Holthausen. In der Blätterhöhle bei Holthausen fanden Forscher die Knochen der ältesten Menschen in NRW – doch Gelder für die Grabungen gibt es immer weniger
Auf die Freude folgt die Ernüchterung: Erst vor wenigen Monaten stießen Archäologen in der Blätterhöhle auf die ältesten Menschenknochen in ganz Nordrhein-Westfalen und sorgten damit für Entzücken in der Forschung, da müssen selbige schon um ihre weitere Arbeit vor Ort kämpfen: Denn wie es künftig mit den Grabungen an der Blätterhöhle weitergeht, das ist ungewiss. „Für nächstes Jahr sind die Signale positiv, aber danach wird es schwierig“, sagt Professor Michael Baales, Archäologe des Landwirtschaftsverbandes Westfalen-Lippe für das Projekt Blätterhöhle.
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Neue Fördergelder beantragen
In Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln hat man deshalb zuletzt einen Forschungsantrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingereicht. Die Antwort steht noch aus. „Bei einer Zusage wären zumindest die kommenden drei Jahre gesichert“, hofft Baales auf grünes Licht. Er stapelt tief, denn nur einer von vier Anträgen an die Deutsche Forschungsgemeinschaft werde positiv beschieden.
Um Forschungen an der Blätterhöhle sicherstellen zu können, ist die Stadt Hagen auf Fördergelder aus dem Denkmalförderprogramm des Landes NRW angewiesen. In den letzten Jahren ließen sich hierdurch etwa die Kosten für den Grabungsleiter sowie die nötigen Materialien und die Ausstattung sowie die Beauftragung einer Fachfirma für die Erweiterung des Grabungsareals abdecken.
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Denkmalförderprogramm NRW
Die Mittel aus dem Denkmalförderprogramm waren die Hauptquelle, um die Grabungen zu finanzieren: „Ein mittlerer sechsstelliger Betrag ist da in den letzten acht Jahren zusammengekommen“, so Baales. Aus diesem Fördertopf floss in den vergangenen Jahren allerdings stetig weniger Geld in die Stadtarchäologie: Lagen die Pauschalmittel im Jahr 2021 noch bei 30.000 Euro, waren es im Vorjahr noch 22.000 Euro und im aktuellen Jahr nur noch 20.000 Euro, bezifferte das NRW-Heimatministerium auf Anfrage dieser Zeitung.
Kosten für Grabungsleitung
Auch für das kommende Jahr hat die Stadt wieder Fördermittel aus dem Landestöpfen beantragt. Ob diese zugesichert werden, steht noch nicht fest. „Letztlich steht und fällt die Grabungskampagne mit dem Grabungsleiter“, sagt Baales. So sind es besonders die Personalkosten, die ins Geld gehen. Schließlich werden die Grabungen meist in Zusammenarbeit mit Hochschulen organisiert, bei denen Studenten an den Grabungen mitwirken. Um die Leitung auch künftig zu finanzieren, sucht man nun nach anderen Fördermitteln. Der Wille, die Grabungen an der Blätterhöhle in Zusammenarbeit mit der Stadtarchäologie zu vertiefen, sei da, sagt Baales. Und dass es sich lohnt, die Kampagne weiterzuführen, da ist er sicher.
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Grabungskampagne 2023 beendet
Bei den letzten Ausgrabungen an der Blätterhöhle sind Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe auf den Unterkiefer eines siebenjährigen Kindes gestoßen, das vor etwa 12.000 Jahren im Bereich der Hünenpforte gelebt haben muss. Auch einige Zähne des Steinzeitkindes waren noch vorhanden, zudem fanden die Wissenschaftler den abgenutzten Zahn des Erwachsenen. Für Wissenschaftler eine Sensation, handelt es sich doch um die ältesten Überreste des modernen Menschen (Homo sapiens) in ganz Nordrhein-Westfalen.
Anfang Oktober endete die diesjährige Grabungskampagne an der Höhle. Seit August hatten Studierende von der Ruhr-Uni Bochum und der Uni Köln auf dem Vorplatz der Höhle gegraben und interessante Funde ans Licht gebracht. „Sobald die Grabung im Gelände abgeschlossen ist, wird die Dokumentation aufbereitet, die Funde bearbeitet und ein Bericht verfasst“, will die Stadt Hagen die Ergebnisse auch wieder öffentlich vorstellen.
Ausstellung in Werdringen
Sämtliche Höhlenfunde aus der Grabungskampagne werden in einer umfassenden Datenbank erfasst und dokumentiert. Besondere Funde aus der Grabungskampagne werden im Wasserschloss Werdringen ausgestellt.