Hagen. Wichtiges Projekt der Sozialverbände läuft noch zwei Jahre. Kompetentes Team arbeitet nah an den Menschen.

Der Fachdienst Migration und Integration der Diakonie Mark-Ruhr engagiert sich im Rahmen des Projekts „ABBA“ für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Personen sowie deren Kinder unter 18 Jahren. Die Beratung, die jetzt von dem Sozialverband vorgestellt wird, findet in den Räumen an der Bergstraße 121 in Hagen statt. Ziel des Projekts ist es, den Betroffenen durch Beratung, Begleitung und Vermittlung in die Regelversorgung zu helfen, wieder Fuß zu fassen und neue Perspektiven zu entwickeln. Das Projekt läuft bis Ende September 2026.

Internationale Klientel mit vielfältigen Herausforderungen

Wie die drei Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter Nara Eilert, Veska Petrova-Schneider und Jean Romain Mbapou berichten, kommen viele ihrer Klientinnen und Klienten aus verschiedenen Ländern der Europäischen Union, darunter Polen, Italien, Portugal, Spanien, Schweden, Bulgarien und Rumänien. Es gibt auch Betroffene aus Drittstaaten wie Marokko, Tunesien, China, Thailand, Ecuador und Bangladesch. Geflüchtete, einschließlich solcher aus der Ukraine, zählen jedoch nicht zur Zielgruppe des Projekts, da sie durch andere Beratungsstellen betreut werden.

Weitere spannende Themen aus Hagen und Breckerfeld

Das Projekt „Ansprechen – Beraten – Begleiten – Aufnehmen (ABBA)“ wird im Rahmen des Programms „EhAP Plus“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert, so die Diakonie in einer Mitteilung. ABBA ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Caritasverband Hagen und der Diakonie Mark-Ruhr. Während die Caritas primär neu zugewanderte Unionsbürger und deren Kinder bei der Integration in das deutsche Bildungssystem unterstützt, konzentriert sich die Diakonie auf die Beratung und Begleitung von Personen in existenzieller Notlage. Trotz ihrer unterschiedlichen Beratungsschwerpunkte verfolgen beide Wohlfahrtsverbände ein gemeinsames Ziel: Unterstützung und Hilfe für die am stärksten benachteiligten und ausgegrenzten Menschen in Hagen.

Intensive Netzwerkarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Um den Betroffenen effektiv zu helfen, betreibt das ABBA-Projekt eine intensive Netzwerkarbeit. Die Mitarbeitenden des Projekts kooperieren sowohl intern als auch mit externen Fachberatungsstellen wie beispielsweise der Wohnungslosenhilfe, dem Hagener Arbeitslosenzentrum, der Schuldnerberatung der Diakonie, dem Sozialdienst für Obdachlose der Stadt Hagen und den Projekten „Arbeit und Leben“ und „Faire Mobilität“. Zudem nehmen sie regelmäßig an Arbeitskreisen wie z. B. „Binnenmigration Südosteuropa“ und der „Wohnungslosenhilfe“ der Stadt Hagen teil. So leisten sie einen Beitrag zur Sensibilisierung und Verbesserung der Rahmenbedingungen für wohnungslose Menschen.

„Viele unserer Klientinnen und Klienten befinden sich in äußerst komplexen und existenziellen Notlagen und benötigen sofortige Interventionen, was unsere Arbeit natürlich anspruchsvoll macht“

Nara Eilert
Projektmitarbeiterin

„Viele unserer Klientinnen und Klienten befinden sich in äußerst komplexen und existenziellen Notlagen und benötigen sofortige Interventionen, was unsere Arbeit natürlich anspruchsvoll macht“, erläutert Projektmitarbeiterin Nara Eilert. Dennoch unterstützen sie mit insgesamt 2,5 Stellen jährlich rund 170 Menschen. „Es ist eine herausfordernde Aufgabe, doch wir bewundern immer wieder, wie viele von ihnen den Mut und das Vertrauen aufbringen, um mit unserer Unterstützung neue, menschenwürdige Lebensumstände zu schaffen.“

