Hagen. Der Hagener Uwe Nickel ist bekannt für seine Pop-Art-Bilder. Er ist gesundheitlich lädiert, aber voller Elan und stellt nochmal aus. Alle Infos:

Ein Besuch im Lennetal . . Das Atelier? Chaos pur. Ein kreatives Chaos, im Grunde wie bei jedem Künstler. Hier wird eben malocht. Gemalt, geritzt, probiert, verworfen. Leinwände, Farben, Pinsel, Rollen, Tuben, Dosen - im Atelier von Uwe Nickel muss man sich als Besucher erst langsam einen Überblick verschaffen, um sich einigermaßen zurechtzufinden. Und schnell fühlt man sich in dem rappelvollen Raum - eine Art Scheune mit riesengroßem Fenster - wohl.

Künstler ist gesundheitlich etwas ausgebremst

In dem alten Wirtschaftsgebäude des „Hauses Busch“ im Lennetal - einem ehemaligen Rittergut - arbeitet der bekannte Hagener Maler und Grafiker Uwe Nickel seit mehr als 50 Jahren. Seit einigen Monaten ist er allerdings ausgebremst: „Im vergangenen Jahr hatte ich einen schweren Unfall in Portugal. Dabei hab‘ ich mir einen Arm und ein Bein gebrochen“, blickt der mittlerweile 82-Jährige nur ungern zurück.

Uwe Nickel (82) will sich noch nicht von der Künstlerbühne verabschieden. Daher stellt er bei „Advomano“ im „Roten Haus“  in der Hagener Innenstadt 80 Arbeiten aus.
Uwe Nickel (82) will sich noch nicht von der Künstlerbühne verabschieden. Daher stellt er bei „Advomano“ im „Roten Haus“ in der Hagener Innenstadt 80 Arbeiten aus. © WP | Yvonne Hinz

Die Malworkshops, die er seit Jahrzehnten anbietet, musste er daraufhin canceln, „und ich selbst taste mich langsam wieder ans Arbeiten heran, traue mich aber vorerst nur an kleine Formate - so um die 40 x 50 Zentimeter“, sagt der Maler, der peu à peu wieder zu Kräften kommt. Dabei gestalte er, Uwe Nickel, doch so gern Großformate, meist in den Maßen 1,80 x 2 Meter. Aber alles piano . . .

Ein kreatives Chaos herrscht im Atelier „Haus Busch“ im Lennetal. Uwe Nickel (82) arbeitet hier seit Jahrzehnten und zeigt Interessierten dort auch gern seine Bilder.
Ein kreatives Chaos herrscht im Atelier „Haus Busch“ im Lennetal. Uwe Nickel (82) arbeitet hier seit Jahrzehnten und zeigt Interessierten dort auch gern seine Bilder. © WP | Yvonne Hinz

80 Bilder im „Roten Haus“

Obwohl - so ruhig und gemach sieht Uwe Nickels Leben seit einigen Tagen gar nicht mehr aus. Er will es nämlich noch einmal wissen: Ab Freitag, 9. August, stellt der 1942 in der Nähe von Danzig geborene Mann im „Roten Haus“ (der Anwaltskanzlei Advomano in der Neumarktstraße 2 c) an die 80 Bilder aus. Unter dem Titel „Lebenslinien“ werden die Arbeiten ein Jahr lang präsentiert.

