Hagen. Für knapp fünf Millionen Euro lässt die Hagener Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft am Loxbaum moderne und bezahlbare Mietwohnungen entstehen.
Dieses Bauprojekt steht geradezu beispielhaft für das, was in den nächsten Jahren und vermutlich sogar Jahrzehnten am Hagener Wohnungsmarkt gefordert ist: Die Hagener Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (HGW) hat in der Bauernstraße nicht mehr zeitgemäßen und kaum mehr vermietbaren Wohnraum abreißen lassen, um Platz zu schaffen für qualitätvolle und vor allem bezahlbare Mietangebote.
„Mit der heutigen Grundsteinlegung schlagen wir ein neues Kapitel für die HGW auf“, spielte Geschäftsführer Alexander Krawczyk darauf an, dass die kommunale Wohnungsgesellschaft seit mehr als einem Jahrzehnt kein Neubauprojekt mehr gestartet hat. „Dieser Schritt ist für uns durchaus wegweisend und soll zur Steigerung der Lebensqualität in Hagen ein wenig beitragen“, skizzierte er die Grundidee der knapp Fünf-Millionen-Euro-Investition.
„Dieser Schritt ist für uns durchaus wegweisend und soll zur Steigerung der Lebensqualität in Hagen ein wenig beitragen.“
Nach alter Väter Sitte wurde zum Start der Arbeiten, die sich bis in den Herbst 2025 hinziehen dürften, eine Edelstahl-Kartusche mit Planskizzen, Münzen, einer WP-Zeitungsausgabe vom Tage sowie einem aktuellen Polaroid-Foto aller versammelter Festaktteilnehmer in den Stahlmatten der mit Beton auszugießenden Kellerwände platziert. An der spannenden Frage, warum dafür ausgerechnet die schmucklose Trennwand zwischen Treppenhaus und Waschmaschinen-Keller ausgeguckt wurde, werden sich die Archäologen und Historiker eines Tages die Zähne ausbeißen, wenn sie in ferner Zukunft eventuell die Grundmauern und Fundamente des Gebäudes ausgraben, um den Geist der damaligen Zeit zu ergründen.
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Wenn Sanierung keinen Sinn macht
Bis zum Vorjahr stand an gleicher Stelle noch ein vierteiliger Wohnblock, der völlig aus der Zeit gefallen schien. „Eine Sanierung macht hier einfach keinen Sinn mehr“, hob HGW-Geschäftsführer beim Abriss nicht bloß auf den immensen Sanierungsstau, sondern vor allem auf die unattraktiven Grundrisse ab: 24 Einheiten à 45 Quadratmeter, ungedämmt, alle ohne Balkon – so will heute niemand mehr wohnen. „Selbst wenn wir diese Einheiten zusammengelegt hätten, wäre aus zwei schlechten Wohnungen noch lange keine gute geworden.“
Die jetzt entstehende Alternative aus der Ideenschmiede des Hagener Architekturbüros Schmahl + Gerigk ist eine moderne Lebenswelt des frühen 21. Jahrhunderts, wie sie zum Standard für zeitgemäßen, nachhaltigen und vor allem klimafreundlichen Mietwohnungsbau werden sollte. „Dieses Projekt ist generationsübergreifend, zukunftsweisend, barrierefrei und in Teilen sogar rollstuhlgerecht“, zeigte sich Architekt Stefan Gerigk davon überzeugt, dass sich Mieter aller Generationen dort wohlfühlen.
„Wir planen eine attraktive Freiraumgestaltung rund um das Gebäude, wo auch Spielmöglichkeiten für die Kinder geschaffen werden.“
Neben einer Aufzugsanlage und Rollstuhl-Abstellplätzen zählen auch ein großer Fahrradkeller mit E-Bike-Ladeangeboten sowie ein großzügiger Gemeinschaftsraum für Begegnungen oder auch Familienfeiern zur Verfügung. Die Stellplatzanlage vor dem Haus wird zudem für Wallboxen zum Laden von Elektrofahrzeugen vorbereitet. „Zudem planen wir eine attraktive Freiraumgestaltung rund um das Gebäude, wo auch Spielmöglichkeiten für die Kinder geschaffen werden“, verwies Gerigk ergänzend auf großzügige Laubengänge, die mit ihrer großzügigen Dimensionierung ebenfalls Extra-Aufenthaltsraum für die Nachbarschaft bieten.
Bezahlbar auch für Familien
Insgesamt werden dort 15 Einheiten mit einer Gesamtwohnfläche von gut 1250 Quadratmetern mit Balkonen und Terrassen entstehen. Das Spektrum reicht von 66 bis 114 Quadratmeter, wobei vier Einheiten öffentlich gefördert werden und angesichts der großzügigen Fläche sich ausdrücklich für kinderreiche Familien anbieten. Besitzer eines Wohnberechtigungsscheins werden in der Bauernstraße lediglich eine Kaltmiete von 5,90 Euro/qm einplanen müssen, die übrigen sind mit 9,50 Euro/qm dabei. Die Energieversorgung soll regenerativ durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach in Kombination mit Wärmepumpentechnik erfolgen. „Zugleich wollen wir mithilfe eines Mieterstrommodells dafür sorgen, dass hier die laufenden Energiekosten sinken“, erläuterte Krawczyk das Preisgefüge.
„Wir brauchen in dieser Stadt ein gemischtes Wohnangebot“, warb Baudezernent Henning Keune anlässlich der Grundsteinlegung dafür, in der Politik den Fokus in Hagen nicht bloß auf Ein- und Zweifamilienhäuser, sondern auch den Mietwohnungsbau zu richten. Hier hatte die jüngste Wohnungsmarktstudie das klare Signal gesendet, in Hagen minderwertige, unzeitgemäße Angebote systematisch zu reduzieren und qualitätvolle Alternativen zu schaffen, um das Mietpreisniveau auf einem auch für Investoren und Hausbesitzer attraktiven Niveau zu halten. „Gerade von diesem höherwertigen Wohnraum brauchen wir mehr – davon sind wir zurzeit noch weit entfernt“, sieht Keune es als eine Aufgabe der Stadt an, hier gezielt Flächen zur Verfügung zu stellen und auch wieder geförderten Wohnungsbau voranzutreiben.
„Gerade von diesem höherwertigen Wohnraum brauchen wir mehr – davon sind wir zurzeit noch weit entfernt.“
Bei der HGW rennt der Stadtbaurat hier offene Türen ein: „Mit Blick auf die demografische Entwicklung muss es angesichts des Angebotes am Hagener Wohnungsmarkt unser Ziel bleiben, solche Lebensräume zu schaffen. Nur so kann es gelingen, die ältere Bevölkerung aus ihren zu groß gewordenen Eigenheimen herauszulocken und zugleich bezahlbare Wohnangebote für Familien zu schaffen“, kann Krawczyk darauf verweisen, dass die kommunale Wohnungsgesellschaft auf diesem Weg bereits die nächsten Schritte eingefädelt hat. So wird, ähnlich wie in der Bauernstraße, in der Elmenhorststraße alten HGW-Bestand in den nächsten Jahren verschwinden, um Platz für energetisch moderne Immobilien zu schaffen: „Hier werden dann sogar 75 Prozent der Angebote öffentlich gefördert sein.“