Hagen. Vom Bahnhof bis zur Springe: Wir haben uns in der Multi-Kulti-Gastrolandschaft in Hagen umgeschaut. Von Hacibaba, Haus des Döners und Ali-Grill.
Ein Rundgang durch die Innenstadt: So langsam kann ich es nicht mehr hören. „Hagen geht doch immer mehr den Bach runter. In Hagen gibt‘s doch bald nichts mehr außer Dönerbuden.“ Wirklich? Da mach‘ ich mich doch einfach mal auf und checke die Lage in der Innenstadt. Vom Friedrich-Ebert-Platz marschiere ich die Elberfelder Straße runter in Richtung Hauptbahnhof. Wochentags in der Mittagszeit tummeln sich viele Leute in der Fußgängerzone. Am Theater vorbei, der Bürgersteig füllt sich so langsam mit Menschen. „Hagen ist bunt“ wird hier sichtbar.
„Grill-Döner Schawarma“ steht über dem Eingang
Viele Menschen mit Migrationshintergrund treffen sich hier mittags - zum Essen, zum Rauchen, zum Plaudern. Links ein Sonnenstudio, rechts ein Ein-Euro-Laden, dazwischen das Restaurant „Al Amir“ mit einem großen, von draußen gut sichtbaren Döner-Spieß im Fenster. „Grill-Döner Schawarma“ steht über dem Eingang. Rein gehe ich nicht, denn drinnen ist es rappelvoll. Aber vor dem Restaurant lasse ich mir von einem Mann, der einen Kaffee trinkt, erklären, dass Schawarma ein Fleischgericht der arabischen Küche ist. Ach so, das wusste ich nicht.
Chefs stammen aus Palästina
Das Schwenke-Zentrum liegt nur etwa 100 Meter entfernt. Dort hat vor fünf Monaten das „Schababeek Restaurant“ eröffnet. Die Chefs sind zwei Brüder, sie stammen aus Palästina.
„Unser Döner aus Hähnchenfleisch läuft am besten“, berichtet einer der Brüder, „und Hackfleischgerichte gehen auch gut“. Während er sich mit Gästen unterhält, streicht der Mann arabisches Fladenbrot glatt. „Mittlerweile kenne ich viele der Gäste“, versichert er mir und spricht dann rasend schnell mit seinen Landsleuten weiter.
Es mangelt an Abwechslung
Ich schaue mich nach weiteren Döner-Buden um. Gegenüber erblicke ich das „Vimix“, dort gibt‘s allerdings vietnamesische Küche. Dann laufe ich Alexander Poll, Gesellschafter und Geschäftsstellenleiter der Provinzial-Versicherung Poll, Stein & Longerich, beinahe in die Arme. Ob ich wisse, was er sich für Hagen wünsche, fragt er mich und fährt ohne Pause fort: „Keine weiteren Döner-Läden, Ein-Euro-Shops und Süßwaren-Outlets.“
Alexander Polls Agentur befindet sich in der Elberfelder Straße 69, „wir sind insgesamt 13 Kollegen und wissen oft mittags nicht, wohin wir zum Essen gehen sollen. In der Stadt fehlt es einfach an guten Angeboten und Abwechslung“. Um solide Betriebe, egal, ob im Bereich Einzelhandel oder Gastro, müsse man kämpfen, ist sich der gebürtige Hagener sicher, „aber billig? Billig kommt von ganz allein“.
Von Süßigkeiten bis Zigaretten
Ich muss weiter, blicke mich in der Hindenburgstraße um. Nein, kein Döner-Imbiss, sondern das Geschäft „Al Madina Food“. Von Süßigkeiten bis Zigaretten scheint es dort alles zu geben. In der Stresemannstraße stoße ich auf den „Ali Mini Markt“. An der Scheibe steht „Kiosk/Trinkhalle - orientalische Lebensmittel“. Vor dem Laden stehen zig Kartons mit Obst und Gemüse, ein Kunde ist im Moment aber nicht in Sicht.
Apropos Stresemannstraße: In der Stresemannstraße 12 will im März/April das zweite „Haus des Döners“ an den Start gehen. Vor gut zwei Monaten hatte die Gastrokette bereits eine Kebab-Döner-Bude in der Mittelstraße 10 eröffnet.
Ich nähere mich dem Hauptbahnhof, das Getümmel auf der Straße nimmt zu. Links rum Richtung Wehringhausen erblicke ich einen großen Fleischspieß hinter der Scheibe von „Royal Chicken“. Ich wende mich nach rechts.
Grenzenloser Hunger
Vor dem „Dönerhaus“ direkt am Graf-von-Galen-Ring ist mächtig was los. Die Kunden stehen bis auf den Bürgersteig hinaus. Es ist noch nicht mal 13 Uhr, aber der Hunger scheint grenzenlos zu sein. „Dönertasche groß, Kalb mit Salat und Sauce, 6 Euro“ steht auf der draußen angebrachten Tafel. Im „Dönerhaus“ gibt‘s aber auch Pizza und Börek (Blätterteigrollen).