Erfolgreiche Geschichten: Vom tiefen Fall zum Neuanfang

Es gibt viele Beispiele für erfolgreiche Unterstützungsarbeit. Vier entsandte Männer, die trotz monatelanger Arbeit ohne Gehalt gekündigt und aus ihrer Unterkunft geworfen wurden, standen plötzlich obdachlos und mittellos da. Ihre gesamten Ersparnisse waren aufgebraucht, und sie hatten kein Geld mehr für Essen. Dank der Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst für Obdachlose der Stadt Hagen konnten sie städtisch untergebracht und versorgt werden. Sie erhielten Unterstützung vom Projekt ABBA bei der Wohnungssuche und fanden innerhalb von vier Monaten sowohl eine Unterkunft als auch Arbeit und zogen schließlich in eine andere Stadt, beschreibt die Diakonie einen exemplarischen Fall.

Eine andere Klientin, eine ältere Frau, wurde nach der Zwangsräumung ihrer Wohnung in einem Obdachlosenheim untergebracht. Nachdem sie erkannte, dass sie nach dem Tod ihres Partners nicht mehr allein in Deutschland zurechtkommen würde, unterstützte das Projekt ABBA sie bei der Rückkehr in ihre Heimat. Da sie keine staatliche Unterstützung für die Rückkehr erhalten konnte, wurden alternative Finanzierungsmöglichkeiten organisiert.

Eine weitere Erfolgsgeschichte erzählt von einer jungen Frau, die Opfer schwerster häuslicher Gewalt wurde und nach der Inhaftierung ihres Partners plötzlich mittellos und von Obdachlosigkeit bedroht war. Dank der intensiven Unterstützung durch das ABBA-Team konnte sie eine Tagesmutter, eine Arbeitsstelle, psychologische Hilfe und finanzielle Unterstützung finden. Die Situation stabilisierte sich, und heute kämpft sie entschlossen darum, in Deutschland ein neues Leben für sich und ihr Baby aufzubauen.

Sprachliche und kulturelle Vielfalt als Erfolgsfaktor

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Projekts ist die Sprach- und Kulturkompetenz des Teams. Die Mitarbeitenden sprechen mehrere Sprachen und arbeiten eng mit Sprach- und Kulturmittlern des Fachdienstes Migration und Integration zusammen. „Wir arbeiten sehr niederschwellig und achten darauf, dass die Menschen bei Begleitungen und Vermittlungen auch wirklich dort ankommen, wo sie hinmüssen“, erläutert ABBA-Berater Jean Romain Mbapou.

Trotz der erfolgreichen Arbeit stoßen die Projektmitarbeitenden häufig auf Unverständnis und Unwissenheit über die Hintergründe von Wohnungslosigkeit und die Lebensumstände ihrer Klientel. Das Team versucht, im Alltag die Menschen, mit denen sie in Kontakt stehen, zu sensibilisieren und aufzuklären.

Fachtag und Ausstellung zur Sensibilisierung

Um das Verständnis für wohnungslose Menschen weiter zu fördern, plant das Projekt ABBA einen Fachtag mit einer begleitenden Ausstellung. In Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartnern werden dort die Gründe für Wohnungslosigkeit, die schwierigen Lebensumstände betroffener Menschen und mögliche Handlungsmöglichkeiten präsentiert. „Wir möchten die Öffentlichkeit sensibilisieren und das Verständnis für die Zielgruppen des Projekts verbessern“, betont Projektmitarbeiterin Veska Petrova-Schneider. Das Projekt ABBA zeigt eindrucksvoll, wie gezielte Unterstützung, Netzwerkarbeit und interkulturelle Kompetenz dazu beitragen können, Menschen in existenzieller Notlage zu helfen und ihnen neue Perspektiven zu bieten. Trotz der Herausforderungen in der täglichen Arbeit bleiben der Mut und die Hoffnung vieler Klientinnen und Klienten eine ständige Quelle der Motivation für das Team.