Hagen. Gurbakshish Singh wird in seinem Laden in der Innenstadt von Hagen brutal überfallen. Die Schläger drohen dem 55-Jährigen mehrmals mit dem Tod.

Er wirkt so friedlich, dieser Gurbakshish Singh (55). Er grüßt auch am Montag jeden Kunden freundlich, der seinen Laden „Sims Mode“ an der unteren Elberfelder Straße betritt. „Meine Kundschaft ist multikulti“, sagt jener Mann, der selbst in Indien geboren wurde, seit 32 Jahren in Deutschland lebt und 2006 sein erstes Geschäft in Hagen eröffnet hat.

Er wirkt so friedlich. Und vielleicht ist es deshalb so unglaublich, was einem ruhigen und so besonnenem Geschäftsmann am Samstag widerfahren ist: Da wurde Gurbakshish Singh um 19 Uhr Opfer eines brutalen Angriffs. Im Eingangsbereich seines Geschäftes prügelten mehr als ein dutzend Männer brutal auf ihn ein.

Massive Drohungen

Und wer weiß: Hätte nicht ein couragierter Zeuge die Polizei verständigt und ihm geholfen - vielleicht würde Gurbakshish Singh nicht mehr leben. „Ich habe gehört, wie einer gerufen hat, man solle jetzt ein großes Messer holen“, sagt er. Und: „Einer hat mir gedroht: Deine Tage sind gezählt. Ich bringe dich um.“

„Einer hat mir gedroht: Deine Tage sind gezählt. Ich bringe dich um.“

Gurbakshish Singh
Ladenbesitzer

Gurbakshish Singh weiß bis heute nicht, wie die Situation derart eskalieren konnte. „Es war kurz vor 19 Uhr“, sagt er. „Da waren noch drei Frauen in der Umkleidekabine. Ich habe sie freundlich gebeten, die Kleidungsstücke, die sie gerade anprobierten, doch bitte zurückzuhängen, da ich den Laden pünktlich schließen wollte. Eine der Frauen hat daraufhin ein Kleid genommen und es mir vor die Füße geworfen. Als ich sie gebeten habe, das Kleid doch bitte ordentlich aufzuhängen, flog weitere Bekleidung auf den Boden.“

Ladentür blockiert

Gurbakshish Singhs Versuch, die drei Frauen des Ladens zu verweisen, scheitert. „Eine der Frauen hat ihren Fuß in die Tür gestellt, sodass ich nicht abschließen konnte“, sagt der Geschäftsmann. Und bevor er sich versieht, eilen zwei Männer herbei. „Die haben ohne weiteres begonnen, mich zu schlagen.“

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Drei Frauen befanden sich noch in den Umkleidekabinen, als Singh seinen Laden schließen wollte. © WP | Jens Stubbe

„Sie haben mich über den Boden geschliffen wie einen Hund. Ich konnte mich nicht wehren, hatte große Angst.“

Gurbakshish Singh
Besitzer eines Mode-Geschäfts

Doch damit nicht genug. Weitere Männer kommen hinzu. „Die sind offenbar per WhatsApp herbeigerufen worden. Am Ende mögen es wohl 20 gewesen sein“, sagt der Geschäftsinhaber, „sie haben mich über den Boden geschliffen wie einen Hund. Ich konnte mich nicht wehren, hatte große Angst.“

Zeuge will helfen und wird angegriffen

Wer weiß, was passiert wäre, wenn nicht Yanish Aleksanov des Wegs gekommen wäre. Der arbeitet nur wenige Meter von Gurbakshish Singhs Laden entfernt im Burger-Restaurant „Hans im Glück“. „Ich habe gesehen, wie mehrere Männer Herrn Singh bedroht haben“, sagt er. „Ich hatte etwas auf der Arbeit vergessen, bin noch mal zurück. Als ich dann wieder am Laden vorbei bin, hatte sich die Situation noch immer nicht beruhigt. Also bin ich dazwischengegangen und habe mich erkundigt, was da los sei.“

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Im Eingangsbereich seines Ladens in Hagen ist Gurbakshish Singh brutal zusammengeschlagen worden. © WP | Jens Stubbe

„Ich wollte Zivilcourage zeigen, wollte helfen. Und am Ende habe ich eine Gehirnerschütterung davon getragen. “

Yanish Aleksanov
Zeuge

Bevor er sich versieht, ist er Teil der eskalierten Auseinandersetzung. „Drei Männer sind auf mich zugekommen“, erzählt er. „Ich bin zurückgewichen, habe mein Handy gezückt und die Polizei gerufen.“

Schläge gegen den Hinterkopf

Bevor der 38-Jährige sich aber versieht, wird er selbst vor dem Geschäft geschlagen und getreten. „Ich wollte Zivilcourage zeigen, wollte helfen“, sagt Yanish Aleksanov, „und am Ende habe ich eine Gehirnerschütterung davon getragen. Ich bin jetzt krankgeschrieben, kann nicht arbeiten.“ Auch Gurbakshish Singhs, der vor allem Schläge gegen den Hinterkopf abbekommen hat, leidet unter Schwindel.

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Gurbakshish Singh verkauft in seinem Geschäft „Sims Mode“ in Hagen vor allem Damenbekleidung. © WP | Jens Stubbe

Der Polizeibericht bestätigt im Wesentlichen die Aussagen von Singh und Aleksanov: Als die Beamten vor Ort eintrafen, war allerdings ein großer Teil der Männer geflüchtet. Lediglich ein 17- und ein 25-Jähriger, die beide an den Angriffen beteiligt waren, befanden sich noch vor Ort. Dazu die drei Frauen - 34, 35 und 55 Jahre alt. Die Polizei bittet jetzt, dass sich weitere Zeugen des brutalen Angriffs unter Tel. 02331/9862066 melden.

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Ladenbesitzer hat große Angst

Gurbakshish Singh - Vater von drei Töchtern - hat auch zwei Tage nach dem Überfall noch starke Schmerzen. Hinzu kommt die Angst, dass die Angreifer wiederkommen könnten. „Ich nehme diese Drohungen sehr ernst“, sagt er und erklärt weiter, was ihm nun wichtig ist: „Ich finde, wir Geschäftsleute müssen jetzt zusammenhalten. Das, was mir hier passiert ist, hätte jeden anderen genauso gut treffen können. Wer schützt uns vor solchen Menschen?“