Hagen. Das Autohaus Heider in Hagen ist Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit: Der Strom für die Ladesäule kommt vom Dach. Der Weg bis dahin war steinig.

Wer die automobile Mobilitätswende erleben will, ist hier nah dran. „Wir wollen zeigen, dass E-Mobilität funktioniert“, sagt Jan Heider – unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten.

Elektro-Fahrzeuge der Marke Skoda stehen auf dem Gelände, auf dem Dach des Autohauses Heider in Hagen befinden sich zig Solar-Paneele. Und auf dem Hof in unmittelbarer Nähe der vielbefahrenen Bundesstraße 54 steht eine öffentliche Ladesäule. „Die erste eichrechtskonforme Schnellladsäule in Hagen“, wie Geschäftsführer Jan Heider sagt. Also eine, an denen die Akkus von E-Fahrzeugen binnen kürzester Zeit geladen werden können.

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Erste Ladesäule Ende 2019

Dabei steckt das Autohaus in Delstern, das sich in Familienhand befindet, mitten in einer Entwicklung, die ihren Anfang vor rund fünf Jahren genommen hat. „Seit 2018 beschäftigen wir uns intensiver mit den Themen Nachhaltigkeit und Verkehrswende“, sagt Jan Heider, der kein Geheimnis daraus macht, dass sich all die Investitionen auch rechnen müssen: „Im Dezember 2019 haben wir dann die erste 22-KW-Ladesäule aufgestellt.“

Elektro-Autos mit Schnellladefunktion können am Autohaus Heider in Hagen in kürzester Zeit geladen werden.
Elektro-Autos mit Schnellladefunktion können am Autohaus Heider in Hagen in kürzester Zeit geladen werden. © WP | Michael Kleinrensing

Dass dies Schritte in die richtige Richtung sind – weil sie Umwelt und Geldbeutel schonen –, davon ist Heider überzeugt. Gleichzeitig weiß er aber auch, dass es ein steiniger Weg war und ist. Einer, auf dem sich ebenso technische wie auch immer wieder bürokratische Hindernisse auftun, die den Elan eines Unternehmers, dem es auch um die Zukunftsfähigkeit des eigenen Betriebs geht, ausbremsen.

Eineinhalb Jahre bis zur Schnellladesäule

„Unsere erste Photovoltaikanlage hat bereits 52,4 Kilowatt Peak“, sagt Heider, „hinzu kommt das DC-Laden – das alles war mit unserem bisherigen Netzanschluss nicht umsetzbar.“ Also stellte der Unternehmer Anfang 2022 einen Antrag auf einen neuen Netzanschluss nebst Trafo – bei zwei unterschiedlichen Töchtern des Enervie-Konzerns, die – so sagt Heider – untereinander aber keine Daten austauschen dürften. „Hinzu kamen Lieferschwierigkeiten für den Trafo und die Ladestationen. In der Zwischenzeit hatten dann auch die Preise noch einmal angezogen.“

Neu im Angebot: Das Autohaus Heider in Hagen setzt auf elektrische Mikro-Cars.
Neu im Angebot: Das Autohaus Heider in Hagen setzt auf elektrische Mikro-Cars. © WP | Michael Kleinrensing

Im Dezember 2022 habe er dann einen Anruf erhalten, dass nun zumindest ein Lader lieferbar sei. Erst mit dieser Zusage wiederum habe er einen Antrag auf Genehmigung bei der Bezirksregierung stellen können. Das Ergebnis: Bis das erste E-Auto an der Schnellladesäule aufgeladen werden konnte, vergingen rund eineinhalb Jahre. „Das ist zu langsam. So etwas nervt einfach“, sagt Heider.

Photovoltaikanlage erweitert

Damit aber ist das Ende eines Prozesses noch nicht erreicht, bei dem die Energie, die per Photovoltaik auf dem Dach gewonnen wird, das Autohaus nebst Werkstatt versorgt und am Ende noch genutzt wird, um E-Fahrzeuge zu laden. „Wir sind gerade dabei, unsere Photovoltaikanlage ein zweites Mal zu erweitern“, sagt Heider, „zuletzt erst vor wenigen Wochen. Insgesamt reden wir über eine Leistung von 208 KW Peak. All diese Investitionen ergeben Sinn, wenn wir überschüssigen Strom über die Ladesäule verkaufen können.“ Dazu will Heider mit Strom heizen. Das Unternehmen wartet auf eine Wärmepumpe. Lieferprobleme.

Setzt die Mobilitätswende im eigenen Unternehmer um: Jan Heider, Geschäftsführer des Autohaus Heider in Hagen.
Setzt die Mobilitätswende im eigenen Unternehmer um: Jan Heider, Geschäftsführer des Autohaus Heider in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Aber auch, was die eigene Angebotspalette angeht, geht Jan Heider den nächsten Schritt. Weil Skoda (wie viele andere Hersteller auch) derzeit keine Kleinwagen mehr im Sortiment hat, vertreibt Heider noch Mikro-Cars von Ari Motors. Autos, aufs Wesentliche reduziert, aber mit einem E-Motor.

60 verkaufte E-Autos in drei Jahren

„In den letzten drei Jahren haben wir bei uns rund 60 E-Autos der Marke Skoda verkauft“, sagt Heider. Mehr hätten es wohl sein können, wenn nicht eklatante Produktions- und Lieferprobleme den Markt gelähmt hätten. Teilweise mussten Kunden eineinhalb Jahre und länger auf ihr bestelltes Fahrzeug warten. „Auch wir haben vom Hersteller keine belastbaren Aussagen mehr bekommen“, blickt Heider zurück.

Die erste eichrechtskonforme Schnellladesäule in Hagen ist im Sommer 2023 ans Netz gegangen (von rechts): Jan Heider (Geschäftsführer Autohaus Heider), Dr. Daniel Kruse (Leiter Team Elektromobilität Mark-E) und Jörg Pszolka (Team Elektromobilität Mark-E).
Die erste eichrechtskonforme Schnellladesäule in Hagen ist im Sommer 2023 ans Netz gegangen (von rechts): Jan Heider (Geschäftsführer Autohaus Heider), Dr. Daniel Kruse (Leiter Team Elektromobilität Mark-E) und Jörg Pszolka (Team Elektromobilität Mark-E). © mark-e | Mark-E

Das eigene Engagement hat das nicht getrübt. „Wir sparen Strom, haben durch unsere Investitionen in Summe wohl bislang rund 70 Tonnen CO2 weniger ausgestoßen“, sagt Heider. „Um diese Menge aufzufangen, bräuchte es rund 5300 Buchen.“

Vier Ladungen pro Tag

Immerhin: Vier Autos wurden pro Tag im August am Schnelllader geladen – die Fahrzeuge des Autohauses und die über Heider verkauften E-Fahrzeuge nicht mitgerechnet. Tendenz steigend: Denn noch ist Hagens erste eichrechtskonforme Schnellladesäule nicht in allen Navis erfasst.