Hagen. Tausende Hagener sind entsetzt über die Pläne der Stadt, den alten Baum am Hengsteysee abzusägen und protestieren am 6. Februar vor dem Rathaus.
„Ich möchte leben - weitere 200 Jahre!“, steht auf dem grünen Plakat, das seit einigen Tagen am Stamm der amerikanischen Roteiche am Hengsteysee in Hagen angebracht ist. Und weiter: „Liebe Radfahrer, steigt bitte ab und schiebt zehn Meter an mir vorbei. Danke. Die Stadt Hagen will mich absägen. Nein, bitte nicht!“
Plakat mit Band befestigt
Irmgard Horsthemke, selbst leidenschaftliche Radfahrerin am Hengsteysee, hat am Donnerstag, 1. Februar, besagtes Plakat an dem alten Baum mit einem Band befestigt. Sie protestiert damit - genau wie zahlreiche andere Hagenerinnen und Hagener - gegen die Pläne der Stadt, die 110 Jahre alte Roteiche zu fällen. Aufgrund der geplanten Umlegung des kombinierten Rad-/Fußweges soll der Baum abgesägt werden.
Auch ein Naturfreund aus Emst hat seine eindringliche Botschaft am Stamm befestigt. Sein Schriftzug lautet „Pflegen statt sägen“. Und ebenfalls am Baum befestigte Pappschilder mit roter Schrift verkünden seit kurzem: „Ich soll sterben!“, bzw. stellen die Frage „Warum willst du mich töten?“ Die Pappschilder hat eine Bürgerin aus dem Hagener Norden angebracht, „ich bin über 60, kenne den Baum seit Jahrzehnten und jogge häufig um den See. Ein Trauerspiel ist das, was hier geschehen soll“, so die Naturfreundin.
Grüner Strich ist schon vorhanden
„Der grüne Strich unten am Stamm ist die offizielle Markierung, dass der Baum gefällt wird“, sagt die Frau mit erschütterter Stimme. Und weiter: „Ich befürchte, dass die Baumfäller in der Karnevalszeit im Morgengrauen um die Ecke kommen. In der Hoffnung, dass niemand etwas mitbekommt.“
Die engagierte Frau regt an, eine Mahnwache zu organisieren, „das ist ein legitimes Mittel, sie müsste nur angemeldet werden, allerdings bräuchte man dazu mindestens zehn Menschen, die mitmachen“.
Apropos mitmachen: Die Petition gegen die Fällung der Roteiche, die Michaela Willmes, aktiv in der Facebook-Gruppe „Wir sind Hagener, weil...“ am 31. Januar auf den Weg gebracht hat, ist im wahrsten Sinne des Wortes durch die Decke geschossen. Bis zum 6. Februar, 11 Uhr, haben 6220 Menschen besagte Petition unterschrieben. Und die Zahl der Unterschriften steigt und steigt ...
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Auch Strommast verengt den Weg
Eine Flut von Leserbriefen hat die WP-Stadtredaktion Hagen in den vergangenen Tagen erreicht. Wie jener von Bernd Lorenzen. Er schreibt: „Ob die geplante Fällung der Roteiche tatsächlich dem Ausbau des Ruhrtalradweges dient und nebenbei die Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger erhöhen soll, möchte ich bezweifeln. Denn wenige Meter weiter in nördlicher Richtung befindet sich ein Strommast des Energieunternehmens Amprion, welcher ebenfalls den Weg verengt und identische Risiken darstellt, zumindest für ,überambitionierte Radfahrer‘.“
1,5 Millionen Förderung für Ruhrtalradweg
Seit Anfang des Jahres liegt der Stadt der Bescheid über die Förderung der Maßnahme „Qualifizierung des Ruhrtalradweges am Hengsteysee in Hagen im Zuge der IGA 2027“ vor.
Mit einer Fördersumme von knapp 1,5 Millionen Euro (1. 490. 000 Euro) erhält der 900 Meter lange Abschnitt des Ruhrtalradweges zwischen Laufwasserkraftwerk und DLRG am Südufer des Hengsteysees eine getrennte Wegeführung für Fußgänger und Radfahrer, drei neue Rastplätze sowie eine weitestgehend neue Wegedecke.
Und nun meldet sich auch Horst Heicapell, pensionierter Forstamtsleiter der Stadt Hagen, per Leserbrief zu Wort: „Dass die Emotionen wegen der beabsichtigten Fällung hohe Wellen schlagen würden, war vorhersehbar. Die meisten der bis dato veröffentlichten Leserbriefe, vornehmlich von Radfahrern und Fußgängern, zeigen den Willen, eine einvernehmliche Lösung des Problems zu finden, nämlich durch gegenseitige Rücksichtnahme.“
„Stadtbaurat Keune könnte doch auf die Idee kommen, die Situation mit dem benachbarten Kanu-Club zwecks eines möglichen Flächentausches zu erörtern, und vielleicht ergäbe sich daraus für alle eine langfristig zufriedenstellende Lösung“
Und weiter: „Stadtbaurat Keune könnte doch auf die Idee kommen, die Situation mit dem benachbarten Kanu-Club zwecks eines möglichen Flächentausches zu erörtern, und vielleicht ergäbe sich daraus für alle eine langfristig zufriedenstellende Lösung. Bäume sind die Grundlage des Lebens und mehr als tote Steine, Beton oder grauer Asphalt.“
Protest vor dem Rathaus
Am Dienstag, 6. Februar, 16 Uhr, tagt der Umweltausschuss im Rathaus an der Volme und wird das Thema „Fällung der Roteiche“ aufgreifen. Im Vorfeld der Sitzung werden sich etliche Bürgerinnen und Bürger, die sich für den Erhalt des alten Baumes einsetzen, vor dem Rathaus treffen, um zu protestieren.
Und wie reagiert die Stadt Hagen auf die Proteste der Hagener Bürger? Eine am Donnerstag, 1. Februar, von der Redaktion gestellte Presseanfrage, wie sich die Verwaltung positioniere und ob es bereits einen Termin zur Fällung gäbe, wurde bis zum 5. Februar nicht beantwortet. Genau wie die bereits am Mittwoch, 31. Januar, gestellte Anfrage beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), bezüglich eines Fälltermins. Die Fällzeit endet am 29. Februar.