Henkhausen. In Hagen entsteht ein neues Schwimmbad. Die Arbeiten schreiten rasant voran. Ein erster Bericht vom Beckenrand.
Die äußere Form erinnert ein bisschen an die Ischelandhalle. Schräg verlaufen die meterhohen, in Schwüngen geschnittenen Holzbalken hinauf Richtung Wohnbebauung am Jagdweg, der am dichtesten an das Hasselbachtal angrenzt. Unter dem Gerippe aus wuchtigen Betonwänden und dem hellen Buchenholz steht Achim Eberhardt, der wohl wichtigste Mann auf dieser Baustelle. Er ist Polier und hier das Bindeglied zwischen den Bauarbeitern und der Bauleitung. Ein unaufgeregter Mensch, der mit dieser Charaktereigenschaft symbolisch für den Fortgang des Baus des neuen Ganzjahresbades in Henkhausen steht. Es gibt nämlich keine Aufregung.
Gefühlt ist es drei Wimpernschläge her, dass sie hier Grundsteinlegung gefeiert haben. Und vielleicht fünf, dass ein Abbruchunternehmen dem ehemaligen und traditionsreichen Freibad Henkhausen hier den Garaus gemacht hat. Man vertut sich aber. Der Abbruch begann im Mai, im September Grundsteinlegung. Jetzt - nur vier Monate später - steht das Skelett des Gebäudes, das künftig das Hallenbad bilden wird.
Über Holzbohlen, die den Regen und den tauenden Schnee in sich aufgesogen haben, führt Bauleiter Tim Völcker die neugierige Presse in das Innere. Alles ist schon da, in seiner künftigen Form erkennbar. Im 25 Meter langen Becken streichen drei Arbeiter den frischen Beton auf jener Rampe spiegelglatt, die künftig den Übergang zwischen dem Hubboden und dem nicht auf - und abfahrbaren Bereich des Beckens bildet.
Hölzerne Dachkonstruktion fertig
Immer wieder geht der Blick nach oben auf die hölzerne Dachkonstruktion. Wer hier künftig seine Bahnen zieht, blickt dort hinauf und aus dem Wasser links, recht und geradeaus durch himmelartige Fensterfronten hinaus in den Wald. Vielleicht gelingt es ja doch, den alten Charakter des Bades in der Natur zu erhalten.
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Der Frost schmerzt
Dass der Frost schmerzt, hört man auf jeder Baustelle im Winter. Vielleicht müssen Bauleiter das auch sagen, um wie beim schriftlichen Addieren den Puffer im Sinn zu haben. Denn wenn man nicht nur Tim Völcker vom Generalunternehmen Depenbrock, sondern auch Mike Hellmann (29), Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft des Hohenlimburger Schwimmvereins (HSV), Glauben schenken darf, dann marschieren sie hier sowas von punktgenau auf den 19. Dezember dieses Jahres zu, dass es einem unheimlich vorkommen kann. Dann nämlich soll Schlüsselübergabe sein. Ab dann soll hier geschwommen werden.
Unternehmen baut erstmals mit einem Verein
Hellmann ist jeden Tag vor Ort. Ansprechbar, aufmerksam, flexibel. Für das Generalunternehmen Depenbrock auch eine Sondersituation. Sie bauen nicht zusammen mit einer Kommune, einer Gemeinde oder einem Kreis ein Schwimmbad. Sondern - lassen wir den juristischen GmbH-Überbau mal weg - mit einem Schwimmverein. Der ist auf seiner eigenen Mikroebene so kleinteilig organisiert, dass er jede Frage „just in time“ beantworten kann.
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Der Zauber des Nauanfangs
Der enorme Fortschritt treibt die HSVler an. Das ist gut nachvollziehbar. Jahrelang haben sie hier die vielleicht liebevollste, aber auch anstrengendste Flickschusterei der Stadt betrieben. Aus dem alten Becken ist schneller Wasser versickert, als die Kinder der nicht weit entfernten Grundschule im Kley „Henkhausen“ buchstabieren können. Der Zauber des Neuanfangs, 100 Jahre nach Eröffnung des alten Freibades, macht hier förmlich alle heiß, sich reinzuknien.
Im März beginnt der Innenausbau
Polier Achim Eberhardt ruckelt den Plastikhelm auf seinem Kopf zurecht. „Ne, das läuft hier“, sagt er. „Wir sind sieben Mann. Also mit mir acht.“ Was verwundert, denn das Baufeld lässt Dutzende Bauarbeiter vermuten. Im März soll das Hallenbad komplett geschlossen sein und der Innenausbau beginnen. „Die Fenster kommen die Tage“, sagt Bauleiter Tim Völcker im feinsten Westfälisch. Das Becken, ja das Becken, das werde spannend.
Die Herausforderung des Beckens
Das wird in mehreren Teilen passgenau angeliefert und vor Ort verschweißt. Millimeterarbeit und vor allem eine Frage der Dichtheit. Dass eine gewisse Nervosität da kein baulicher Kokolores ist, zeigt ein Blick nach Hemer. Dort war nach Einbau und Verschweißung des Beckens im neuen Felsenmeerbad eine Undichtigkeit aufgetreten. Das Wasser tropfte aus dem nagelneuen Becken. Die Reparatur war aufwändig, verzögerte die Eröffnung. Deshalb hat man in Henkhausen Wert auf die große Erfahrung des engagierten Beckenbauers gelegt.
Personenlift für den Haupteingang
Das Eingangsportal ist schon fertig, eine Rampe, die einen Personenlift bekommen wird, wird noch gebaut. Umkleiden und Duschbereiche lassen sich in äußerer Form schon erkennen. Der Technikbereich im Keller wirkt auf den ersten Blick riesig. „Das wird aber sportlich, die gesamte Badtechnik hier unterzukriegen“, sagt Bauleiter Völcker. „Das passt, aber da wird nicht mehr viel mehr Platz bleiben.“ Er bleibt im Westfälischen: „Die Flächen, die wir hier haben, müssen wir ausknartschen“.
Grundwasser steht hoch an
Richtung Frühling wird dann das Außenbecken ausgehoben. Hier wird ebenfalls ein Edelstahlbecken realisiert - mit Kinderbereich. Vermutlich wird man hier wieder reichlich Grundwasser wegdrücken- und pumpen müssen. Das steht nämlich sehr hoch an. Von den 1600 Kubikmetern Beton, die hier verbaut werden, verschwindet das Meiste deshalb in der Sohle.
Bislang, so die Beobachtung, fügt sich der Bau architektonisch ordentlich in das Hasselbachtal ein. Diese optische Wahrnehmung soll aber nicht darüber hinweg deuten, dass ein Anwohner beim Verwaltungsgericht Klage gegen den Bau eingereicht hat. Bislang aber ohne aufschiebende Wirkung.