Hohenlimburg. Die Macher kommen aus dem Staunen nicht heraus. Die Helfer auch nicht. Ob das noch steigerbar ist, werden die nächsten Monate zeigen.

Immer und immer wieder ist sie adaptiert worden. Die von dem irischen Schriftsteller Bram Stroker schon 1897 erfundene Geschichte des Grafen Dracula gilt als die berühmteste Vampirgeschichte aller Zeiten. Das Buch liest sich wie eine schaurig-blutrünstige und in der Seite für Seite erzeugten Düsternis Transsilvaniens verfasste Folge von Tagebucheinträgen. Das Ende des Grafen, der über Bulgarien und London auf grausame Weise in den Tod getrieben wird, ist so voller Morbidität, dass man gleich die Vorhänge aufreißen und Tageslicht hineinlassen will, um sich aller Vampir-Bilder im Kopf zu entledigen. Wohl kaum ein Stück hat mit Blick auf sein Thema, seine Story und den Spielort je so bei den Schlossspielen gezündet wie dieses. Am Sonntag gingen die Spiele nach 17 Tagen zu Ende und als Mega-Erfolg in ihre eigene Geschichte ein.

„6500 Menschen“, sagt Carsten Kunz. „Irre, oder?“. Ja, irre. Nie in 70 Jahren kamen so viele Besucher in den Schlosshof. Und das, obwohl - wie berichtet - die Zuschauerkapazität von vormals über 400 auf 250 je Veranstaltungstag gedrosselt wurde. „Durch die Verknappung sind wir immer ausverkauft“, sagt Kunz, Frontmann des Freundeskreises der Schlossspiele. Weniger ist mehr, wenn man so will. Dazu der optimierte Service an die Tische und - vor allem in diesem Jahr - das riesige Wetterglück.

Letzte Worte zu einer überragenden Spielzeit: Carsten Kunz, Vorsitzender des Freundeskreises der Schlossspiele auf der Bühne,
Letzte Worte zu einer überragenden Spielzeit: Carsten Kunz, Vorsitzender des Freundeskreises der Schlossspiele auf der Bühne, © Heinz-Werner Schroth | Heinz Werner Schroth

Der enorme technische Fortschritt

Carsten Kunz hatte gegenüber dieser Zeitung zuletzt auch vom großen technischen Fortschritt erzählt, den sie bei den Schlossspielen vollzogen haben. Das I-Tüpfelchen auf diese Tatsache setzten die Macher beim pickepackevollen Dracula-Finale am Wochenende selbst. Ein Laser-Banner projizierte eine Laufschrift auf die alten Schlossmauern. Darauf wurde seiner „Durchlaucht Fürst Maximilian“ zu Bentheim Tecklenburg für die Gastfreundschaft gedankt. Mal abgesehen davon, dass das etwas aus der Zeit gefallene Adelsprädikat schon vor 100 Jahren seinen amtlichen Anspruch verloren hat, ist die Verwendung in dem Laser-Banner als große Respektserweisung zu verstehen.

Konstruktives Verhältnis

Das vor einigen Jahren wieder auf sehr konstruktive Füße gestellte Zusammenarbeit zwischen dem Fürstenhaus und dem Freundeskreis Schlossspiele ist eine der Win-Win-Situationen Hohenlimburgs und darf durchaus als kleiner Leuchtturm in der Hagener Kulturlandschaft verstanden werden. Die Höhenburg des Fürsten steht touristisch und in der überregionalen Wahrnehmung hinter anderen Burgen der Kategorie Altena oder der Drachenburg zurück, dabei ist sie die einzige weitgehend im mittelalterlichen Originalzustand erhaltene Höhenburg in ganz Westfalen. Der Fürst hat durch Drehkreuztechnik und der Zugänglichkeit der berühmten „Schwarzen Hand“ die Attraktivität eines Besuches zuletzt deutlich erhöht. Auch die Möglichkeit, hier zu heiraten, trägt dazu bei. Der Marketing-Turbo schlechthin aber bleiben auch die Schlossspiele.

Ende der Schlossspiele Hohenlimburg: Mit dem Jazz-Frühschoppen geht die 70. Auflage zu ende. Es kamen insgesamt 6500 Besucher.
Ende der Schlossspiele Hohenlimburg: Mit dem Jazz-Frühschoppen geht die 70. Auflage zu ende. Es kamen insgesamt 6500 Besucher. © Heinz-Werner Schroth | Heinz Werner Schroth

Die vielen ehrenamtlichen

Am Sonntag bauten die fleißigen Ehrenamtlichen - 109 gehören zum gesamten Team - Technik, Bühnen und alles weitere ab. Carsten Kunz hatte auf der Bühne bei den letzten Veranstaltungen des Wochenendes noch einmal betont, dass er das Gefühl habe „dass wir, der Schlossspiele-Verein, die Gäste, die Sponsoren und Helfer alles eins sind“. Damit hebt er mit Blick auf den Erfolg der Spiele nicht auf Wirtschaftlichkeit, Besucherzahlen, Gewinn oder die Attraktivität des Programms ab, sondern auf den gesellschaftlichen Effekt. Eine Perspektive, die der darbenden freien Kultur oft abgeht, weil sie unter Kostendruck und sinkender Wahrnehmung leidet.

„Wir sind dran“, sagt Carsten Kunz. „Ein erstes Gespräch haben wir beim Abbau direkt darüber geführt, was im nächsten Jahr geschehen soll. Welches Stück spielen wir, was können wir verbessern. Aber wir verraten nichts. Klar ist nur, die Vorbereitungen beginnen mit dem Abbau. Wir kommen wieder mit der 71. Auflage.“