach Erik O. Schulz gegangen wäre, hätte seine damalige Partei ihn bereits für die Kommunalwahl 2009 als Spitzenkandidaten nominiert. Doch die SPD entschied sich damals noch für den Hasper Jochen Weber (rechts). © WP | WP-BILD,

Eine echte Sisyphos-Aufgabe: „Dabei habe ich natürlich das Gefühl, dass täglich das Murmeltier grüßt. Ich weiß nicht mehr, wie oft wir mit dem Bündnis für die Würde der Städte auf die Notwendigkeit der kommunalen Finanzierung hingewiesen haben. Ich kann nur feststellen: Es war eigentlich egal, wer in der Bundesregierung war. Dass es einen signifikanten Paradigmenwechsel in der Sichtweise auf die Kommunen gegeben hat, kann ich nicht feststellen. Da ist zum Teil auch heute noch sehr viel Unkenntnis und Unwissenheit unterwegs“, verfolgt er oft kopfschüttelnd die ignoranten Reaktionen von Kollegen aus weniger notleidenden Städten. Dabei sei es nun mal ein verfassungsrechtlicher Rang, dass in Deutschland die Lebensverhältnisse gleich sind und dafür auch die finanziellen Grundlagen geschaffen werden müssten.

Aufgeben ist keine Option

„Ja, das ärgert mich, übrigens auch permanent. Aber ich versuche, mich von diesem Ärger nicht paralysieren zu lassen. Man kann sich doch nicht wie ein Käfer auf den Rücken legen und mit den Gliedmaßen strampeln, sondern wir hören einfach nicht damit auf, unsere Interessen zu vertreten“, gibt sich der OB entschlossen. Dennoch müsse man trotz der himmelschreienden Ungerechtigkeit bei der kommunalen Finanzierung auch immer auf die eigene Verantwortung blicken.

Schulz verfolgt durchaus mit Empathie, wie manche Amtskollegen zum Teil arg unter dem zunehmend aggressiven und forderndem Klima, das rund um den Job entsteht, leiden: „Ich bin daher unendlich dankbar, dass ich nicht zur Depression neige. Das ist ja auch ein Stück Glück. Ich bin weiter motiviert und gehe jeden Morgen gern zur Arbeit. Das Gefühl, morgens angesichts des Jobs einfach nicht mehr aus dem Bett steigen zu wollen, ist mir fremd“, weiß er seine persönliche Situation und Konstitution zu schätzen. „Das hat in Hagen sicherlich auch ganz viel mit der Zusammenarbeit im Team zu tun. Daraus kann ich meine Energie ziehen.“

Krisen gab es in der Amtszeit von Erik O. Schulz reichlich: Angesichts des Jahrhunderthochwassers im Juli 2021 brach der Verwaltungschef prompt seinen Sommerurlaub ab.
Krisen gab es in der Amtszeit von Erik O. Schulz reichlich: Angesichts des Jahrhunderthochwassers im Juli 2021 brach der Verwaltungschef prompt seinen Sommerurlaub ab. © WP | Michael Kleinrensing

Ebenso aus den Rückmeldungen aus der Bürgerschaft, die keineswegs durchweg kritisch seien, sondern viele Menschen würden auch dankbare Signale senden: „Empathie und Verletzlichkeit ist in meiner Rolle keine Schwäche. Man muss auch Dinge an sich ranlassen, sich in andere hineinversetzen und sensibel für Signale sein.“ Der Anteil der Menschen, die konstruktiv unterwegs seien und für Argumente weiterhin offen sind, sei weiterhin hoch genug, um sich in Gesprächen intensiv auszutauschen.

