Hagen-Mitte. Die nächste Hiobsbotschaft für das Hagener Verkehrsnetz: Die Hochbrücke in Altenhagen muss für Lkw über 3,5 Tonnen gesperrt werden.
Nächste Hiobsbotschaft für das Hagener Verkehrsnetz, allen voran für die Lkw-Lieferverkehre: Die Hochbrücke in Altenhagen, die sogenannte „Ebene 2“, muss für unbestimmte Zeit für den Schwerlastverkehr gesperrt bleiben. Denn im Zuge der regelmäßigen Bauwerksprüfungen wurden jetzt erhebliche weitere Schäden an dem Bauwerk festgestellt. Um für eine dringend notwendige Entlastung zu sorgen, wird die Querung somit ab Donnerstag, 11. April, für Lkw, also Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen, gesperrt. Für Pkw und Rettungsfahrzeuge bleibt die Stahlbetonkonstruktion uneingeschränkt nutzbar.
Eine entsprechende Verbots- und Umleitungsbeschilderung wird seitens der Stadt noch installiert. Demnach wird der Lkw-Verkehr in Fahrtrichtung Eckesey vom Märkischen Ring unter der Brücke her und über die Eckeseyer Straße wieder auf die B54 hochgeführt. In Fahrtrichtung Innenstadt erfolgt die Umleitung über die Bahnhofshinterfahrung, Wehringhauser Straße und Bergischer Ring zurück auf die B54.
Weitere Brücken in Gefahr
Damit nehmen die seit Jahren anhaltenden Turbulenzen rund um die Hagener Brückenbauwerke noch einmal an Dramatik zu. Zuletzt hatte die Stadt Hagen ihren Sanierungs- und Erneuerungsfokus auf die Fuhrparkbrücke gerichtet, die Eckesey mit Altenhagen und der Boelerheide verbindet. Auch dieses Bauwerk ist schon seit Jahren für Lkw jenseits des 3,5 Tonnen-Limits gesperrt, weil ansonsten ihre Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet ist. Ein Gutachter hatten bereits vor sieben Jahren davor gewarnt, dass die Tragfähigkeit im Jahr 2028 enden könnte. Für den Neubau der Brücke mit den markanten Bögen, die aufgrund ihres minderwertigen Stahls laut Gutachter in einem „ungenügenden Zustand“ ist, weil die Spannkonstruktion unbemerkt ausfallen könnte, soll der Rat am Donnerstag ein Fachplanungsbüro mit der Projektsteuerung für einen Neubau beauftragen.
Eingedrungenes Salzwasser und minderwertiger Stahl, so hatte die Hauptprüfung des Ingenieurbüros ergeben, schließen eine Sanierung aus. Vor allem die sogenannten Bogenkämpfer, also die Übergangselemente zwischen den Brückenbögen und der Fahrbahn, gelten als kritisch: „Spannstahl kann hier unbemerkt ausfallen“, warnte das Gutachten – im Klartext: Einsturzgefahr ohne Vorwarnung.
Weitere Sperrungen drohen
Als eine Akutmaßnahme wurde unter der Bogenbrücke neben dem Gewichtslimit obendrein an der Ostseite ein provisorischer Stützpfeiler errichtet, der einen Biegebruch des Bauwerks nicht bloß anzeigen soll, sondern im Akutfall sogar auffangen kann. Sollte es tatsächlich zu einem Absacken der Brücke kommen, müsste nicht bloß der Straßen-, sondern auch der gesamte Zugverkehr sofort gestoppt werden. Der Hagener Hauptbahnhof würde über Nacht zur Gleissackgasse verkommen. Die Fuhrparkbrücke gilt als eine wichtige Verbindungsachse zwischen Eckesey und Altenhagen und zugleich als Hauptachse in Richtung Autobahnzubringer A46 und weiter zum Hagener Kreuz (A45/46) – allerdings schon heute nicht mehr für Lkw-Verkehre.
Ursprünglich war ja angedacht, nach der Erneuerung der Marktbrücke sich direkt der ebenfalls baufällig Volmequerung an der Badstraße anzunehmen. Dieses Projekt ist jedoch auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt worden. Hier waren im Zuge regelmäßiger Bauwerksprüfungen zuletzt Schäden festgestellt worden, die jedoch bloß eine mittelfristige Erneuerung erforderlich machen. Vor diesen Hintergrund hat die Stadt hier die vertiefenden Planungen zunächst einmal gestoppt, zumal auch hier die Frage noch nicht beantwortet wurde, welche Verkehrssysteme hier künftig drüber hinwegrollen sollen.
Eckeseyer Brücke kritisch
Stattdessen steht direkt im Anschluss an die Neukonstruktion der Fuhrparkbrücke bislang ein Ersatzneubau der Eckeseyer Brücke – also der Verlängerung der „Ebene 2“ über die Bahnanlagen hinweg in Richtung Bahnhofshinterfahrung – im Fokus. Aber auch für dieses Projekt gibt es bislang noch nicht einmal einen zeitlichen Rahmen. Hier besteht ebenfalls die grundsätzliche Sorge, dass die Problematik der spannungsrisskorrosionsgefährdeten Bauwerke zur Sperrung sämtlicher Verkehre – Auto und Bahn – führen könnte. Inzwischen hat die Stadt dort mit Hilfe von Messpunkten ein Monitoringverfahren etabliert, das mögliche Veränderungen anzeigt und somit diesem Betonriesen ein sogenanntes Ankündigungsverhalten verschafft – also per Sensorik vor einem plötzlichen Einsturz warnende Signale sendet. Die letzte Auswertung der Messergebnisse zeigte hier zumindest keinerlei Auffälligkeiten.
Was die jetzt bekannt gewordene Lkw-Sperrung für die langfristige Zukunft der Altenhagener Hochbrücke bedeutet, steht noch völlig in den Sternen. Hier hat die Politik zwar das vorläufige Signal gesendet, auf den kolorierten Stahlbeton-Koloss in Zukunft komplett als Verkehrsweg verzichten zu wollen. Sowohl ein Abriss als auch eine Umnutzung zu einem Park in luftiger Höhe schienen zuletzt vorstellbar. Letztere Idee wurde aber mittlerweile verworfen. In diesem Zuge wird auch über die gewaltige Rampe hinter dem Turm der Arbeitsagentur, die ja ebenfalls schon seit Jahren gesperrt ist, entschieden. Hier steht bislang lediglich fest, dass das einsturzgefährdete Betonmonstrum nicht mehr zu ertüchtigen ist und somit niemals wieder ein Fahrzeug darüber hinwegfahren darf. Alles Weitere soll in Verbindung mit der Zukunft der Ebene 2 entschieden werden.