Hohenlimburg. Vor 13 Jahren riss man das Parkhaus am Bahnhof in Hohenlimburg ab. Nun lässt ein Stadtumbau wieder Parkplätze verschwinden. Geht das gut?
In den Archiven und im Geodatenportal der Stadt Hagen ruht ein Plan, der den schnöden Titel „Nr. 1/79“ trägt und in gewisser Weise auch eine Mahnung ist. Nämlich die, keine Fehler zweimal zu machen. Kein Konzept selbst aus den Ankern zu heben. Es handelt sich um den Bebauungsplan für das Gebiet der Hohenlimburger Innenstadt, der 1982 in Kraft getreten ist. Wenn man nun, 43 Jahre später, das Thema Parken im Hohenlimburger Ortskern angesichts eines Jahrhundert-Umbaus noch einmal anfasst, dann muss „Nr 1/79“ eine Warnung sein.
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Ein Parkhaus, das es nicht mehr gibt
In der Begründung zu jenem Bebauungsplan, der seit über 40 Jahren die Realitäten in der Innenstadt regeln soll, steht das Ziel einer „verkehrsberuhigten Innenstadt“. Um es zu erreichen, „ soll der private Stellplatzbedarf nicht wie bisher, auf den Grundstücken bzw. in Tiefgaragen nachgewiesen, sondern ausschließlich in dem in unmittelbarer Nachbarschaft am Bahnhof entstehenden Parkhaus untergebracht werden.“ Wohlgemerkt: Diese Zeilen stammen aus dem Jahr 1982.
Ursprünglicher Plan längst ausgehebelt
Alle restlichen vorhandenen Straßen sollten als Fußgängerzone mit zeitlich befristetem Anlieger- und Andienungsverkehr gestaltet werden. Es war also ein Konzept zum ruhenden Verkehr erkennbar, dass allerdings durch die Beseitigung gleich mehrerer dafür wichtiger Punkte über den Haufen geschmissen wurde: durch den Abriss des einstigen Parkhauses am Hohenlimburger Bahnhof (wo heute Rewe und Aldi stehen) und eine Parkpalette (eine Art Mini-Parkhaus) an der Ecke Prein- und Grünrockstraße.
Auch Parkpalette kam nicht
Besagtes Parkhaus am Bahnhof gibt es seit 13 Jahren nicht mehr. Das angedeutete „Mini-Parkhaus“ an der Preinstraße gibt es nicht. Damit sind zwei wesentliche Eckpfeiler, die den bestehenden Bebauungsplan begründen, verschwunden - und niemand hat es hinterfragt. Auch nicht im März 2019 - immerhin acht Jahre nach Parkhaus-Abriss - als die lokale Politik in Hohenlimburg einen Vorstoß gewagt hatte: die Prüfung einer Zuwegung, die über die Lohmannstraße zu einer möglichen Parkfläche zwischen Lohmann- und Herrenstraße führt.
Kleine Maßnahme abgelehnt
Hierzu hätte der Beginn der Fußgängerzone um 50 Meter vom Beginn der Lohmannstraße (Einmündung Bahnstraße) zur ehemaligen Gaststätte Haus Busch versetzt werden müssen. Ein Unternehmen hatte damals in Aussicht gestellt, zehn Parkplätze hinter der Herrenstraße 16 - also quasi dem Hinterhof zwischen Haus Busch und Brautmodengeschäft - entstehen zu lassen. Die Verwaltung hatte zwar angeregt, dies im INSEK-Prozess noch einmal zu diskutieren, hatte aber vor allem mit dem längst selbst torpedierten Bebauungsplan von 1982 argumentiert.
Kritischer Vorprüfbericht
Während nun, 43 Jahre später, das Berliner Sieger-Büro „bbzl“ den Rathausvorplatz und Marktplatz (Stellfläche für mehr als 100 Fahrzeuge täglich) als Natur-, Retentions-, und Flanierfläche plant, sollen angeblich noch 80 Stellplätze in der Innenstadt übrig bleiben. Was angesichts der Zeichnungen sehr fraglich erscheint und in einem der Redaktion vorliegenden Vorprüfbericht zu allen Wettbewerbseinreichungen als äußerst kritisch betrachtet wird. Zu den Vorprüfern gehörten zahlreiche Experten, die in Hagener Planungsämtern und wichtigen beteiligten Ressorts sitzen.
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Widersprüchliche Stellplatzannahmen
Ergebnis: Die Unterlagen zur Stellplatzanzahl seien „widersprüchlich“. Maximal 80 Stellplätze würden berücksichtigt. Zehn muss man bekanntlich abziehen, weil sie für die Polizeiwache in Hohenlimburg vorgehalten werden. Kritisch im Fokus der Prüfer auch: keine konkreten Aussagen zu behindertengerechten Plätzen, der Entfall von sieben Stellplätzen am Ärztehaus und fehlende gesonderte Stellplätze für Ärzte.
Ein Plan sah eine Quartiersgarage
Wie bereits berichtet, hatte der spätere Siegerentwurf zunächst gar nicht die Nase vorn. Sondern einer, der neben einem „Rathauspark“ eine Quartiersgarage vor der Polizeiwache für 76 Fahrzeuge vorsah. Zusätzlich neun Diagonalstellplätze gegenüber an der Freiheitstraße - zwei davon für Ärzte. Nach über zehn Stunden finaler Debatte wagte die Jury nach Informationen der WP nicht, dieses vermeintliche Symbol einer autogerechten Stadt zum Sieger zu küren und gab „bbzl“ den Vorzug.
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Weitere Ideen sind willkommen
Diese Zeitung wird im Zuge der gerade beginnenden Park-Debatte nach Weihnachten noch einmal die unterschiedlichen Planvorschläge der Landschaftsbüros optisch präsentieren, die ihre Visionen eingereicht haben. In der zweiten Januarwoche bietet die Redaktion auf dem Rathausvorplatz ganz konkret die Möglichkeit zum Gespräch und zur Kritik vor Ort. Den Termin geben wir noch genau bekannt.
Für Fragen und Vorschläge zum Integrierten Stadtteilentwicklungskonzept (Insek) können sich Interessierte an das Team des Citymanagements per E-Mail unter hohenlimburg@stadt-handel.de, telefonisch unter Telefon 0157/53264020 oder auf Facebook und Instagram unter „Lieblingsort Hohenlimburg“ wenden.