Hagen. Der Hagener Bildhauer Uwe Will (82) hat eine Skulptur von Carl-Johann II. Elbers gestaltet. Von Grenzsteinen vom Goldberg und Locken aus Beton:
Da steht er nun, geschützt im Schatten des 85 Meter hohen Schornsteins auf dem Elbersgelände in Hagen. „Er“, das ist die Büste von Carl Johann II. Elbers, dem Gründer des gleichnamigen Unternehmens. Geschaffen hat die etwa 80 Kilo schwere Skulptur aus Beton (das Gewicht des Sockels aus Sandstein nicht mitgerechnet) der bekannte Hagener Maler und Bildhauer Uwe Will.
In Nähe des Restaurants „Elbers 800 Grad“
Vor wenigen Tagen wurde die Plastik in der Nähe des Restaurants „Elbers 800 Grad“ platziert. „Gut sichtbar für viele Besucher des Freizeit- und Kulturquartiers Elbershallen“, resümiert Christian Isenbeck. Der Geschäftsführer der Elbershallen hat das Projekt „Carl-Johann-Elbers-Kopf“ federführend begleitet.
„Vor drei Jahren sind in einem Waldstück auf dem Goldberg Grenzsteine mit Aufschrift ,Elbers H‘ entdeckt worden. Bei Recherchen stellte sich heraus, dass der Wald, der mittlerweile dem Wirtschaftsbetrieb Hagen gehört, früher im Besitz der Familie Elbers war. Der Buchstabe H. könnte die Abkürzung für Heinrich, den Vater Carl Johanns II., sein“, erläutert Christian Isenbeck.
Gemeinsam mit Michael Eckhoff, dem Vorsitzenden des Hagener Heimatbundes, hat Isenbeck Kontakt zum WBH aufgenommen, „wir durften die total zugewucherten Steine freilegen und abflexen. Carsten Jüngst, Steinmetz am Delsterner Friedhof, hat die Grenzsteine vom Goldberg abgeholt und aufgearbeitet“, sagt Michael Eckhoff.
Und langsam reifte die Idee zu einer Skulptur für das Elbersgelände. Gemeinsam mit dem Sockel aus Sandstein, der aus einem Steinbruch in der Region stammt, bilden die Grenzsteine nun das Fundament für den Elbers-Kopf.
Bereicherung fürs Gelände
Im Schatten des Schornsteins wirft Uwe Will (82) einen wohlwollenden Blick auf seine Arbeit, „das schwierigste waren die Locken, die musste ich ja aus Beton gießen“, lächelt der Künstler. Er habe den Auftrag - übrigens nicht die erste Arbeit, die Will für das Gelände geschaffen hat - gern angenommen. Und Christian Isenbeck nickt ebenfalls zufrieden: „Die Statue ist zweifellos eine Bereicherung für das Gelände.“
In seinem Atelier in der Delsterner Straße hat Uwe Will ordentlich malocht: „Anfangs hab‘ ich den Kopf in Ton geformt, dann den Kunststoffabguss mit Beton ausgegossen, zum Schluss mehrere Schichten Patina aufgetragen“, erläutert Will.
„Die Statue bildet einen gut situierten Wohlstandsbürger in Jackett und mit Fliege ab, also einen für die damalige Zeit typischen Industriellen, der zu Reichtum gekommen ist“, erläutert Experte Michael Eckhoff. Als Vorlage habe Uwe Will ein altes Foto von einem Gemälde, das um 1850 entstanden sei, gedient, „wer Carl Johann Elbers damals gemalt hat, ist nicht bekannt“.
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Die Geschichte der Textilfabrik
Historiker Eckhoff kennt die Geschichte der Textilfabrik bestens und fasst kurz zusammen: „Die um 1820 zunächst von einem Iserlohner Kaufmann als kleine Garnfärberei gegründete Textilfabrik Elbers ist heute eines der bedeutendsten Industriekultur-Ensembles in der Region. Der Betrieb wurde einst durch eine Baumwollstoff-Druckerei, Spinnerei und Weberei ergänzt und erlebte Höhen und Tiefen. Die späteren ,Elbersdrucke‘ mussten 1997 Konkurs anmelden.“
Tafel erklärt das Projekt
Das Projekt „Carl-Johann-Elbers-Kopf“ wurde von den Elbershallen (Hagenpeg) finanziert.
Der Hagener Heimatbund wird demnächst eine Tafel, die die Hintergründe des Projektes und der Unternehmerfamilie Elbers erläutert, erstellen lassen und in Nähe der Büste platzieren.
Aber zurück zu dem „stolzen Kopf“, der sich in guter Gesellschaft befindet. Heißt: Nur einen Steinwurf entfernt von der neuen Plastik stehen zwei für die Stadt Hagen ebenfalls wichtige Persönlichkeiten - Karl-Ernst Osthaus und Henry van de Velde - die auch Uwe Will geschaffen hat. Ihren Platz in Nähe des Steakhauses und der alten Kapelle, in der das Theater an der Volme ansässig ist, haben die stattlichen Männer aus Beton vor etwa zehn Jahren erhalten.
Uwe Will streicht mit der Hand sanft über das anthrazitfarbene Gesicht seiner jüngsten Arbeit, „ich denke, ich habe den Gründer des Unternehmens Elbers ganz gut getroffen“. Ja, das hat er. . .