Hagen. „Haus Harkorten“ in Hagen ist 267 Jahre alt, in traurigem Zustand und soll gerettet werden. Wie die Arbeiten laufen und was die Sanierung kostet.

„Das Haus ist immer für Überraschungen gut, und es tauchen ständig kleine Wunder auf“, sagt Ralf Schelberger mit Blick auf das stattliche Gebäude.

Noch immer wirkt das 1756 erbaute Herrenhaus zwischen Spielbrink und Quambusch hochherrschaftlich, doch der Zahn der Zeit nagt erbarmungslos an den alten Gemäuern. Schelberger ist Mitglied im „Verein zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten“ und weiß, dass die Sanierung des Objektes eine echte Mammutaufgabe ist.

Der Hagener Zeichner Marius Schmahl (Pottpinsel) hat Haus Harkorten auf seine ganz eigene Art abgebildet.
Der Hagener Zeichner Marius Schmahl (Pottpinsel) hat Haus Harkorten auf seine ganz eigene Art abgebildet. © Marius Schmahl

„Aber wir kommen Schritt für Schritt voran“, blickt der gebürtige Hagener, der mittlerweile in Iserlohn lebt, nach vorne. Die Komplettsanierung des maroden Gebäudes, das unter Denkmalschutz steht und sich seit 2016 im Besitz des Vereins befindet, würde rund drei Millionen Euro kosten.

„Den ersten Bauabschnitt haben wir bald geschafft. Und dann wird erstmal gefeiert“, sagt Ralf Schelberger, der ein Faible für alte Immobilien hat und sich – genau wie seine Vereinskollegen – auf das Sommerfest am Freitag, 4. August, ab 15 Uhr, freut.

Objekt soll neues Leben eingehaucht werden

Was dem Verein wichtig ist? Das Kultur-Denkmal soll nicht nur erhalten bleiben, sondern dem Objekt soll auch neues Leben eingehaucht werden. Über Nutzungsmöglichkeiten hat sich der Verein längst Gedanken gemacht. Allerdings wird auch nach der Sanierung nur eine intensive Nutzung des Erdgeschosses möglich sein.

„Die Statik des Obergeschosses ist nicht für größere Besuchergruppen ausgelegt, da spielt die Tragkraft nicht mit“, räumt Schelberger ein, doch es gebe durchaus realisierbare Nutzungsmöglichkeiten für das Erdgeschoss. Dort könnten Ausstellungen lokaler Künstler, Autorenlesungen, Kammerkonzerte sowie Workshops stattfinden und Führungen zur Sozialgeschichte und zum Leben im 18./19. Jahrhundert angeboten werden. „Und für das Außengelände schweben uns zum Beispiel ein vom Verein organisiertes ,Sonntags-Café’ sowie Matineen samt Musik für kleinere Gruppen vor“, blickt Schelberger in die Zukunft.

Viele Ideen im Kopf

Auch freie Trauungen mit historischem Flair seien angedacht, „wir haben viele Ideen, aber bevor die umsetzbar sind, muss hier noch einiges passieren.“

Ralf Schelberger, Ute Stradtmann und Michael Eckhoff (von links) kennen beinahe jeden Winkel des Hauses.
Ralf Schelberger, Ute Stradtmann und Michael Eckhoff (von links) kennen beinahe jeden Winkel des Hauses. © WP | Michael Kleinrensing

Michael Eckhoff nickt. Der Stadtheimatforscher ist Gründungsmitglied des „Vereins zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten“ und kennt die Probleme, die dem ehrwürdigen Haus zusetzen und die Sanierung derart aufwendig machen.

„Das Hauptproblem ist die Feuchtigkeit. Das Gebäude ist seit 13 Jahren unbewohnt, nicht beheizt und das Dach teilweise undicht.“ Warum Michael Eckhoff sein Herz an das „alte Schätzchen“ verloren hat? „Haus Harkorten ist eines der authentischsten Gebäude des mittleren 18. Jahrhunderts. Das 267 Jahre alte Haus ist ein bedeutendes Beispiel der Stilepoche Bergischer Barock.“

Feuchtigkeit hat dem 267 Jahre alten Gebäude ordentlich zugesetzt.
Feuchtigkeit hat dem 267 Jahre alten Gebäude ordentlich zugesetzt. © WP | Michael Kleinrensing

Aber zurück zu den Arbeiten, die während der letzten zwei Jahre erledigt worden sind. „Im ersten Bauabschnitt stand die Dachsanierung im Vordergrund“, sagt Michael Eckhoff. Der Historiker geht davon aus, dass die Instandsetzung und Neueindeckung im Juli/August fertig ist. Die Kosten für die Sanierung innerhalb des ersten Bauabschnitts liegen bei 529.000 Euro.

Die Kaminrestaurierung ist mittlerweile abgeschlossen, genau wie die Sanierung der Gauben; diese wurden im Februar nach Komplettüberarbeitung wieder am Haus montiert. Die Arbeiten in den Zimmern – zum Beispiel im ehemaligen Badezimmer in der oberen Etage – gestalten sich kompliziert, da die Schäden durch Feuchtigkeit immens sind. „Aber es geht vorwärts“, lassen sich Schelberger und Eckhoff durch immer neue „Baustellen“ nicht entmutigen.

Sitzgelegenheiten für Besucher werden geschaffen

Bis zum Sommer soll die Einebnung eines Teils des gut 200 Quadratmeter großen Gartens fertiggestellt sein, „wir säen Rasen ein und schaffen Sitzgelegenheiten für Besucher“, sagt Ralf Schelberger.

1,2 Millionen Euro für zweiten Bauabschnitt

Und der zweite Bauabschnitt? Der wird in der zweiten Jahreshälfte in Angriff genommen ,dann geht es an die Außenwände samt Fenster und Türen. Die Kosten dafür belaufen sich auf etwa 1,2 Millionen Euro. „Wir haben sämtliche Förderanträge bereits gestellt und sie wurden teilweise auch schon bewilligt, allerdings nicht über die komplette Summe“, räumt Ralf Schelberger ein. Er weiß, dass sich ohne Spenden und Mitgliedsbeiträgen der Vereinsmitglieder ein Wachküssen des herrschaftlichen Hauses kaum realisieren lässt.

Weitere Infos:

Haus Harkorten ist eine baulich fast vollständig erhaltene, mittlerweile allerdings recht verfallene Gutsanlage und der ehemalige Wohnsitz der Patrizier- und Unternehmer-Familie Harkort.

Das Herrenhaus – ein verschieferter Fachwerkbau auf einem Bruchsteinsockel – bildet den Mittelpunkt des Gebäude-Ensembles im Stadtteil Westerbauer. Das sich neben Haus Harkorten befindende „Geburtshaus“ wird heute zum Wohnen und Arbeiten genutzt. Dort sind ein Brautstudio sowie eine Filmproduktionsgesellschaft ansässig.

Finanziell unterstützt wird Haus Harkorten von der NRW Stiftung, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Landesregierung NRW, der Stadt Hagen und der Bezirksvertretung Haspe.

Der „Verein zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten“ hat ca. 30 Mitglieder.