Fröndenberg. Keine Woche hat es gedauert, da waren alle Wünsche vom Baum im Hohenheider Lädchen gepflückt. Doch längst nicht alle liefern pünktlich.
Während die Vorweihnachtszeit für die einen ein wahrer Segen mitsamt festlicher Stimmung ist, bedeutet es gerade für ehrenamtliche engagierte Menschen eine zusätzliche Belastung, wenngleich es immer auch gewollt ist. In Fröndenberg geht der Seniorenwunschbaum bereits ins dritte Jahr. Während die Ruhrstädter im Wünschepflücken beinahe Rekordhalter sind, gibts bei der Einhaltung der Geschenkefrist noch Nachbesserungsbedarf.
Keiner soll leer ausgehen
Anette Gospodarek tippt ein paar Zeilen - und drückt auf Posten: „Aktuell fehlen noch 11 Geschenke. Bitte bis spätestens zum Wochenende im Lädchen abgeben. Für alle Geschenke, die bis dahin nicht zurückkommen, müssen wir kurzfristig Ersatz besorgen.“ In der oftmals stressigen Vorweihnachtszeit kann sie dabei oft auf schnelle Hilfe in sozialen Medien hoffen. Denn bereits zum dritten Mal organisiert sie den Seniorenwunschbaum, der im Hohenheider Lädchen aufgestellt ist. Als Vorbild für die Aktion dient bekanntlich die Nachbarstadt Menden, doch mittlerweile haben sich auch in Fröndenberg die Abläufe eingespielt.
„Viele sagen sich sicher: So bedürftig bin ich nicht.“
Für Gospodarek und ihre Helferinnen und Helfer heißt es jetzt sprichwörtlich: Endspurt. Mit einer gewissen Aufmerksamkeit in sozialen Medien hofft sie nun darauf, dass die letzten Geschenke bis zum Wochenende noch eintrudeln. Denn eigentlich war bereits am 8. Dezember Toreschluss. Dabei hatte die Aktion in ihrem dritten Jahr mehr als nur vielversprechend begonnen. 265 Kärtchen mit Wünschen von Lebensmittel- und Drogeriegutscheinen über Schals und Mützen, bis hin zu Kleinigkeiten waren ratzfatz heruntergepflückt, wie Anette Gospodarek im Gespräch mit der Westfalenpost erklärt.
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Nur gut fünf Tage habe es gedauert, dann war das Bäumchen kahl. „Es geht nicht, dass jemand leer ausgeht“, da ist sich Gospodarek auf jeden Fall sicher. Trudeln die letzten Päckchen nicht rechtzeitig ein, muss sie selbst für Abhilfe sorgen. Es sei ihr „absolut rätselhaft“, dass Wünsche abgegriffen, aber dann nicht erfüllt würden. Doch wie im vergangenen Jahr gilt für sie: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Es fehlt am nötigsten
In diesem Jahr hat die engagierte Fröndenbergerin dabei extra etwas früher angefangen mit der Organisation als sonst. Diesmal sogar mit etwas Unterstützung der Stadt. Denn mit einigen Adressen hat die Gleichstellungsbeauftragte Ramona Jakobs-Reichert zumindest den Kontakt zu hilfsbedürftigen Seniorinnen und Senioren erleichtert. Weit mehr als 500 Briefe habe Gospodarek so verschickt. Zurück kamen am Ende 265 Wünsche. Dass die Resonanz damit vergleichsweise „überschaubar“ ist, hat für die Organisatorin einen einfachen Grund. „Viele sagen sich sicher: So bedürftig bin ich nicht.“ Die Scham, sich das im Alter dennoch einzugestehen, sei für sie aber völlig nachvollziehbar. Und das gelte sowohl für diejenigen, die alleine und möglicherweise zurückgezogen in Fröndenberg leben als auch für Bewohnerinnen und Bewohner des Schmallenbach-Hauses oder Haus Hubertia.
Ganz oben auf der Wunschliste stehen in diesem Jahr vor allem Gutscheine. „Daran sieht man, dass es am nötigsten fehlt“, sagt Gospodarek. Gleichzeitig ermögliche das den Seniorinnen und Senioren aber eine gewisse Flexibilität in dem, was sie sich zulegen möchten. Möglicherweise wird das auch für die Fahrerinnen und Fahrer für die eine oder andere rührige Geschichte an der Türschwelle sorgen. Doch genau das treibt das Team rund um den Seniorenwunschbaum an. „Mittlerweile hat er sich auch in Fröndenberg etabliert“, freut sich Gospodarek.