Hagen-Wehringhausen. 39 Jahre hat Susanne Timmerbeil ihren Bioladen in Hagen-Wehringhausen betrieben. Nun hört sie auf. Und wie geht‘s in der Lange Straße 57 weiter?

Ein Blick nach Wehringhausen: „Ich habe meine Pullover nie selbst gestrickt, dafür war ich viel zu faul, aber seit ich denken kann, ernähre ich mich Bio. Und stehe auch heute noch genau wie vor 40 Jahren voll hinter Bioprodukten“, sagt Susanne Timmerbeil mit fester Stimme. Die 66-Jährige ist eine Institution in Hagen-Wehringhausen, betreibt sie doch seit 39 Jahren den Wehringhauser Bioladen.

Übergabe zum Jahreswechsel

Doch nicht mehr lange: Zum Jahreswechsel gibt die in der Boeler Straße geborene Frau, die in Fley lebt, aber in Wehringhausen mehr Zeit als irgend woanders verbracht hat, ihr Geschäft ab. An Roman Krüger und seinen Vater Kai-Uwe Krüger. „Wir führen den Laden, das dazu gehörende ,Café gegenüber‘ und den Lieferservice als Familienbetrieb weiter“, sagt Roman Krüger, wie auch Radio Hagen berichtet hat.

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Susanne Timmerbeil gibt nach 39 Jahren ihren Bioladen und das „Café gegenüber“ in der Lange Straße an Roman Krüger ab. © WP | Michael Kleinrensing

„Wir führen den Laden, das dazu gehörende ,Café gegenüber‘ und den Lieferservice als Familienbetrieb weiter.“

Roman Krüger
übernimmt mit seinem Vater Kai-Uwe Krüger den Wehringhauser Bioladen

Susanne Timmerbeil blickt durch das weitläufige Ladenlokal, „250 Quadratmeter Verkaufsfläche plus 100 Quadratmeter Nebenräume“, sagt sie nicht ohne Stolz, „doch jetzt freu‘ ich mich auf meinen Ruhestand und darüber, dass ich einen Nachfolger gefunden habe, der ähnlich tickt wie ich“.

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250 Quadratmeter Verkaufsfläche plus 100 Quadratmeter Nebenräume: Susanne Timmerbeils Bioladen in Hagen-Wehringhausen hat eine stattliche Größe. © WP | Michael Kleinrensing

Roman Krüger ist vielen Hagenern aus dem Nachhaltigkeitszentrum „Hatopia“ in der Bismarckstraße 27 bekannt. Und sein Vater? Kai-Uwe Krüger leitet die Kantine bei Thyssen-Krupp und ist als Caterer („Dreimahlig“) tätig. Unterstützt werden die beiden vom zwölfköpfigen Team, das bislang gemeinsam mit Susanne Timmerbeil „den Laden geschmissen hat“.

Für einen Bauernhof fehlte das Geld

An ihre Anfangsjahre erinnert sich die gelernte Bürokauffrau gern zurück: „Ich wollte mit meiner Freundin Anke einen Bauernhof betreiben, aber dafür fehlte uns das Geld. Also haben wir 1985 ein 60 Quadratmeter kleines Ladenlokal in der Lange Straße 32 angemietet und uns auf den Handel von ökologischen Lebensmitteln konzentriert“. Bioprodukte waren damals schwierig und in nur geringer Auswahl zu beziehen, „aber wir haben uns durchgekämpft. Woanders als in Wehringhausen, dem jungen, kreativen und alternativen Viertel, hätten wir es nicht geschafft“.

„Wir haben uns durchgekämpft. Woanders als in Wehringhausen, dem jungen, kreativen und alternativen Viertel, hätten wir es nicht geschafft. “

Susanne Timmerbeil
hat 39 Jahre den Bioladen in Wehringhausen betrieben

Viele Produkte seien vor 30, 40 Jahren nur in großen Gebinden, meist in 25-Kilo-Säcken, erhältlich gewesen, „wir haben alles per Hand in kleinere Einheiten umgepackt und mit Etiketten versehen, das war eine Wahnsinnsarbeit“, sinniert Susanne Timmerbeil.

