Hagen. Das Kind ist längst in den Brunnen gefallen: Selbst wenn die markante Eiche am See krank sein sollte, darf sie nicht gefällt werden.

Den Ärger um die Roteiche hat sich die Stadtverwaltung mal wieder selbst zuzuschreiben. Die Hagener Bürger haben in Sachen Bäume schon immer ein besonders empfindliches Herz besessen, man denke nur an die erbitterten Diskussionen um die Baumschutzsatzung. Oder den Skandal am Hohenhof, wo vor zwei Jahren die Empörung gar nicht abreißen wollte, nachdem die Stadt den gesamten Baumbestand ohne Vorwarnung einfach hatte abrasieren lassen.

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Das Schicksal der Roteiche am Hengsteysee ist also wieder gefährdet. Die Rettung des Baumes, gegen dessen beabsichtigte Fällung zahlreiche Bürger in Hagen demonstriert hatten, soll 100.000 Euro kosten. Und so viel Geld für einen Baum auszugeben, geht einigen Politikern gegen den Strich.

Die Existenz des Baumes ist eng mit dem Ausbau des Ruhrtalradweges und bürokratischen Vorgaben verknüpft. Denn die Eiche steht der geplanten Trasse buchstäblich im Weg. Das war ja auch einer der Gründe, warum die Stadtverwaltung den 110 Jahre alten Baum im Winter abholzen wollte.

Nach dem unerwartet heftigen Widerstand aus der Bürgerschaft nahm man im Rathaus Abschied von diesem Vorhaben. Stattdessen prüft die Bauverwaltung, den Verlauf des Radweges um den Baum herum zu verlegen, doch müsste der Radweg dafür über das Grundstück des dort ansässigen Kanuclubs geführt werden. Jetzt kann der Streit von neuem beginnen.

Bäume, zumal wenn sie knorrig, groß und alt sind, sind nun mal ein besonderes Symbol für die Natur und ihren Schutz. Hätte die Stadt von Anfang an offensiv und für alle Bürger erkennbar damit argumentiert, dass die Eiche dem Seeparkprojekt im Wege steht und möglicherweise aufgrund einer Erkrankung eine begrenzte Lebensdauer besitzt, wäre die gesamte Diskussion garantiert ganz anders verlaufen.