Fröndenberg. Viele ältere Menschen leben einsam und finden zur Weihnachtszeit nichts auf den Gabentisch. Dies ändert Anette Gospodarek seit zwei Jahren.

„Jeder Mensch hat doch irgendwelche Wünsche, aber gerade viele Senioren haben kaum die Möglichkeit, sich mal eine Kleinigkeit zu gönnen“, weiß die Fröndenbergerin Anette Gospodarek. „Besonders während der weihnachtlichen Feiertage ist es dann sehr bitter für die Betroffenen. Deshalb habe ich überlegt, wie hier ein bisschen Hilfe gespendet werden kann.“

Sie wurde auf die Senioren-Wunschbaum-Initiative in einigen Städten im Sauerland und in Menden aufmerksam. Anette kontaktierte die Organisatoren in der Hönnestadt und durfte auf das dortige Know-how und die Erfahrungen zurückgreifen. Hinter der Aktion steckt der Sinn, bedürftigen Senioren über 60 Jahre einen kleinen Traum zu erfüllen. Auf einer Karte wird ein Wunsch vermerkt, öffentlich am Wunschbaum aufgehängt, eine anonyme Person übernimmt dann die Erfüllung. „Als ich die Idee ins Leben rief, wusste ich nicht so recht, wie es klappen würde, damals war WhatsApp mehr als hilfreich, in kürzester Zeit unterstützten mich viele Helfer“, schaut die Organisatorin noch einmal zurück. „Bei der jetzigen dritten Ausgabe sind die Abläufe bereits bekannt, trotzdem wird die Arbeit nicht weniger.“

Knapp 250 Geschenke haben Anette Gospodarek und ihre Helfer im vergangenen Jahr gepackt. In diesem Jahr findet die Aktion zum dritten Mal statt.
Knapp 250 Geschenke haben Anette Gospodarek und ihre Helfer im vergangenen Jahr gepackt. In diesem Jahr findet die Aktion zum dritten Mal statt. © Anette Gospodarek | Anette Gospodarek

Briefmarken aufkleben, falten und eintüten

Allein die Vorbereitung nimmt viel Zeit in Anspruch: „Diesmal habe ich bereits im Juni begonnen, die Briefumschläge, in knalligem Rot, damit sie sofort ins Auge stechen, zu frankieren und mit Aufklebern zu versehen.“ Die Rückumschläge wurden ebenfalls mit Briefmarken versehen und gefaltet. In das Kuvert kommt zudem eine Erläuterung mit Datenschutzhinweisen und dem Formular, auf dem Name und Wunsch notiert werden müssen, schließlich soll das Geschenk an die richtige Anschrift geliefert werden. „Drucken, eintüten, alles wurde und wird auch weiterhin händisch durchgeführt“, so die Initiatorin. „In den ersten zwei Jahren habe ich das Porto persönlich übernommen, 720 Briefmarken jeweils zu 85 Cent ist schon ein Batzen.“

„In den ersten zwei jahren habe ich das Porto persönlich übernommen, 720 Briefmarken jeweils zu 85 Cent ist schon ein Batzen.“

Anette Gospodarek
Organisatorin

2024 wird ihr durch die Stiftung „Gutes Tun“ der Sparkasse UnnaKamen dieses finanzielle Problem abgenommen, sie darf sich über 1000 Euro Unterstützung freuen. „Ich war richtig begeistert, als Katja Jaeschke von der Stiftung mitteilte, dass mir unter die Arme gegriffen wird“, atmete Anette Gospodarek tief durch. Um gleich noch weiteren Helfern im Hintergrund zu danken: „Meine Tochter ist Designerin und kümmert sich um die Gestaltung der Plakate, Bettina Hartwig-Labs half mir bei den Umschlägen.“

Die größte Schwierigkeit war, den entsprechenden Personenkreis herauszufiltern, der Datenschutz legte strenge Maßstäbe an. So lagen die Briefe erst in den Geschäften, Apotheken und Arztpraxen aus, in der Hoffnung, dass die entsprechenden Personen bekannt sind und angesprochen werden, zudem half viel Mundpropaganda. 360 Umschläge wurden verteilt, rund 270 kamen zurück.

