Hohenlimburg. Die Bezirksregierung stellt zwei Planungsmängel fest. Einer betrifft die Fläche des Lennebades nach dessen Abriss. Wie es weitergeht.

Mächtiger zeitlicher Dämpfer für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (InSEK) Hohenlimburg. Auf dem durch das Land mit 12 Millionen Euro geförderten Städtebauprogramm ruhen die Zukunftshoffnungen des Hohenlimburger Stadtkerns. Doch nun sorgt ein Hinweis von der Bezirksregierung in Arnsberg dafür, dass der lokalen Politik teilweise die Kinnlade runterfällt. Das aufgestellte Konzept hinkt an zwei Stellen ordentlich.

Was geschieht mit dem Lennepark, wenn das Lennebad abgerissen worden ist?
Was geschieht mit dem Lennepark, wenn das Lennebad abgerissen worden ist? © WP | Nils Calik

Der Tagesordnungspunkt klang mehr so, als könnte man sich währenddessen einen Kaffee holen: „Sachstand zum InSEK“ Hohenlimburg. Doch was Andreas Beilein vom Fachbereich Stadtentwicklung zu sagen hatte, hatte es in sich. Der Fördergeber - die Bezirksregierung oder genauer: das Land - sehen Schwachstellen im Planungsprozess, der über zwei Jahre Zeit verschlungen hat. Beilein kündigte seinen Vortrag selbst an mit dem Satz: „Das muss man erst mal sacken lassen.“

Die Bezirksregierung möchte wissen, was mit dem Gelände des Lennebades geschehen soll, wenn es abgerissen wurde. Da braucht es eine Richtungsentscheidung
Andreas Beilein, Fachbereich Stadtentwicklung der Stadt Hagen

Knackpunkt Lennepark

Konkret sind zwei Sachen unklar bzw. bislang nicht bedacht: Das InSEK Hohenlimburg gibt keine klare Auskunft darüber, was eigentlich mit dem Lennepark geschieht, wenn das Lennebad abgerissen worden ist. Dieser Beschluss steht bekanntlich zugunsten eines Schwimmbadneubaus auf dem Gelände des Freibades Henkhausen. „Was will man hier tun, fragt uns die Bezirksregierung“, gab Andreas Beilein Inhalte eines Gesprächs mit dem Fördergeber weiter. „Will man zum Beispiel die Plätze für Reisemobile vergrößern? Oder kommt auch Wohnbebauung in Betracht?“

Das Wort „Wohnbebauung“ hätte er dabei besser nicht erwähnen sollen, denn es sorgte geradezu für eine allergische Reaktion bei einigen Mitgliedern der Bezirksvertretung. Frank Schmidt (Bürger für Hohenlimburg) und Andrea Peuler-Kampe (Grüne) insistierten sofort, verwehrten sich gegen eine solche Planungsrichtung, zumal die Fläche für „Gemeinbedarf“ bestimmt sei.

Es fehlt eine Richtungsentscheidung

Zur Wahrheit gehört aber auch: Weder Politik noch Verwaltung haben im bisherigen Planungsprozess eine Richtungsentscheidung getroffen. Und das macht die Bezirksregierung stutzig. Wie Stadtplaner Andreas Beilein erklärt, werfe das in Arnsberg sogar die Frage auf, ob Hohenlimburg sich mit der Größe des Fördergebietes nicht übernehme und stattdessen ein kleineres fasse, in das die Lennebad-Fläche erst mal nicht gehören würde. „Das würde gehen“, sagt Andreas Beilein. Man könnte zu einem späteren Zeitpunkt ein kleineres InSEK auf der anderen Lenneuferseite beantragen.

Der Brucker Platz nahe der Lenne. Hier sieht die Bezirksregierung noch Planungsrückstand.
Der Brucker Platz nahe der Lenne. Hier sieht die Bezirksregierung noch Planungsrückstand. © WP | Torben Dieterich

Das hätte aber sofortige Auswirkungen. Beispielsweise würden die Hausbesitzer hinter dem Lennebad und an der Iserlohner Straße (der Bereich bildet eines der attraktivsten Innenstadt-Ensembles mit Schloss- und Flussblick) den Anspruch verlieren, Teil eines Fassadenprogramms zu werden. Kämmerer Christoph Gerbersmann unterfütterte die Haltung der Bezirksregierung: „Man möchte einfach keine großen Planungsgebiete mehr mit langen Umsetzungszeiten und mehreren Problemen. Vielmehr sollen kleinere Gebiete gefasst werden mit weniger Vorlauf und einem vereinfachten Planungsverfahren“, erklärte er, dass das Land zügigere, praktikablere und einfachere Umsetzungen wünscht.

Und da kommt der zweite Knackpunkt ins Spiel: der Brucker Platz, quasi die Verlängerung des Marktplatzes Richtung Lenne. „Die Bezirksregierung sieht, dass man am Rathausplatz weiter mit den Planungen ist als hier“, so Andreas Beilein. Für Bezirksvertreter Frank Schmidt sei es hier nach gegenwärtigem Stand viel wahrscheinlicher, die Innenstadt wirklich zur Lenne hin zu öffnen, als am alten Rathaus. Die Bezirksregierung wird da deutlich: Hier wird eine Neukonzeption gewünscht. Kein Fortsetzungsantrag auf Basis des bestehenden InSEKS, sondern ein neuer Erstantrag inklusive neuem ISEK (das darf nur 25 Seiten groß sein) und verkleinertem Maßnahmen-Paket bis Ende September 2024. Das würde auch bedeuten, dass mit aktuellen, geplanten baulichen Maßnahmen nicht begonnen werden könne.

Das Land möchte künftig schneller in die Umsetzung kommen. Kleinere Planungsgebiete, weniger Vorlauf, schnellere Umsetzung.
Christoph Gerbersmann, Kämmerer der Stadt Hagen

Jahre der Planung

Fast zwei Jahre musste der Bezirk auf die Zusage der Millionen-Förderung warten. Im Dezember 2020 hatten Rat und Bezirksvertretung das Konzept abgesegnet, für das die Stadt Hagen das Dortmunder Planungsbüros „plan-lokal“ mit ins Boot genommen hatte. Bei der ersten Bewerbung für das Jahr 2021 ging Hohenlimburg jedoch leer aus.

Zum verabschiedeten InSEK gehören bislang beispielsweise ein Hof- und Fassadenprogramm im Ortskern, die Einrichtung eines City-Managements oder der Plan, die Lenne „als natürliche Ressource mit dem urbanen Raum zu verbinden und somit eine Steigerung der Aufenthaltsqualität der öffentlichen Plätze und insbesondere des Rathausplatzes als zentraler Bezugs- und Treffpunkt im Stadtgefüge auszubilden“, heißt es in dem bisherigen Konzept.

Darüber hinaus soll ein Verfügungsfonds eingerichtet werden, über den Projekte finanziell gefördert werden, die der Realisierung der Ziele der Stadterneuerung dienen. Und: räumlich-funktionale Stärkung der Fußgängerzone sowie Aufwertung der Wegebeziehungen Altstadt – Bahnhof – Langenkamp. Ohne jede Übertreibung darf das InSEK als die größte Städtebaumaßnahme Hohenlimburgs seit dessen Eingemeindung 1975 bezeichnet werden. Übrigens: Bestehende Förderbewilligungen könnten laut Stadtverwaltung wohl ins neue InSEK integriert werden. Andreas Beilein: „Einen zeitlichen Vorteil gibt es auch noch: Man hätte noch mal zehn Jahre Zeit, bis die letzte Maßnahme abgeschlossen sein muss.“