Breckerfeld. Auf dem Hof von Udo Baumeister in Breckerfeld gibt es eine Maschine, die Eier kochen und schälen kann. Das ist deutschlandweit fast einzigartig.
Es gibt Osterfeste, da hätte man sich solch eine Maschine gewünscht. Nicht den ersten Part, den man ja noch relativ schnell in einem kochenden Wassertopf auf dem Herd erledigen kann. Aber doch den zweiten Teil, den dieses technische Wunderwerk vollbringen kann. Sie kann Eier schälen. Und wer sich mal mit einem selbst gekochten Osterei herumgeärgert hat, das partout seine Schale nicht ablegen wollte, weiß, wovon hier die Rede ist.
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Aber dieses technische Wunderwerk - das ist Teil der Wahrheit - findet in keinem Einfamilienhaus Platz. Es steht in einer großen Halle auf dem Hof von Landwirt Baumeister in Breckerfeld. Es ist eine von nur zwei Eier-Koch-und-Schäl-Maschinen, die es in ganz Deutschland gibt. Was nahelegt, dass sie den jährlichen Eierbedarf eines durchschnittlichen Haushalts innerhalb von wenigen Sekunden gepellt hätte.
1,5 Millionen Euro investiert
Nun amortisiert sich eine solche Investition - rund 1,5 Millionen Euro hat Udo Baumeister einst für die Maschine bezahlt - in einem Einfamilienhaus auch niemals. In dem Betrieb im beschaulichen Brenscheid sehr wohl. Was an der Masse der Eier („Das einzige tierische Produkt, das schon mit Verpackung hergestellt wird“) liegt, die hier 15 Minuten bei 92 Grad gekocht, dann abgeschreckt, gepellt, heruntergekühlt, in Salz und Essig eingelegt und schließlich verpackt und (noch) per Hand in Kartons gelegt werden. Rund 200 Millionen Eier in einem Jahr verlassen die Halle.
„Wir müssen zukaufen in ganz Europa. Selbst die Mengen in ganz Deutschland würden nicht ausreichen.“
Eine kaum vorstellbare Menge, die all die Hühner, die bei Baumeister in Brenscheid in Boden- und Freilandhaltung leben - immerhin rund 110.000 Tiere - auf keinen Fall selbst produzieren können. Schon gar nicht in der geforderten Größe „S“ (small für klein). „Wir müssen zukaufen in ganz Europa“, so Stephan Werthmann, Geschäftsführer bei Baumeister, „selbst die Mengen in ganz Deutschland würden nicht ausreichen.“
Eier kommen mit Sattelzügen
Zwei bis drei Sattelzüge randvoll mit kleinen Eiern (auch aus Kleingruppenhaltung) rollen deshalb jeden Tag über den eigens ausgebauten Weg von Delle durch die Senke und wieder hinauf nach Brenscheid. Sie kommen aus Finnland, Schweden, Tschechien oder Polen. „Da gibt es Betriebe, die haben ein zigfaches der Tiere, die wir hier halten“, sagt Udo Baumeister. 12 Millionen Hühner sind es verteilt auf mehrere Standorte beim größten Hühnerhalter in Polen.
„In nahezu jedem Kartoffelsalat, der in Supermärkten verkauft wird, finden sich unsere Eier.“
Im Drei-Schicht-Betrieb wird in der Produktionshalle bei Baumeister gearbeitet. Auch, weil das Geschäft mit den gekochten und geschälten Eiern (zwischen 60 und 70 Prozent des Gesamtumsatzes) so gut läuft. „Wir beliefern fast alle Produzenten der Feinkostindustrie“, sagt Udo Baumeister, „in nahezu jedem Kartoffelsalat, der in Supermärkten verkauft wird, finden sich unsere Eier.“ Dazu kommen beispielsweise Gastronomie und Bäckereien. Der Eierverbrauch in Deutschland sei - im Gegensatz zum rückläufigen Fleischverbrauch - relativ konstant
Container für 12.600 Eier
Naser Hoti ist der Mann, der über all das wacht. Der 45-Jährige ist der Betriebsleiter des Eierkoch- und Schälbetriebs. Einer, der die Maschine und die Abläufe hier kennt. „In die kleinsten Packungen kommen hier fünf Eier, in die größten rund 12.600“, sagt der Mann, der aus dem Kosovo stammt, in der direkten Nachbarschaft des Betriebs lebt und ausgebildeter Elektrotechniker sowie Fachkraft für Lebensmitteltechnik ist. Es sind Spezialcontainer, die eine Tonne fassen. 700 Kilo Eier und 300 Kilo Salz- und Essig-Lösung, die nach den Vorgaben der Abnehmer zusammengestellt wird.
„Die Eier dürfen nicht zu frisch und nicht zu alt sein. Sonst lassen sie sich am Ende nicht schälen.“
Zehn Tage lagern die Eier, bevor sie gekocht werden. „Sie dürfen nicht zu frisch und nicht zu alt sein“, sagt Naser Hoti. „Sonst lassen sie sich am Ende nicht schälen.“ Was in der Maschine, in der die Schale mit Gummis abgezogen wird, in 97 Prozent der Fälle ohne Reste gelingt. Am Ende wacht ein Mitarbeiter über die Qualität, nimmt jedes Ei in Augenschein.
Kalkdünger aus Eierschalen
2008 ist der Koch- und Schälbetrieb - im Grunde das wirtschaftliche Herz bei Baumeister - an den Start gegangen. „Im Grunde liegen die Wurzeln noch weiter zurück“, sagt Udo Baumeister. „Mein Vater hatte in den 80er-Jahren die Idee, gekochte und geschälte Eier zu verkaufen und hat dafür extra einen ehemaligen Koch eingestellt. Der hat damals 30.000 Eier pro Woche geschafft. Das geht hier heute fast in einer Stunde durch.“
Was am Ende des Prozesses übrig bleibt, sind tonnenweise Eierschalen. Die werden getrocknet und auf den Feldern verteilt - als Kalkdünger.