Lecker gewürztes Fleisch
Ich sehe aber nur Menschen, die eine Dönertasche verputzen. Darunter ein Pärchen, das an einem Stehtisch isst. Wir kommen ins Gespräch. Der junge Mann lacht: „Hauptsache, viel und billig“, sagt er offen heraus, während seine Freundin den Kopf schüttelt: „Blödsinn, das Fleisch ist lecker gewürzt und die Joghurtsauce echt klasse.“
Und beim Nachbarn? Auch der „Istanbul Kebab“ hat gut zu tun, weniger los ist hingegen im „Sultan Grill“. Ein paar Meter weiter „Mazzola“, keine Döner-Bude, sondern eine Kult-Pizzeria, die auch heutzutage nur von 18 bis 5 Uhr morgens geöffnet hat. Mensch, ist das lange her, dass ich dort versackt bin.
McDonalds wirkt fast wie ein Exote
In der Straße Am Hauptbahnhof sind ein Restaurant mit Holzkohlegrill und ein polnischer Imbiss ansässig. Auf dem Berliner Platz springt mir das große M ins Auge. Eine McDonalds-Filiale wirkt auf meiner Gastro-Runde durch die City fast wie ein Exot.
Hacibaba seit 30 Jahren in Hagen
Das Restaurant „Hacibaba“ in der Bahnhofstraße existiert seit über 30 Jahren. „Unser Döner besteht aus Hähnchen- oder Kalbfleisch. Bei uns gibt‘s mittags aber auch Suppen - Linsen-, Pansen- oder Fleischsuppe. Und süße Baklava“, sagt der Chef.
Gegenüber bietet Papa‘s Grillhouse „Pomm-Döner“ in einer Pappschachtel und weitere Döner-Gerichte an. Nun ja, wenn‘s schnell gehen soll. . .
Weiter geht‘s für mich - nun wieder die City hoch. In der Einkaufspassage Volme-Galerie hat vor kurzem „My Döner - Premium“ eröffnet, im Gastrobereich der Rathaus-Galerie gibt‘s keinen Döner-Anbieter.
Döner-Tasche für drei Euro
Anders in der Rathausstraße, wo „Pidö - Pizza und Döner“ seit Jahren ansässig ist. „Döner-Tasche für drei Euro“ verspricht ein Leuchtband über der Ladentür. Das Schnäppchenangebot lockt etliche Hungrige an.
In der Mittelstraße sag‘ ich im „Bordo Grill“ - Vater und Sohn kenn‘ ich seit langem - „hallo“. Seit 16 Jahren „schmeißen“ die beiden den Pavillon, der besonders in der Mittagspause bei vielen Hagener beliebt ist. Ebenfalls in der Mittelstraße zu finden - das „Kebab House“, der Schnell-Imbiss „My Kebap“ sowie die erste „Haus des Döners“-Filiale in Hagen.
Und am Anfang der Frankfurter Straße? Da gibt‘s das indische Tandoori-Restaurant „Namaste“ sowie „Mr. Wasabi: Sushi-Asiafood“ und auf dem benachbarten Johanniskirchplatz die Pizzeria „La Candela“. Döner also Fehlanzeige.
Eine subjektive Betrachtung
Bei Döner-Kebab wird traditionell Lamm- oder Hammelfleisch verwendet, es kann aber auch Rind oder Geflügel sein. Gyros wird traditionell mit Schweinefleisch zubereitet.
Der Rundgang durch die City ist als subjektive Betrachtung zu verstehen und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Anders am Märkischen Ring mit „Ali Grill“ und „Markt-Grill“. Beide Döner-Imbissbuden haben am späten Mittag gut zu tun.
Genau wie der „Mikado-Grill“ gegenüber. Das Restaurant hat vor 35 Jahren an der Marktbrücke (Simson-Cohen-Brücke) eröffnet. „Aber bei uns gibt‘s keinen Döner, sondern Gyros aus Schweinefleisch, original griechisch gewürzt“, betont die Chefin lächelnd.
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Knoblauchsauce und rötliche Sauce
Ich mach‘ mich auf den Weg zurück ins Pressehaus und treffe auf einen Bekannten - tatsächlich mit einem Döner in der Hand. Eckhard lacht ein wenig verlegen: „Das muss ab und an einfach mal sein. Der Döner hat 6,50 Euro gekostet, ich wähle aus drei Saucen immer zwei aus. Knoblauchsauce und eine rötliche Sauce. Die Kombination passt super.“
Hagen hat nur Döner-Buden zu bieten? Quatsch. Bei uns in der City gibt‘s - genau wie in anderen größeren Ruhrgebietsstädten - etliche Döner-Läden, aber auch andere Multi-Kulti-Gastrobetriebe. Wem das nicht passt, braucht nicht hinzugehen. Basta.