Sorge um die Tonalität

„Mit dem Bruch der Ampel hat sich die Tonalität erheblich verändert“, blickt Schulz durchaus mit Sorge auf die Debattenkultur im sich zuspitzenden Bundestagswahlkampf. „Da nehme ich niemanden aus. Und das ist genau das, was auch ansonsten das Miteinander prägt. Das gefällt mir nicht. Denn die Tonalität im Umgang mit den Bürgern sollte auf einem Niveau gehalten werden, wo man in keiner Situation respektlos wird. Das ist zugleich ein Auftrag an das Amt des OB. Da hat man eine Vorbildfunktion. Ebenso gilt das für Verwaltung, für die Politik und die Medien. Das würde ich gerne auch für die Sozialen Medien so sehen, nur dort ist es eben ganz schwer zu steuern.“

„Mit dem Bruch der Ampel hat sich die Tonalität erheblich verändert.“

Erik O. Schulz
Oberbürgermeister in Hagen

Mit den Jahren hat sich ebenfalls die Urlaubskultur des Hagener Oberbürgermeisters verändert. Zunehmend genießt Erik O. Schulz gemeinsam mit seiner Frau Spaziergänge und Momente der Ruhe: „Die kontemplative Stille nimmt mehr Raum ein. Ich schlafe im Urlaub minimum acht Stunden, während ich früher gerne auch mal mit vier bis fünf Stunden ausgekommen bin. Auch an den Wochenenden gibt es zwischen Terminen Phasen mit Pausen, um den Akku aufzuladen.“ Und er schiebt noch einen Satz nach, der eben doch keine Politiker-Floskel sei: „Es ist eine ganz wichtige Stütze, dass meine Frau das Amt mitträgt. Das ist schon sehr hilfreich.“

Oberbürgermeister Erik O. Schulz geht auch im elften Jahr seiner Amtszeit keiner Sachdiskussion aus dem Weg. Menschen mit Argumenten zu überzeugen, ist weiterhin sein Anspruch.
Oberbürgermeister Erik O. Schulz geht auch im elften Jahr seiner Amtszeit keiner Sachdiskussion aus dem Weg. Menschen mit Argumenten zu überzeugen, ist weiterhin sein Anspruch. © WP | Michael Kleinrensing

Dennoch naht jetzt das Ende im Amt: „Mein Kopf hat gesagt, besser jetzt aufzuhören. Nach meinem Bauchgefühl hätte ich schon noch Lust gehabt. Aber der Wahltag ist ein Versprechen nicht für den September 2025, sondern bis Oktober 2030. Und ob ich das mit 65 Jahren noch so gewollt hätte mit dieser Taktung, war ich eben nicht uneingeschränkt sicher.“ Noch fühle er sich keineswegs ausgelaugt. Im Moment sei er eher neugierig, wie gut er im Herbst den Job wieder loslassen könne.

Mal dick-, mal dünnhäutiger

Und was gibt er seinem Nachfolger mit auf den Weg? „Jeder, der dieses Amt begehrt und erringt, muss seine eigene Handschrift entwickeln“, gibt sich Schulz mit Ratschlägen zurückhaltend. „Ich habe eine liebenswerte Stadt in gute Hände abzugeben und kann nur empfehlen, den Menschen nah zu bleiben.“

Als OB müsse man darauf vertrauen, sich auf viele gute Leute im Rathaus verlassen zu können. Anders seien die großen Herausforderungen kaum zu bewältigen. Außerdem müsse man Geduld mitbringen und mit Beharrlichkeit an den Themen arbeiten.

„Ich habe eine liebenswerte Stadt in gute Hände abzugeben und kann nur empfehlen, den Menschen nah zu bleiben.“

Erik O. Schulz
Oberbürgermeister in Hagen

„Man wird mit den Jahren sowohl dick- als auch dünnhäutiger“, bilanziert Schulz. „Man wird erfahrener im Umgang mit den Folgen von Dünnhäutigkeit, aber vielleicht auch etwas empfindsamer mit Fragen, die man schon hundertmal erlebt hat. Natürlich darf man sich nicht alles zu Herzen nehmen, aber sich auch keine so dicke Hornschicht zulegen, dass einen nichts mehr berührt und jegliche Empfindsamkeit schwindet. Wenn einem alles an die Nieren geht, haben die Bürger auch nichts davon. Aber positive Sensibilität ist sicherlich auch kein negatives Kriterium. Noch gekränkt werden zu können, ist keine Schwäche.“