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„Ich bin stolz auf die Fröndenbergerinnen und Fröndenberger, die uns jetzt schon zwei Jahre toll unterstützen, auch diesmal hoffe ich auf ein großes Engagement.“

Anette Gospodarek
Initiatorin

Diesmal gibt es allerdings Unterstützung durch die Stadtverwaltung, die Seniorenbeauftragte Ramona Jacobs-Reichert wird die Informationen den Wohngeld- und Grundsicherungsbescheiden beilegen. Dadurch erweitert sich der Kreis nicht unerheblich: 500 Briefe gibt es 2024 - 360 versendet die Stadt, 100 gehen ins Schmallenbachhaus, je 15 ins Alleecafé und ins Kaufnett-Sozialkaufhaus, den Rest bekommen die Pflegedienste.

Rückantworten bis spätestens 9. November

„Also erwarten wir auch mehr Rückläufe“, bereitet sich Anette Gospodarek auf einiges vor. „Aber ich freue mich darauf.“ Der 5. und 6. Jahrgang der Gesamtschule Fröndenberg hat diesmal ebenfalls wieder unter der Federführung der Pädagoginnen Julia Schoppe, Nicola Bühner und Melina Müller die Wunschformulare festlich gestaltet.

Senioren-Wunschbaum
500 Briefe, 500 Rückantworten: Der Senioren-Wunschbaum ist auch mit viel Arbeit verbunden.  © WP Menden | Peter Benedickt

Nun gehen die Benachrichtigungen am 21. Oktober raus, bis spätestens am 9. November sollten die Antworten wieder eingetroffen sein. Denn auch jetzt wartet Arbeit: „Jedes Formular bekommt eine laufende Nummer, die mit dem Absender übereinstimmt, damit das Geschenk in die richtigen Hände kommt.“ Dann werden die anonymisierten Karten an den Wunschbaum, aufgestellt im Hohenheider Lädchen, gehängt. „Ich bin stolz auf die Fröndenbergerinnen und Fröndenberger, die uns jetzt schon zwei Jahre toll unterstützen, auch diesmal hoffe ich auf ein großes Engagement“, glaubt Anette Gospodarek, dass 2024 niemand vergessen wird. Die Inhaberin des Lädchens, Christina Kösters, möchte am Sonntag, 17. November, die Bestückung des Senioren-Wunschbaumes vorweihnachtlich gestalten und bietet Glühwein, Waffeln, Kaffee, Kuchen, heiße Schokolade, Kaltgetränke, regionale Produkte, Geschenke und Deko an: „Jeder ist willkommen.“

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Senioren-Wunschbaum
Die gestalteten Wunschformulare: Dafür zuständig ist der 5. und 6. Jahrgang der Gesamtschule. © WP Menden | Peter Benedickt

Die Wünsche dürfen 30 Euro Wert nicht übersteigen, es soll schließlich für die Spender tragbar sein. „Die Leute halten sich daran, meist sind es wirklich Kleinigkeiten, oft Kleidung wie Socken, Handschuhe oder Pantoffeln, die aufgeschrieben werden“, gibt es eine Erklärung. „Jemand wünschte sich mal ein ganz bestimmtes Buch von Hermann Hesse, ein anderer einen ‚Leichtspaten‘, weil er doch gern mal wieder in den Garten gehen möchte. Dies sind zwei spezielle Wünsche, die mir im Gedächtnis geblieben sind, sie wurden erfüllt.“

Der schönste Moment kommt für die Organisatorin, wenn ab dem 20. Dezember die Verteilung ansteht: „Wenn die Tür geöffnet wird und die Leute strahlende Augen bekommen, weil sie merken, dass an sie gedacht wird, kommt bei mir ein unbeschreibliches Gefühl auf, welches mir viel mitgibt und mich ebenfalls sehr glücklich macht“, strahlt die Freude der Beschenkten auf Anette Gospodarek über.