Hagen.
Mit drastischen Gebührenerhöhungen begegnen die Hagener Friedhöfe der sich rapide wandelnden Bestattungskultur. Auf dem Friedhof Remberg/Buschey wurden die Kosten für eine Beerdigung in der Urnen-Gemeinschaftsanlage von 520 auf 1780 Euro angehoben. Das entspricht einer Steigerung von 242 Prozent.
Auch die Stadt Hagen will im nächsten Jahr an der Gebührenschraube drehen, kündigte Fachbereichsleiter Michael Haneke an: „Und zwar im oberen einstelligen Prozentbereich.“ Sonst könnten die neun städtischen Friedhöfe nicht mehr mit der gebührenden Wirtschaftlichkeit betrieben werden.
Feuerbestattungen machen inzwischen 60 Prozent aller Beerdigungen aus
Hintergrund der Preissteigerung ist die starke Zunahme der Feuerbestattungen, die inzwischen 60 Prozent aller Beerdigungen in Hagen ausmachen. Urnengräber sind auf vielen Friedhöfen billiger als Erdgrabstätten, weil der Preis nach dem Flächenverbrauch berechnet wird. „Je mehr Urnengräber und Stelen, desto mehr Friedhofsgelände bleibt frei“, rechnet Eva-Katharina Vogel vor, Verwalterin des Friedhofs Remberg/Buschey. Paradoxerweise würden die Kosten für den Friedhofsbetreiber dadurch aber steigen, weil jeder nicht für ein Grab genutzte Quadratmeter Boden von der Verwaltung gepflegt werden müsse.
Deshalb fußt die Gebührenordnung des konfessionellen Friedhofs, an dem die evangelische, die katholische und die reformierte Kirche beteiligt sind, seit Anfang des Jahres auf einem Berechnungsmodell, das Urnenbestattungen ebenso teuer macht wie Erdbegräbnisse. „Hätten wir nicht reagiert, wäre der Friedhof unaufhaltsam in die roten Zahlen gerutscht“, bestätigt Pfarrer Norbert Bathen von der katholischen Marienkirche. Zwei Beispiele: Eine Urnenbeisetzung in einer Stele kostet jetzt 1830 Euro und damit doppelt soviel wie im Vorjahr. Aber auch Erdbestattungen sind teurer geworden, ein Rasenreihengrab kostet nunmehr 2240 statt 1310 Euro. Im übrigen habe die Kirche mit Feuerbestattungen kein Problem mehr, so Bathen: „Im kirchlichen Verständnis waren sie mit einer Ablehnung der Lehre von der Auferstehung verbunden. Das wird im heutigen Kirchenrecht nicht mehr so gesehen.“ In der Regel fänden Totenmesse und Verabschiedung vor der Verbrennung der Leiche statt: „Die Reihenfolge kann aber auch andersherum sein.“
Ruheforst auf der Philippshöhe ist stark nachgefragt
Der Trend zum Feuer ist jedenfalls nicht zu stoppen. Auf den kommunalen Friedhöfen, auf denen Urnenbegräbnisse immer noch deutlich günstiger ausfallen, gab es 2009 1489 Asche- und 1003 Erdbestattungen. Denn im Erwerb eines Urnengrabes ist dessen Pflege durch die Friedhofsverwaltung in der Regel inbegriffen - ein Service, den viele Menschen zu schätzen wüssten, so Hubert Peters, Friedhofs-Sachwalter im Rathaus: „Sie wollen ihren Angehörigen die Pflege nicht zumuten und legen vor dem Tode fest, dass ihre Leiche verbrannt werden soll.“
Dies belegt auch die zunehmende Nachfrage, die dem Ruheforst auf der Philippshöhe zuteil wird. Seit dessen Eröffnung stieg die Zahl der Beerdigungen dort kontinuierlich an. Ließen sich 2007 nur 101 Menschen unter einer Eiche oder Buche begraben, so waren es in diesem Jahr bis Ende September schon 158.
Die Urne löst sich mit der Zeit auf, und die Asche fließt in die Erde ein.