Hagen. Die Zeit der Baustelle ist vorbei – der rekonstruierte Garten des Hohenhofs in Hagen wurde eingeweiht. So sieht der historische Park jetzt aus.
Geplant wird seit 2019, doch lange Zeit sah es so aus, als täte sich am Stirnband in Hagen-Eppenhausen nichts. Dann bestimmte Großbaustellen-Flair die im Grunde so idyllische Anlage. Und mittlerweile? Ist viel geschehen, und am heutigen Freitag, 5. Mai, wurde der rekonstruierte Garten des Hohenhofs Kulturschaffenden und Förderern präsentiert.
Und die „normalen Leute“? Die können an diesem (6. und 7. Mai) und am kommenden Wochenende (13. und 14. Mai) die nach alten Plänen und Fotos wieder hergestellte Grünanlage bewundern. In diesem Fall geht es nämlich nicht um die herrschaftliche Jugendstilvilla Hohenhof selbst, sondern um die weitläufige Gartenanlage, durch die Karl-Ernst Osthaus und seine Familie zu Beginn des 20. Jahrhunderts schlenderten und in der die Bediensteten des Kunstmäzens den Nutzgarten beackerten und Wäsche trockneten.
Projekt der IGA 2027
Die rekonstruierte Gartenanlage ist eines von zahlreichen Projekten der internationalen Gartenausstellung Metropole Ruhr (IGA 2027), die während des gesamten Jahres 2027 läuft.
Der Spatenstich für die ambitionierte Aufgabe, die durch Fördermittel finanziert wird, fand vor einem Jahr statt, „und jetzt sind die Arbeiten fast abgeschlossen“, atmet Dr. Elisabeth May auf. Die Kunsthistorikerin ist im Fachbereich Kultur der Stadt Hagen beschäftigt, „und mit dem Hohenhof bin ich seit vielen Jahren verbunden“.
Im Rahmen der IGA 2027 werde der Garten des Hohenhofs auf einer Grundlage eines gartendenkmalpflegerischen Entwicklungskonzeptes und einer darauf aufbauenden landschaftsarchitektonischen Ausführungsplanung behutsam für die Zukunft wiederhergestellt, „das Projekt Hohenhof soll auch ein ökologisches Zeichen für die Zukunft setzen“, betont Elisabeth May.
Umgestaltung basiert auf zwei Plänen
Die Umgestaltung des Gartens basiert auf zwei Plänen „Der erste Plan stammt vom belgischen Architekten Henry van Velde aus dem Jahr 1907. Er bezog sich sowohl aufs Gebäude als auch auf den Garten, spiegelte also den Gedanken des Gesamtkunstwerks wider, und fiel streng-sachlich und geometrisch aus“, berichtet die Kunsthistorikerin.
Dieser Plan hätte dem Auftraggeber Osthaus jedoch nicht besonders zugesagt, woraufhin dieser den Landschaftsgärtner Leberecht Migge hinzugezogen hätte. Der Migge-Plan stammt aus dem Jahr 1913 und unterteilt das Areal in einen gärtnerisch intensiv gestalteten Teil in direkter Nähe der Villa sowie einen weitestgehend landschaftlich belassenen Bereich. „Der ursprüngliche Garten vor dem 1. Weltkrieg enthielt demnach Ideen von van de Velde wie auch Ideen von Migge“, fasst May zusammen.
+++ Einen Kommentar von Yvonne Hinz zum Thema Einweihung des Gartens lesen Sie hier +++
Und heute? Den Nordgarten in Nähe des Hohenhof-Eingangs ziert mittlerweile ein Rondell nach van de Velde-Plänen, die daran anschließende Bepflanzung in Blau-Weiß-Tönen entstammt den Plänen Migges, „dort war vor der Rekonstruierung nur Rasenfläche“. Der Anger, eine Grasfläche, wird derzeit hergerichtet. Dort hatte die Stadt im vergangenen Jahr einige Bäume gefällt, was zu Protesten etlicher Hagener Bürgerinnen und Bürger geführt hatte. „Auf die Wiese werden demnächst Apfelbäume gepflanzt“, sagt Dr. Elisabeth May.
Auch der Brunnen wird restauriert
Der Weg ums Gebäude herum führt zu einem Rosengarten, „früher war hier nur Schotter, jetzt haben wir ein langes Beet, eine Rabatte, angelegt“. Die in der Nähe seit einer Ewigkeit stehende alte Kastanie wird durch eine neue ergänzt, „und wir bauen hier eine Sitzgruppe nach, das ist möglich, da Osthaus von diesem Platz viele Fotos hat machen lassen“. Der wohl idyllischste Ort des Areals – der versenkte Garten mit dem türkis-schimmernden Brunnen hinter der Villa – wird demnächst restauriert.
Und der sogenannte Westgarten? „Hier war lange Zeit nur noch reine Rasenfläche, jetzt wurden die Terrassierungen wieder angelegt. Dieser Nutzgarten war früher unterteilt in Bleichwiese, Gesellschaftsgarten und Gemüsegarten“, blickt Elisabeth May in die vornehme Osthaus-Zeit zurück. Ein wenig abseits wird demnächst ein kleiner Spielplatz mit Schaukel eingerichtet, „und der Zaun, der das Hohenhof-Gelände einfasst, wird weiß gestrichen. Bis 2027 gibt es also noch eine Menge zu tun“, räumt die Kunsthistoriker mit einem Lächeln ein.
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Nach der offiziellen Eröffnung haben auch Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, einen Einblick in den Hohenhof sowie den rekonstruierten Garten zu erhalten. Am Samstag, 6. Mai, Sonntag, 7. Mai, sowie am Samstag, 13. Mai, und Sonntag, 14. Mai, können Interessierte jeweils ab 11.15 Uhr an den Führungen teilnehmen, die Kosten belaufen sich auf den regulären Eintritt zum Hohenhof plus 5 Euro für die Teilnahme an der Führung.
Eine Anmeldung ist unter Telefon 02331/207-2740 erforderlich. Erwachsene zahlen 5 Euro Eintritt zum Hohenhof, Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr 1,50 Euro, Kinder unter sechs Jahren sind frei, eine Familienkarte kostet 6 Euro.
Der Hohenhof gilt als einer der architekturgeschichtlich bedeutendsten Bauten in ganz Europa. Das herrschaftliche Gebäude hat eine bewegte Geschichte: Ab 1908 war die Villa das Wohnhaus von Karl Ernst Osthaus, der Kunstmäzen wohnte dort bis 1921 mit seiner Familie. Später wurde das Gebäude als Jugendherberge, Gauleiterschule, Frauenklinik und Pädagogische Hochschule genutzt.
Seit 1927/28 ist die Stadt Hagen im Besitz des Hohenhofs. Heute fungiert er als Außenstelle des Osthaus-Museums, in dem sich das „Museum des Hagener Impulses“ befindet.