Hagen. Das Gymnasium Garenfeld hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Doch wie geht es weiter mit dem riesigen Komplex in Hagen?

Es ist still geworden um das ehemalige Gymnasium Garenfeld. Und wenn es nach der Stadtverwaltung in Hagen geht, wird es vorerst auch still bleiben: „Die Veränderungssperre läuft bis 2025“, sagt Stadtsprecher Michael Kaub in dürren Worten und fügt hinzu: „Mehr können wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht mitteilen.“

Das verlassene Schulgebäude wurde 2021 verkauft.
Das verlassene Schulgebäude wurde 2021 verkauft. © WP | Michael Kleinrensing

Bei der Veränderungssperre, die der Stadtrat im Frühjahr verlängert hat, handelt es sich um ein verwaltungstechnisches Instrument der Bauleitplanung, das es einer Kommune erlaubt, die Errichtung von Gebäuden, die den Vorgaben des künftigen Bebauungsplans entgegenstehen würden, für einen befristeten Zeitraum zu untersagen. 2022 erließ der Stadtrat eine zweijährige Veränderungssperre für das Gymnasium Garenfeld, in diesem Jahr wurde sie um ein Jahr verlängert, da die Alternativplanungen der Stadt Hagen für eine Weiterentwicklung des riesigen Geländes noch nicht abgeschlossen sind.

Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern

Die Stadt will dem vom Besitzer der Immobilie eingereichten Antrag auf Umwandlung des Schulgebäudes in ein Mehrfamilienhaus mit 25 Wohnungen einen Riegel vorschieben. Die Verwaltung reagierte auf das Vorhaben zunächst mit der Aufstellung eines Bebauungsplanes, der den Abriss der Schule und den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern vorsieht. Nach Informationen unserer Zeitung hält die Stadt an dieser Planung weiterhin fest. Ob sie parallel dazu in Verhandlungen mit dem Besitzer über einen Kauf des 18.500 Quadratmeter großen Areals steht, ist nicht bekannt.

Mit Ablauf des Schuljahres 2016/ 2017 stellte die Dr. Hermann und Katharina Hille Stiftung den Betrieb des Gymnasiums Garenfeld mit Zustimmung der Schulaufsicht ein.
Mit Ablauf des Schuljahres 2016/ 2017 stellte die Dr. Hermann und Katharina Hille Stiftung den Betrieb des Gymnasiums Garenfeld mit Zustimmung der Schulaufsicht ein. © WP | Michael Kleinrensing

Bereits im Sommer 2021 hatte die Stadt für das Schulgelände in Garenfeld eine „Nutzungsuntersagung“ ausgesprochen. Damit wurden dem Besitzer jegliche baulichen oder handwerklichen Arbeiten sowie das Wohnen in der Schule verboten. Lediglich dringend notwendige Arbeiten dürfen erfolgen, damit die Bausubstanz keinen Schaden erleidet.

Das Aus nach 110 Jahren Schulgeschichte

Sinkende Schülerzahlen und damit einhergehende finanzielle Schwierigkeiten hatten die Privatschule an den Abgrund gebracht. Der Internatsbetrieb war bereits 2010 eingestellt worden, im Schuljahr 2016/17 wurde die Schule nur noch von 121 Jungen und Mädchen besucht, schließlich zogen die Verantwortlichen die Notbremse und kündigten mit Ablauf des Schuljahres die Schließung an. 17 junge Leute waren im Juli 2017 die letzten Abiturienten nach 110 Jahren Schulgeschichte. Ein großer Teil des Inventars wurde im März 2018 auf einem Trödelmarkt verkauft.

So sah es im Inneren des Schulgebäudes im Januar 2020 aus, aus unser Reporter einen Rundgang durch das Haus unternehmen durfte.
So sah es im Inneren des Schulgebäudes im Januar 2020 aus, aus unser Reporter einen Rundgang durch das Haus unternehmen durfte. © WP | Michael Kleinrensing

Seitdem steht das riesige Gebäude leer. Die Villa an der Einfahrt, in der bis zu ihrem Tode 2011 die würdige Katharina Hille lebte, wurde von einem Dortmunder Chirurgen erworben. Den Gesamtkomplex mit angrenzendem Sportplatz und Freiflächen verkaufte die Hille-Stiftung dagegen 2021 an den jetzigen Besitzer. Vor dem Hagener Schöffengericht, wo er wegen Steuerhinterziehung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, kündigte dieser im November 2023 an, er wolle in die ehemalige Direktorenwohnung des Internats einziehen.

Im Direktorenzimmer - hier eine Aufnahme von 2020 - wurden viele Bücher zurüclgelassen.
Im Direktorenzimmer - hier eine Aufnahme von 2020 - wurden viele Bücher zurüclgelassen. © WP | Michael Kleinrensing

Auch durfte er die Schule behalten, obwohl die Staatsanwaltschaft Hagen einen Einziehungs-Antrag für das ehemalige Internat Garenfeld sowie das dazu gehörende 18.500 Quadratmeter große Grundstück gestellt hatte. Die Große Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts wies dieses Ansinnen im Oktober 2023 zurück. Der Strafverfolgungsbehörde war es trotz zahlreicher Verdachts- und Anknüpfungspunkte nicht gelungen, den Nachweis zu führen, dass der entrichtete Kaufpreis in Höhe von 915.000 Euro aus rechtswidrigen Taten stammt.