Breckerfeld. Die Unfallkommission hat auf Breckerfelder Gebiet an der L 699 jetzt Tempo 70 angeordnet. Mehr Lärmschutz wird das kaum bringen.

Eine Geschwindigkeitsbeschränkung an der Steigung hoch nach Breckerfeld auf 70 km/h, weitere Tafeln, die auf die zahlreichen Kurven hinweisen sowie – falls notwendig – das Erneuern der sogenannten Protektoren an Schutzplanken – mit diesen Veränderungen soll die L699 zwischen Ennepetal und der Hansestadt sicherer für Motorradfahrer werden. Beschlossen wurden sie jetzt in einer Sitzung der Unfallkommission. Das teilte der Ennepe-Ruhr-Kreis mit. Im unteren Bereich des Tals, wo sich Anwohner ebenfalls massiv über den zunehmenden Lärm beschwert hatten, passiert nichts.

Hintergrund: In der jüngeren Vergangenheit hatte es auf dem Streckenabschnitt der Landesstraße auf Breckerfelder Stadtgebiet mehrere schwere und einen tödlichen Motorradunfall gegeben. Acht „relevante“ Unfälle innerhalb von zweieinhalb Jahren in einem Bereich von 1,4 Kilometern - einer mit tödlichem Ausgang - waren gezählt worden. Die Kreispolizeibehörde bewertete die L699 deshalb als sogenannte Unfallhäufungsstelle, sie wurde folglich zum Thema in der Unfallkommission.

Unfälle werden bewertet

Mitglieder der Kommission sind Vertreter der Straßenverkehrs- und Straßenbaubehörden sowie der Polizei. Ihre Aufgabe ist es, Unfallhäufungen zu bewerten sowie bauliche oder verkehrsregelnde Schritte zu beschließen, die Straßen sicherer und Unfälle unwahrscheinlicher machen. Hierzu zählen beispielsweise das Aufstellen von Schildern, das Anordnen von Beschränkungen oder Verboten sowie das Umbauen von unfallanfälligen Stellen.

Motorradfahrer stürzt auf L 699 in Breckerfeld
Immer wieder war es zuletzt an der L 699 zu schweren Motorradunfällen gekommen. © Feuerwehr Breckerfeld | Feuerwehr Breckerfeld

Wegen der extrem hohen Belastung - insbesondere an sonnigen Wochenenden - waren zuletzt auch die Anwohner der Landstraße, die über Ennepetaler und Breckerfelder Gebiet führt, auf die Barrikaden gegangen. Eine Bürgerbewegung hatte sich formiert. Allerdings hatte der Kreis damals deutlich gemacht, dass rein formal an der Strecke kein Lärmproblem gegeben sei. Anders beispielsweise als an einer viel befahrenen Autobahn trete der Lärm ja nur zu Spitzenzeiten auf (immer dann, wenn Motorräder unterwegs sind). Da es aber auch Zeiten gebe, zu denen die Straße kaum genutzt werde und auch diese Werte in eine Gesamtbewertung mit einflössen, reiche der Krach im Durchschnitt nicht aus, um Maßnahmen zu ergreifen.

Lärmschutz kommt nicht voran

Von daher bleibt auch Tobias Krug, einer der Initiatoren der Bürgerinitiative, erst einmal zurückhaltend. „Immerhin: Es tut sich etwas“, sagt er mit Blick auf die Entscheidung der Unfallkommission. „Aber in Sachen Lärmschutz bringt uns das nicht voran.“ Die Initiative habe, so Krug, zuletzt den Kontakt zur Politik gesucht und auf die Probleme an der Strecke aufmerksam gemacht. Auch mit der Initiative Prorad-EN sei man im Austausch, deren Ziel es mal gewesen sei, die L 699, die ja Bestandteil der Ennepe-Runde ist, zu einer Fahrradstraße zu machen. „Wir bleiben auf jeden Fall weiter an dem Thema dran.“

WP Lokalbild Hagen
Auch im Mai hatte oberhalb der Ennepetalsperre in Breckerfeld ein Fahrer die Kontrolle über seine Maschine verloren. Das Motorrad wurde von einem Zaun abseits der Strecke gebremst. © WP | Jens Stubbe

Dabei hatte die Initiative zuletzt betont, dass man nicht grundsätzlich gegen Motorradfahrer sei. „Wir wollen mit positiven Botschaften auf alle zugehen, die mit ihren Maschinen über die L 699 fahren“, so Krug, der zum Beispiel Plakate im Auge hat, die die Fahrer auffordern, bewusst vom Gas zu gehen und die Landschaft zu genießen.

Baumann ernüchtert

Für eine Beruhigung hatte sich zuletzt auch Klaus Baumann, ehemaliger Bürgermeister von Breckerfeld und jetzt CDU-Kreistagsmitglied, eingesetzt. Einen Antrag mit dem Ziel, die Situation in Bezug auf Lärm und Unfälle zu entspannen, hatte die Union eingebracht. „Ich kann als ehemaliger Verwaltungsmensch zwar verstehen, dass man sich für ein abgestuftes Vorgehen einsetzt“, so Baumann, „aber letztlich hätte ich doch mehr erwartet, als jetzt angeordnet wird. Aus meiner Sicht wären da weitere Maßnahmen möglich gewesen, ohne dass erst weitere schwere Unfälle passieren müssen.“