Hagen. Wie machen das die „Fridays for future“-Jugendlichen in Hagen? Ein Jahr lang begleitet die WP drei Jugendliche, die nachhaltiger leben wollen.
Über 2000 Teilnehmer demonstrieren für mehr Klimaschutz
Nachhaltigkeit, das ist ein großes Wort geworden. In der Politik, unter Klima-Kämpfern und auch im ganz normalen Alltag der Menschen. Viele wollen nachhaltig leben, doch vielen geht angesichts der Größe des Themas auch die Luft aus. Die WESTFALENPOST will dokumentieren, wie Nachhaltigkeit im Alltag gelingen kann – und wo sie vielleicht auch scheitert. Deshalb verlängern wir die große WP-Serie „Bin eben kurz die Welt retten“, in der diese Zeitung das Thema Nachhaltigkeit aus zahlreichen Blickwinkeln einen Monat lang beleuchtete und in der Chef-Reporter Daniel Berg beispielsweise sein Leben in diesem Zeitraum komplett nachhaltig umgestellt hatte.
Mit Janne Rosenbaum (17), Fabian Göke (17) und Ruben Heuer (15) begleitet unsere Zeitung ein Jahr lang drei Mitglieder der Bewegung „Fridays for future“ in Hagen bei ihrem Versuch, ihr persönliches Leben der Nachhaltigkeit zu widmen. Jeden Monat wird die WP einmal mit den jungen Leuten zusammenkommen und die Themen besprechen.
In Zusammenarbeit mit unseren Kollegen von Radio Hagen produzieren wir dabei parallel einen Podcast, der einmal im Monat auf Radio Hagen gesendet wird und
auch online hier abrufbar ist
. Das Ziel: Eine Entwicklung dokumentieren und Chancen und Hindernisse aufzeigen, wie man Nachhaltigkeit im ganz normalen Lebensalltag umsetzen kann.
„Wir sind natürlich Mitglieder der Fridays-for-future-Bewegung. Deswegen sind die großen Themen, für die wir einstehen, ja bekannt und werden öffentlich diskutiert. Aber wir sind daneben ja auch Bürger, die privat versuchen, ihr Leben klimafreundlicher zu gestalten. Und das stellt natürlich auch uns vor Herausforderungen“, sagt Janne Rosenbaum, die beispielsweise schon zur Vegetarierin geworden ist.
Das ganze Leben umkrempeln
Fabian Göke springt ihr zur Seite: „Wenn Sie nach Zielen fragen, dann ist das größte davon natürlich, dass es die Friday-for-future-Bewegung irgendwann nicht mehr geben muss. Aber ich habe bei der Arbeit in dieser Bewegung festgestellt, dass ich mein ganzes Leben positiv auf den Kopf stellen kann, ohne mich selbst zu verändern. Das möchte ich gerne auch anderen erzählen und deshalb mache ich mit.“
Gerade in Hagen hat sich eine starke Fridays-for-future-Ortsgruppe gebildet, die mehr und mehr Zuspruch erfährt und fernab der viel diskutierten Klima-Demos jede Menge Sachgruppenarbeit leistet, die der Öffentlichkeit meist im Verborgenen bleibt. „Das sind zahlreiche Stunden, die da zusammenkommen“, sagt Janne Rosenbaum. Weswegen sie die anfängliche Schulschwänzer-Debatte auch gar nicht nachvollziehen kann. Die meiste Arbeit falle an, wenn die Öffentlichkeit nicht so kritisch hinsehe.
Das sagt Janne Rosenbaum
Janne Rosenbaum: „Ich habe bislang immer sehr bewusst gelebt. Also klimatechnisch und mit Blick auf den ökologischen Fußabdruck. Aber eigentlich kann ich noch viel mehr ändern, um klimafreundlicher zu werden. Ich will beispielsweise nur noch Sachen kaufen, wenn sie wirklich dringend benötigt werden. Und ich will qualitativ hochwertigere Dinge kaufen, die länger halten und mich von weiteren Käufen abhalten. Was Kleidung betrifft, möchte ich in Second-Hand-Läden einkaufen gehen. Ich lebe schon jetzt vegetarisch. Aber eines der größten Themen für mich ist der Plastikkonsum. Den will ich reduzieren. Mir geht es in der nächsten Zeit nicht darum, der perfekte „Öko“ zu sein. Aber ich will Alternativen finden. Wenn jeder Mensch eine Alternative findet, dann wären wir schon ein echtes Stück weiter. Ich will dabei auf Reisen weiter darauf achten, klimafreundlichere Alternativen zu finden.“
Ihre Ziele:
- Hochwertigerer, dafür seltenerer Konsum
- Kleidung in Second-Hand-Läden kaufen
- Plastikkonsum reduzieren
- Reise-Alternativen finden
Das sagt Fabian Göke
Fabian Göke: „Bevor ich bei Fridays for Future einstieg, war ich normaler Konsument. Ich habe mich mit Nachhaltigkeit eigentlich nicht befasst. Doch jetzt habe ich begonnen, Dinge zu verändern. In der Fastenzeit habe ich zunächst auf Fleisch verzichtet und bin dann drangeblieben. Das will ich jetzt durchziehen. Ich will mein Moped und das Auto stehen lassen und voll auf Fahrrad und Bus setzen. Ich bin zur Brotdose zurückgekehrt, um den Plastikkonsum zu reduzieren. Das soll auch so bleiben. Vor allem aber will ich versuchen, an meiner Schule etwas zu verändern. Ich bin dort stellvertretender Schülersprecher und will das Thema Nachhaltigkeit in den Schulalltag einbringen. Ich will, dass alle um mich herum verstehen, dass die klimafreundlichere Alternative von etwas nicht immer gleich die schlechtere Variante ist. Man lebt nicht wie ein Neandertaler, nur weil man nachhaltig ist.“
Seine Ziele:
Fleischverzicht- Umstieg auf Rad und Bus
- Plastikkonsum reduzieren
- Nachhaltigkeit im Schulalltag einbringen
Das sagt Ruben Heuer
Ruben Heuer: „Ich habe bislang immer konsumiert ohne nachzudenken. Das muss ich erstmal zugeben und das soll sich ändern. Das ist schon mal mein erstes Ziel. Also das Bewusstsein zu verändern. Ich habe jetzt zum Beispiel einen „Meatless Monday“, also eine fleischlosen Montag eingeführt, damit will ich meinen Fleischkonsum reduzieren. Und es funktioniert bisher auch sehr gut. Was bei mir eine große Baustelle ist, ist das Shoppen und das Einkaufen. Da nachhaltiger zu werden, ist ein großes Projekt und ich will dringend daran arbeiten. Ich glaube, wenn ich das hinkriege, habe ich schon viel geschafft.“
Seine Ziele:
- Bewusstseinsveränderung mit Blick auf den Konsum
- Fleischverzicht ausweiten
- Nachhaltig shoppen und einkaufen