Hagen. Der Insolvenzverwalter spricht von positiven Entwicklungen bei der Sanierung, doch viele Leerstände bestimmen das Bild. Und die Gastro-Zone?

Neues aus der Innenstadt: Es ist schon eine Krux: Während der Insolvenzverwalter von deutlichen Fortschritten hinsichtlich der Sanierung der Rathaus-Galerie Hagen spricht, haben Besucher der Einkaufspassage noch immer den Eindruck, sie passierten eine Baustelle. Unterschiedlicher können Wahrnehmungen wohl kaum ausfallen.

Mehr als ein Dutzend Stativleuchten (Notbeleuchtung) und rot-weiße Absperrplanken säumen die Gänge, und die Leerstände auf beiden Etagen sind eklatant. Extrem verlassen wirkt auch der Gastro-Bereich. Im Food-Court im Erdgeschoss des Seitenschenkels stoßen die Mall-Besucher lediglich noch auf zwei Gastrostände - Asiahung und Mr. Phans - sowie auf einen Obst- und Gemüseverkaufsstand.

Auch der Stand „Veganland“ wird seit einiger Zeit nicht mehr betrieben.  
Auch der Stand „Veganland“ wird seit einiger Zeit nicht mehr betrieben.   © Privat | Privat

Und die übrigen Flächen? Dort, wo sich früher die kleine Pizzeria Vabene befand, stoßen City-Bummler seit der Wiedereröffnung der Rathaus-Passage vor knapp neun Monaten (das Center war durchs Hochwasser im Sommer 2021 stark beschädigt worden) nur auf sperrige Gitterzäune. Vabene hatte das Mietverhältnis im Frühjahr beendet und die Galerie verlassen. Ein Nachmieter scheint noch immer nicht gefunden zu sein.

Veganland hat die Segel gestrichen

Vor wenigen Wochen strichen auch die Betreiber von Veganland (an dem Stand wurden vegetarische und vegane Speisen angeboten) die Segel. Und seit etlichen Tagen begrüßt an der verlassenen „I like Bubbletea“-Theke auch lediglich ein Zettel („Wir sind in Kürze wieder für Sie da“) potenzielle Kunden.  

„Na Ri’s Currybar“ auch bald Geschichte

Ein trauriges Bild auch an „Na Ri’s Currybar“, die vor knapp fünf Monaten an den Start ging. Vor kurzem war auf einem handgeschriebenem Papier „Wegen Krankheit geschlossen“ zu lesen, dann war von einem technischen Defekt die Rede. Und nun? „Wir sind weg, wir haben hier zum 31. Dezember gekündigt“, sagt Na Si Schöndorf mit trauriger Stimme. „Wir hatten in den vergangenen Wochen durchschnittlich 32 Euro Einnahmen am Tag. In der Galerie ist eben nichts los. Jetzt ziehen wir einen Schlussstrich“, schimpft Na Ris Ehemann Arno Schöndorf.

Na Ri Schöndorf zieht die Reißleine. „Wir haben unseren Mietervertrag zum 31. Dezember gekündigt. Wir verdienen hier kein Geld“, sagt die Betreiberin der „Na Ri‘s Currybar“ in der Rathaus-Galerie Hagen.
Na Ri Schöndorf zieht die Reißleine. „Wir haben unseren Mietervertrag zum 31. Dezember gekündigt. Wir verdienen hier kein Geld“, sagt die Betreiberin der „Na Ri‘s Currybar“ in der Rathaus-Galerie Hagen. © Privat | Privat

„Wir haben einen Fünf-Jahres-Mietvertrag unterschrieben, der läuft noch bis 2028. Trotzdem – wir sind weg“, so Arno Schöndorf. Na Ri Schöndorf ist gebürtige Vietnamesin und lebt seit über zehn Jahren in Deutschland. „Wir ziehen mit unseren beiden Kindern nach Kaiserslautern, dort arbeite ich demnächst in einer Sushi-Bar. Wir müssen endlich wieder Geld verdienen“, sagt die Imbissbetreiberin, die schon in etlichen Asia-Restaurants beschäftigt war. Die patente Frau blickt durch die fast menschenleere Ladenstraße „Essen & Trinken“ und schüttelt den Kopf: „Niemand verirrt sich hierher.“ 

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Komplexes Zusammenwirken verschiedener Akteure

Aber zurück zum Insolvenzverwalter bzw. seinem Sprecher Sebastian Brunner, der versichert, es werde an allen Baustellen gearbeitet, um zum Abschluss der noch ausstehenden Sanierungsmaßnahmen zu kommen. „In den vergangenen Wochen waren mehrfach verschiedene Handwerksbetriebe gleichzeitig vor Ort. Das ist ein komplexes Zusammenwirken verschiedener Akteure, dessen Ergebnisse nach außen hin nicht immer sofort sichtbar sind“, versucht Brunner zu erklären, warum die City-Bummler noch immer nicht den Eindruck haben, durch ein fertig saniertes, modernes Center zu gehen.

