Hagen. Eine Prognose, wann die A45-Brücken Brunsbecke und Kattenohl durch Neubauten ersetzt werden können, wagt derzeit niemand. Die Gründe:
Ein Neubau der A45-Brücken Brunsbecke und Kattenohl in Hagen ist weiterhin nicht abzusehen. Im Gegenteil: Vor den Ingenieuren der zuständigen Autobahn GmbH türmen sich offenbar immer neue Probleme auf. Wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigte, wird an der Talbrücke Brunsbecke derzeit eine Nachrechnung durchgeführt, die unter anderem deutlich machen soll, welche Sanierungsmaßnahmen für einen weiteren Erhalt der Brücke bis zu dem vorgesehenen Ersatzneubau notwendig sind.
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Ist die Talbrücke Brunsbecke den täglichen Lasten nicht mehr gewachsen? Muss sie eventuell gesperrt werden? Ist sie gar einsturzgefährdet? Auf diese Fragen gibt die Autobahn GmbH keine direkte Antwort, erklärt aber, an dem Bauwerk, das ja eigentlich längst abgerissen werden sollte, würde eine umfangreiche Instandsetzung durchgeführt: „Dabei werden Betonschäden an den Pfeilern beseitigt sowie der Stahlbau verstärkt. So soll die Brücke bis zu einem Ersatzneubau unter Verkehr bleiben.“
Nachrechnung soll wichtige Daten liefern
Im Winter war die Brücke mit einem Unterfahrgerüst ausgestattet worden, um bei anstehenden Prüfungen und Sanierungsarbeiten nicht in den Verkehr eingreifen zu müssen. Die Prüfer können dieses Gerüst besteigen und die Stahlkonstruktion aus nächster Nähe begutachten. Müsste die Brücke gesperrt werden, wäre die Sauerlandlinie zwischen Hagen und Lüdenscheid, wo durch das Drama um die Rahmedetalbrücke ohnehin seit Jahren chaotische Verhältnisse herrschen, nicht mehr befahrbar.
Die sogenannte Nachrechnung, die laut Autobahn GmbH für wesentliche Teilbereiche bereits durchgeführt worden sei, liefere weitere Daten für die engmaschigen Sonderprüfungen an der Brücke. Zu guter Letzt sei eine Nachrechnung auch Grundlage für eine Abrissplanung. „Das endgültige Ergebnis der Nachrechnung liegt noch nicht vor“, so die Autobahn GmbH.
An den Talbrücken Kattenohl und Brunsbecke wird seit sage und schreibe sieben Jahren gearbeitet, doch herrschte meistens Stillstand. Schon 2017 wurden Baustraßen angelegt, Standflächen für die Krane und Lagerflächen in dem steilen Gelände geschaffen. Zwei Jahre später erschien unter großem Medienrummel der damalige NRW-Verkehrsminister und jetzige Ministerpräsident Hendrik Wüst zum ersten Spatenstich in Hagen.
Verkehr auf der Brücke eingeschränkt
Doch die komplizierte Beschaffenheit des Erdreichs unterhalb der beiden hohen Brücken bereitete den Autobahnbauern große Probleme. Gutachten folgte auf Gutachten, schließlich musste der Neubau erneut ausgeschrieben werden und der Bauwerksentwurf auf Grundlage eines erweiterten Bodengutachtens überarbeitet werden.
Damit die marode Talbrücke Brunsbecke bis zum Neubau durchhält, wurde der Verkehr bereits eingeschränkt. Lastwagen müssen sich an ein Abstandsgebot und ein Überholverbot halten. Schwertransporte dürfen die Brücke nicht überfahren. Doch nicht alle Brummifahrer halten sich daran. Nachdem ein ungenehmigter Schwertransport mit mehreren Fahrzeugen und einem Gewicht von bis zu 90 Tonnen über die Brücke gefahren war, musste eine Sonderprüfung durchgeführt werden, die glücklicherweise ergab, dass durch diese enorme Belastung keine Schäden entstanden waren.
Die Autobahnbauer haben also mit vielen Problemen zu kämpfen. Eine Prognose, wann die Brücken endlich durch Neubauten ersetzt sind und der Verkehr wieder ungestört fließen kann, wagt derzeit niemand.
Die Talbrücke Brunsbecke (Baujahr 1968) ist 540 Meter lang und 66 Meter hoch. Es handelt sich um eine einteilige Brücke, beim Neubau soll sie laut Autobahn GmbH durch eine zweiteilige Brücke ersetzt werden. Es wird mit der gleichen Technik wie bei der Lennetalbrücke vorgegangen. Auf Hilfspfeilern wird eine neue Brückenhälfte neben der alten Brücke gebaut; diese Hälfte wird später an den zweiten Teil, der nach dem Abriss der alten Brücke entsteht, herangeschoben.
Die Talbrücke Kattenohl (Baujahr 1966) hat eine Länge von 207,5 Metern, ihr höchster Punkt befindet sich 38 Meter über Grund. Ihre beiden Fahrbahnen ruhen auf jeweils eigenen Pfeilern, so dass eine Hälfte nach der anderen abgerissen und erneuert werden kann, während der Verkehr über die andere Seite geführt wird.