Hagen-Eppenhausen. Vor acht Monaten war der beliebte Koloss aus Beton nachts in Hagen-Eppenhausen mutwillig zerstört worden. Eigentümer Huby Groppe hat gehandelt:

Eine schöne Nachricht: Der „dicke Hermann“ steht wieder. Nach acht Monaten „Zwangseinweisung“ in einer Garage kann der 200 Kilo schwere Beton-Koloss nun wieder frische Luft schnappen. Allerdings steht „Hermann von Eppenhausen“, wie die Figur - ein stämmiger Mann mit Stuhlkissen unterm Arm und Partyhütchen auf dem Kopf - nicht mehr frei vor Hubertus (Huby) Groppes Polsterei/Designideen an der Eppenhauser Straße 68 in Hagen, sondern ist nun (neben der schon früher existierenden Bodenverankerung) zusätzlich an der Mauerwand fest verankert. Aus gutem Grund.

„Alltagsmensch“ wurde Opfer von Vandalismus

Vor acht Monaten wurde die Figur - ein von der bekannten Wittener Künstlerin Christel Lechner gestalteter „Alltagsmensch“ - nachts mutwillig zerstört, „da muss jemand viel Gewalt und Kraft aufgewendet haben, um den menschengroßen Kerl umzuschmeißen“, schüttelt Hubertus Groppe noch heute verbittert den Kopf. Die linke Seite der Statue war komplett zerstört, Arm und Kopfbedeckung waren demoliert. Der Raumausstatter erstattete bei der Polizei Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gegen Unbekannt. Ein Täter konnte nicht ermittelt werden.

Wer macht so etwas? Die Figur „Hermann von Eppenhausen“ wurde im Oktober 2023 mit Gewalt umgeschmissen und der Sockel aus seiner Verankerung getreten. Die linke Seite der Skulptur, die in Hagen-Eppenhausen stand, war komplett zerstört .
Wer macht so etwas? Die Figur „Hermann von Eppenhausen“ wurde im Oktober 2023 mit Gewalt umgeschmissen und der Sockel aus seiner Verankerung getreten. Die linke Seite der Skulptur, die in Hagen-Eppenhausen stand, war komplett zerstört . © Hubertus Groppe | Hubertus Groppe

Huby Groppe hatte den zerstörten „Hermann“ mit Hilfe eines Nachbarn auf einen Rollwagen gehievt, ihn zu Reparaturzwecken in seine Garage verfrachtet und damals mit erzürnter Stimme versprochen „,Hermann‘ kommt wieder“.

Raumausstatter Huby Groppe hatte den zerstörten Beton-Koloss zu Reperaturzwecken in seine Garage gehievt.
Raumausstatter Huby Groppe hatte den zerstörten Beton-Koloss zu Reperaturzwecken in seine Garage gehievt. © WP | Michael Kleinrensing

Eigenlich wollte der 57-Jährige die Skulptur bereits Anfang des Jahres wieder vor seiner Werkstatt samt Laden platzieren, doch es kam zu Verzögerungen. „Etliche Arbeitsstunden hab‘ ich aufgewandt, nach Feierabend und am Wochenende“, sagt Groppe. Mit Beton, Montagekleber, Farbe und Klarlack ging er ans Werk, „jetzt ist ,Hermann‘ wie neu“.

Zusätzlich an der Wand verankert

Gemeinsam mit einem befreundetet Schlossermeister hat Huby Groppe den Beton-Koloss am Donnerstag, 13. Juni, wieder aufgestellt, „und an der Gebäudewand draußen fest verankert, um auf Nummer sicher zu gehen“, betont er.

Der Schlossermeister hat die Figur in Wand und Boden verankert - jetzt steht der dicke „Hermann von Eppenhausen“ stabil und sicher.
Der Schlossermeister hat die Figur in Wand und Boden verankert - jetzt steht der dicke „Hermann von Eppenhausen“ stabil und sicher. © WP | Hubertus Groppe

„Alltagsmenschen“ sind europaweit bekannt

Hubertus Groppe, Eigentümer von „Gestaltungsideen Groppe“, verkauft Gebrauchsgegenstände mit ausgefeiltem Design und witzigen Namen. Die Räume an der Eppenhauser Straße 68 sind zweigeteilt – auf der linken Seite befindet sich die Werkstatt samt Polsterei, rechts wird Kunsthandwerk unter dem Namen „Huby“ präsentiert.

Die „Alltagsmenschen“, die mittlerweile europaweit bekannt sind, stammen von Christel und Laura Lechner. Die beiden Künstlerinnen sind nicht nur Mutter und Tochter, sondern arbeiten und leben auch gemeinsam auf dem idyllisch gelegenen „Atelier Lechnerhof“ in der Nähe von Witten.

Seit 1996 erschafft Christel Lechner mit ihrem Team und seit 2004 gemeinsam mit ihrer Tochter Laura immer neue Skulpturengruppen und Installationen, die den Betrachter innehalten lassen.

Das Besondere an den Werken: Die typischen Schönheitsbilder oder -ideale sind den Künstlerinnen in ihrer Arbeit fremd. Ihre manns- oder fraugroßen Figuren­ tragen Badeanzug oder Shorts, Karohemd oder Schirmmütze. Und sie zeigen fast stolz ihre Falten und Runzeln, ihre dicken­ Bäuche oder stramme Waden. Was alle Skulpturen gemeinsam auszeichnet: Die Figuren ruhen in sich selbst; Hektik scheint ihnen fremd.

Kunstobjekt gegen Filztasche

Rückblick: Über zwei Jahre stand der im Quartier beliebte Riese vor dem Laden. Groppe hatte einige Monate zuvor von einer Kundin, die von Hagen nach Düsseldorf gezogen war, die stark ramponierte „Alltagsmenschen“-Figur erhalten - im Tausch gegen eine Filztasche.

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Der Raumausstatter säuberte die Skulptur, wohl eines der Erstlingswerke der Künstlerin Christel Lechner, und restaurierte sie aufwendig. Auf Facebook startete Hubertus Groppe damals dann einen Aufruf und bat um Namensvorschläge. Etliche stimmten für „Hermann“.

Und jetzt? Hofft Huby Groppe, dass - genau wie früher - wieder viele Spaziergänger und Autofahrer dem gemütlichen Riesen mit dem dicken Bauch gut gelaunt Blicke zuwerfen und ihm freundlich zuwinken.