Noch immer herrscht Baustellen-Flair in der Rathaus-Galerie Hagen.
Noch immer herrscht Baustellen-Flair in der Rathaus-Galerie Hagen. © Privat | Privat

Gespräche mit möglichem Ankermieter laufen

Der Sprecher weiter: „Es geht Schritt für Schritt voran, doch wenn es in der Ablaufkette zu Stockungen kommt, dann wirkt sich das auf alle folgenden Schritte aus.“ Brunner betont, dass der Abschluss der Sanierungsarbeiten ein entscheidender Faktor im Hinblick auf die weitere Vermietung von Ladenlokalen sei. Es gebe Fortschritte, was die Gespräche und Verhandlungen mit Mietinteressenten angehe, darunter sei auch ein attraktiver Ankermieter, so Brunner.

Notbeleuchtung und rot-weiße Absperrungen bestimmen noch immer das Bild in der Rathaus-Galerie Hagen.
Notbeleuchtung und rot-weiße Absperrungen bestimmen noch immer das Bild in der Rathaus-Galerie Hagen. © Privat | Privat

Einen neuen Ankermieter zu gewinnen, wird für die Rathaus-Galerie vermutlich das oberste Ziel sein, hat der vorherige Hauptmieter Zara doch schon vor ewigen Zeiten das Weite gesucht.

Regelbetrieb muss laufen, um neue Mieter zu gewinnen

Und wie gestaltet sich die Suche nach einem Käufer für die insolvente Einkaufspassage? „Die Sanierungsarbeiten müssen abgeschlossen sein und der Regelbetrieb muss gut laufen, um neue Mieter zu gewinnen. Erst dann kann an einen Verkauf gedacht werden“, fasst Brunner zusammen. Ein Indiz dafür, dass man auf dem richtigen Weg sei, sieht der Insolvenzsprecher auch: „Dass die bisherigen Maßnahmen die Attraktivität der Rathaus-Galerie für Kunden erhöht haben, wurde jetzt auch durch ein aktuelles Ranking, in dem Einkaufszentren in ganz Deutschland bewertet wurden, bestätigt“, so Brunner mit leicht triumphierender Stimme.

600 Shopping-Center in ganz Deutschland bewertet

Zur Erläuterung: Im Rahmen eines Google-Rankings wurden jüngst 600 Shopping-Center in ganz Deutschland in puncto Beliebtheit verglichen. Das Vergleichsportal Testberichte.de hatte dazu 3,4 Millionen Online-Bewertungen ausgewertet und eine Rangliste erstellt.  

Rathaus-Galerie belegt Platz im Mittelfeld

Und die Rathaus-Galerie Hagen? Die belegt im Ranking mit Platz 341 (von 600) einen Platz im Mittelfeld, die benachbarte Volme-Galerie Hagen übrigens mit Platz 563 nur einen ernüchternden Schlussfeld-Platz.

Bei einem Google-Ranking belegt die Rathaus-Galerie Hagen in puncto Beliebtheit bei den Kunden einen Platz im Mittelfeld.
Bei einem Google-Ranking belegt die Rathaus-Galerie Hagen in puncto Beliebtheit bei den Kunden einen Platz im Mittelfeld. © Hagen | Michael Kleinrensing

Bewertet wurden u.a. die Lage und die Leerstandsquote in den Shopping-Passagen. Die Thier-Galerie in Hagens Nachbarstadt Dortmund sichert sich einen erfreulichen Platz 172. Die vordersten Plätze belegen zwei Einkaufszentren im Osten Deutschlands – die Mädler-Passage sowie Speck’s Hof in Leipzig, außerdem die Altmarkt-Galerie in Dresden. Zu den Flops zählen u.a. die Stadtgalerie Velbert und der Marler Stern.

Die Besucher der Rathaus-Galerie interessieren allerdings vermutlich weniger Ranking-Plätze als Namen neuer Mieter, die für mehr Kundschaft sorgen würden. Center-Manager Philip Stabenow war für unsere Redaktion nicht zu sprechen.