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Verkauft im Bioladen Käse und etliches mehr: Mitarbeiterin Joanna Lombardo. © WP | Michael Kleinrensing

1997 hat sie einen Lieferservice eingeführt, 2007 ist sie allein (mit Unterstützung ihres Mannes) in das große Geschäft „ein paar Häuser weiter“ gezogen, 2010 hat sie einen flankierenden Online-Shop aufgebaut. Von wegen weltfremd, verträumt und nur Wollsocken und Körner im Kopf - die resolute Frau ist immer mit der Zeit gegangen, „in dem Job braucht man auch Managerqualitäten, und die hab‘ ich mir im Laufe der Jahre angeeignet“.

Erinnerungen an Lebensmittelskandale

An Lebensmittelskandale erinnert sich Susanne Timmerbeil nur ungern zurück, „oft schlimme Sachen. Wobei solche Skandale - zum Beispiel der Eierskandal vor vielen Jahren - mir meinen Laden vollgespült hat. Ich musste die Eierausgabe rationieren, sonst hätten meine Stammkunden keine Eier mehr bekommen“.

Dass Supermärkte und Lebensmitteldiscounter ihre Bio-Sortimente in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet haben, ist an der Geschäftsfrau natürlich nicht vorbeigegangen, „wobei Bio nicht gleich Bio ist. Wir sind ein Bio-Fachhandel, und das wissen unsere Kunden zu schätzen. Genau wie das ruhige, stressfreie Einkaufen bei uns“.

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Öffnungszeiten von Laden und Café

Der Wehringhauser Bioladen in der Lange Straße 57 hat montags bis freitags von 9 bis 19 und samstags von 8 bis 14 Uhr geöffnet. Das Team des „Café gegenüber“ in der Lange Straße 40 steht für seine Gäste dienstags bis freitags von 10 bis 18 und samstags von 9 bis 14Uhr parat.

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Im „Rette mich“-Korb gibt‘s Bioprodukte mit kleinen Macken oder Schäden, die noch gut zum Verzehr geeignet sind. © WP | Michael Kleinrensing

Was Susanne Timmerbeil auf den häufig zu hörenden Satz ,Bio muss man sich aber auch leisten können‘ antwortet? „Jein, klar sind Bioprodukte teurer, doch wir haben zum Beispiel auch einen ,Rette mich‘-Korb mit Artikeln zum halben Preis.“ In besagtem Korb finden Kundinnen und Kunden zum Beispiel Brokkoli, der an einigen Stellen leicht gelb geworden ist, oder Äpfel und Birnen mit leichten Schäden an der Schale, „alles noch bestens zum Verzehr geeignet“.

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Susanne Timmerbeil und Roman Krüger kennen sich schon lange. Im „Café gegenüber“ in der Lange Straße 40 tauschen sich die beiden Bio-Liebhaber aus. © WP | Michael Kleinrensing

E-Fahrzeug soll angeschafft werden

Roman Krüger nickt. Er wird den Laden und das sich auf der anderen Straßenseite befindende „Café gegenüber“, das seit drei Jahren zum Biolanden dazugehört, „im Sinne von Susanne“ weiterführen. Was der 34-Jährige dennoch für die Zukunft plant? „Ich möchte unser Lieferfahrzeug, einen Diesel, gegen ein E-Fahrzeug tauschen. Und ich will regionale Produkte auch unverpackt anbieten.“

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Arbeiten gern im gemütlichen Bistro in der Lange Straße 40: Café-Leiterin Birgit Lachmann (rechts) und Kaffee-Expertin Dagna Drozdek. © WP | Michael Kleinrensing