Hagen. Der bekannte Hagener Maler und Bildhauer Uwe Will wird 80 Jahre alt. Er erzählt über sein neues Atelier und blickt auf ein bewegtes Leben zurück.

„Ich war schon lange nicht mehr so happy wie in der letzten Zeit“ sagt Uwe Will ohne Umschweife. Und tatsächlich wirkt der Mann im rustikalen Holzfällerhemd regelrecht tiefenentspannt. Der bekannte Hagener Maler und Bildhauer, der am heutigen Montag 80 Jahre alt wird, blickt durch den weitläufigen Raum. „Seit April bin ich mit Freunden und Bekannten hier am Malochen, aber jetzt seh‘ ich Land und fühl‘ mich hier absolut wohl.“

Mit hier meint Uwe Will sein neues Atelier, eine Mischung aus Werkstatt und Ausstellungsfläche, das er aus der Not heraus anmieten musste. Zum Glück – wie er nun sagt.

40 Jahre in einer Schraubenfabrik

Zur Erinnerung: Fast 40 Jahre befand sich Uwe Wills Atelier in einer Schraubenfabrik in der Delsterner Straße 68-72. „Mit 79 Jahren bekam ich plötzlich die Kündigung wegen Eigenbedarfs, für mich ein echter Schlag, der mich anfangs umhaute“, blickt der sonst so tatkräftige Mann zurück. Dann begab er sich aber doch auf die Suche nach was Neuem und fand dieses nur einen Steinwurf weiter – in der Delsterner Straße 53 a. „Das Fantastische hier ist, dass es einen Lastenaufzug gibt. Für den Transport meiner großen, schweren Skulpturen ein Riesen-Vorteil.“

Die zahlreichen Skulpturen von Uwe Will finden sich an vielen Stellen im Hagener Stadtbild – beispielsweise rund um die Johanniskirche.  
Die zahlreichen Skulpturen von Uwe Will finden sich an vielen Stellen im Hagener Stadtbild – beispielsweise rund um die Johanniskirche.   © WP/ | Yvonne Hinz

Seit 1984 Mitglied im Hagenring

Seit 1984 ist Uwe Will Mitglied der Künstlervereinigung Hagenring und seitdem dort auch Ausstellungsleiter.

Seit Ende der 1980er-Jahre hat der Künstler etliche Male seine Werke auf Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert. In seinen Arbeiten im Stil des „imaginären Realismus“ geht es um eine „nicht vorhandene Wirklichkeit“.

Seit 2004 ist Uwe Will offizieller Porträtmaler der Hagener Oberbürgermeister; die Porträts hängen im Hagener Rathaus.

Seit etlichen Jahren engagiert sich der Künstler auch in Schul- und Jugendprojekten.

Doch das 350 Quadratmeter große Atelier in der ersten Etage der Halle 7 punktet durch weitere Gegebenheiten: „Ich habe jetzt ein Winteratelier, das mit Heizstrahlern ausgestattet ist; hier kann ich an kühlen Tagen arbeiten. Daran schließt sich auch eine Dachterrasse an. Im nicht beheizten Sommeratelier lagere ich viele meiner Bilder und Skulpturen und arbeite dort bei wärmeren Temperaturen.“

Die Böden in den Räumen mit Industriecharme wurden erhöht, Decken isoliert, zusätzliche Fenster eingesetzt und Wände eingezogen, „das neue Atelier motiviert mich total, ich bin so gut in Form wie lange nicht mehr“, strahlt Uwe Will, der selbstverständlich die für ihn typische weiße Latzhose trägt. Auch, als er seine jüngsten Werke – großflächige, abstrakte Arbeiten in klaren Farben, die derbe, aber nicht roh wirken, präsentiert. Durchbrüche und Furchen auf der Leinwand bestimmen die Motive, die aus bis zu 20 übereinander aufgetragenen Farbschichten bestehen.

Familienwurzeln in Westpreußen

Wie Uwe Wills Anfangsjahre aussahen? 1941 in Westpreußen geboren, 1944 mit seiner Familie nach Schleswig-Holstein geflüchtet und im Alter von zehn Jahren aus privaten Gründen in Hagen gelandet, besuchte er hier die Volksschule, die er – wie damals üblich – mit 14 verließ. „Ich hatte schon immer einen Hang zur Kunst, doch ohne Abitur? Also machte ich erst mal eine Malerausbildung“, erzählt Uwe Will. Zu dieser Zeit lernte er auch August Müller-Lamberty, der die „Malerklasse“ an der Berufsschule leitete, kennen und schätzen; er wurde zu Uwe Wills Mentor und machte ihn mit heimischen Künstlern wie Carl Baumann und Hermann Bettermann bekannt.

Das sind die neuesten Werke des kreativen Künstlers. Vor kurzem hat er ein neues Atelier in der Delsterner Straße 53 a bezogen.  
Das sind die neuesten Werke des kreativen Künstlers. Vor kurzem hat er ein neues Atelier in der Delsterner Straße 53 a bezogen.   © WP | Yvonne Hinz

Doch der Kunst konnte sich Will beruflich nicht zuwenden, da er bereits mit 17 Vater eines Sohnes und mit 20 Vater einer Tochter wurde, „die Familie und das Geldverdienen gingen damals vor“, sagt Uwe Will. 1964 legte er seine Meisterprüfung als Maler ab und machte sich kurz darauf selbstständig.

Mit Anfang 40 mischte er die Karten noch mal neu, gab seinen Malerbetrieb auf und mietete 1982 die Werkstatt-Galerie in der Delsterner Straße 68-72 an. Anfangs malte er figürlich, später wurden seine Werke abstrakter, „ich hab‘ in fast allen Stilen – impressionistisch, expressionistisch, informell und imaginär realistisch - gearbeitet“, unterstreicht Will, der auch mit „Kunst am Bau“-Werken (z.B. mit Wandbildern und Glasmosaiken) in Hagen vertreten ist und sich vor 13 Jahren auch der Bildhauerei zuwandte.

In vielen Stilformen zuhause

Seine überdimensionale Karl-Halle-Skulptur sowie eine Martin-Luther-Abbildung zieren den Johanniskirchplatz, eine Karl-Ernst-Osthaus- und eine Henry-van-de Velde-Skulptur sind auf dem Elbersgelände zu finden. Vor kurzem hat sich Uwe Will auch der filigranen Bleistiftmalerei zugewandt und biblische Texte zeichnerisch umgesetzt. Die zarten Arbeiten, ergänzt durch Bibelverse und kurze, poetische Impulse, sind in dem Buch „Bibelmeditationen in Bild und Wort“ veröffentlicht, das anlässlich seines 80. Geburtstages herausgegeben wird. Außerdem werden die Bleistiftzeichnungen derzeit in einer Geburtstags-Ausstellung in der Johanniskirche am Markt gezeigt.

Dass Uwe Will momentan „so happy wie schon lange nicht mehr“ ist, verwundert da nicht. Ein Glückszustand, der für ihn durchaus noch 20 Jahre anhalten könnte.