Die Ausstellung hat Carmen Bild kuratiert, die Uwe Nickel seit mehr als 30 Jahren kennt. „Vor über 20 Jahren haben die Kunsthistorikerin Petra Holtmann und ich die erste Ausstellung, die im ,Roten Haus‘ stattfand, vorbereitet und organisiert. Auch damals war der ausstellende Künstler Uwe Nickel“, erinnert sich die kulturaffine Hagenerin und ergänzt: „Es ist schön, dass sich nun der Kreis schließt.“

Stehen für die Werkschau „Lebenslinien“  im „Roten Haus“  parat (von links): die  Rechtsanwälte Matthias Bentlage und Jan Lukas Kemperdiek, der Maler Uwe Nickel und Carmen Bild, die die Ausstellung kuratiert hat.    
Stehen für die Werkschau „Lebenslinien“ im „Roten Haus“ parat (von links): die Rechtsanwälte Matthias Bentlage und Jan Lukas Kemperdiek, der Maler Uwe Nickel und Carmen Bild, die die Ausstellung kuratiert hat.     © WP | Yvonne Hinz

Letzte Ausstellung liegt fünf Jahre zurück

Und Uwe Nickel? Der lächelt und nickt, weiß er doch, dass seine letzten Ausstellungen in Hagen und Umgebung schon eine Weile zurückliegen. Plakate an den rauen Wänden im rustikalen Atelier geben Auskunft über die Werkschau „Querschnitt“ vor zehn Jahren im Wasserschloss Werdringen und über die Ausstellung „Mitten im Leben“ 2017 in der Märkischen Bank. Zuletzt hatte der Maler vor fünf Jahren im Parktheater Iserlohn unter dem Titel „Lebensbühne“ etliche Arbeiten präsentiert.

Motive wirken ruhiger

Und nun also „Lebenslinien“: „In meinen Bildern verarbeite ich immer Erfahrungen, die ich mit Menschen oder auf Reisen gesammelt habe“, erzählt der 82-Jährige. Während er früher großflächig, wild und extrem bunt gemalt hat - hauptsächlich seine Bilder im Pop-Art-Stil haben ihn bekannt gemacht -, arbeitet er heute zwar auch noch figurativ und aus dem Bauch heraus, doch die Motive wirken ruhiger, „ich bin nicht mehr so aufgewühlt wie früher“, sagt Uwe Nickel.

Um Anmeldung zur Eröffnung wird gebeten

Seit 1962 - also seit über 60 Jahren - ist Uwe Nickel freiberuflich als Maler und Grafiker tätig. Einige seiner Bilder sind in der ständigen Ausstellung im Atelier „Haus Busch“ im Lennetal zu sehen.

Seine Arbeiten der letzten Jahrzehnte umfassen z.B. Plakat-, Buch- und Grafikgestaltungen sowie Wandgestaltungen an öffentlichen Gebäuden (Kunst am Bau). Auf Einladung des Goethe-Institutes war Uwe Nickel an Ausstellungen und Workshops in etlichen Ländern beteiligt, u.a. an internationalen Biennalen in Polen, der Schweiz, Italien und den USA.

Die Uwe-Nickel-Ausstellung wird am Freitag, 9. August, um 19 Uhr im „Roten Haus“ eröffnet. Interessierte (Anmeldung unter www.advomano.de/lebenslinien) sind willkommen.

„Im ,Roten Haus‘ sind Frühwerke zu sehen - das älteste Bild ist 1973 entstanden, die jüngste Arbeit stammt aus dem Jahr 2020“, erläutert Carmen Bild. Farbserigrafien (Bilder in Siebdrucktechnik) zieren ebenso die Wände der Kanzlei wie Großformate, die mit Farbrolle und Pinsel entstanden sind.

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Titel waren und sind wichtig

Uwe Nickel steht die Vorfreude auf die Ausstellung ins Gesicht geschrieben. Und der 82-Jährige unterstreicht: „Titel waren und sind mir total wichtig. Dadurch fällt es dem Betrachter leichter, in meine Arbeiten einzusteigen.“

Beispiele? „Fremder Eingeborener“, „Mein Herz an der Biegung des Flusses“ oder „Halbzeit“. Ein Bild, 1988 entstanden, ist mit „Tigerbalsam“ betitelt. „Tigerbalsam streiche ich mir häufig auf die Stirn, das regt die Gedanken an“, sagt der Künstler lächelnd.