Ennepe-Ruhr. Meike Hötzel von der biologischen Station in Ennepetal erklärt, was Tiere bei Kälte brauchen. Diese Tipps sollten Tierfreunde beachten.
Grau oder braun, vielleicht auch mal etwas weiß – so sahen die Wälder und Wiesen in Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm während der vergangenen Tage und Wochen aus. Dass es dort noch viel Nahrhaftes für die wildlebenden Tiere gibt, erscheint auf den ersten Blick unwahrscheinlich. Meike Hötzel von der biologischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis weiß, womit die Tiere der Region im Winter wirklich zu kämpfen haben. Die Biologin beschäftigt sich mit Arten- und Naturschutz von Säugetieren, insbesondere von Fledermäusen.
Tiere im Winter: Nahrung im Ennepe-Ruhr-Kreis
„Die Tiere, die hierbleiben, haben hier noch Nahrungsressourcen, die sie nutzen können“, sagt sie. Mäuse beispielsweise würden im Winter noch alte Grassamen oder vertrocknete Beeren finden. Manche Tiere, wie einige Mäusearten, würden auch Futterdepots anlegen.
Eichhörnchen würden ihr Nüsschen im Herbst für den Winter vergraben. „Dann graben sie später an Stellen, die ihnen geeignet erscheinen“, erklärt Meike Hötzel. Die These, dass Eichhörnchen ihre Verstecke vergessen, sei mittlerweile wohl überholt. Untersuchungen hätten ergeben, dass sich die Tiere ihre Verstecke wohl doch zumindest zum Teil merken. Ein Teil der versteckten Nahrungsvorräte würden nicht wiedergefunden. „Die vergessenen Nüsse können irgendwann auskeimen, sodass die Eichhörnchen so zur Verbreitung der Pflanzen beitragen“, ergänzt Meike Hötzel.
Aber es ist nicht immer einfach für die Tiere, Futter zu finden: „Wenn viele Rehe da sind und lange hoher Schnee liegt, kann es schwierig werden. Dann knabbern sie vermehrt Bäume an. Das gefällt den Förstern natürlich nicht.“ Zum Teil würden die Jäger den Rehen auch zufüttern und ihnen im Winter in Notzeit Heu bringen – besonders in höheren Lagen.
Verschiedene Strategien für Tiere bei Kälte: Winterfell, Winterruhe, Winterschlaf und Kältestarre
„Säugetiere, die hierbleiben, legen sich ein Winterfell zu. Vögel plustern sich dann so auf, dass es da noch ein kleines Luftpolster gibt“, erklärt Meike Hötzel. Nicht alle Tiere bleiben jedoch so aktiv wie im Sommer: Unterschieden werde zwischen der Kältestarre, der Winterruhe und dem Winterschlaf.
„In die Kältestarre fallen wechselwarme Tiere. Wenn die Außentemperatur fällt, dann fällt auch ihre Körpertemperatur und sie werden langsamer“, erklärt die Biologin. In dieser Gegend betreffe dies vor allem Amphibien und Reptilien. Sie würden erst wieder erwachen, wenn es wärmer werde und könnten nicht – im Unterschied zu Fledermäusen – von selbst wieder aufwachen. „Im Zweifel erfrieren sie.“
Eine Winterruhe halten beispielsweise Dachse. „Der Winterschlaf dagegen ist tiefer: Herzschlag und Körpertemperatur der Tiere sind niedriger“, gibt Meike Hötzel an. In der Region halten beispielsweise Fledermäuse einen Winterschlaf. „Es gibt aber auch Fledermäuse, die im Winter trotzdem mal herausfliegen.“
Zugvögel: Aus dem Norden oder in den Süden
Aber nicht alle Tiere bleiben im Ennepe-Ruhr-Kreis. Viele Vögel, so erklärt die Biologin, flögen nach Südwesteuropa. Dazu gehörten auch die Kraniche. Doch ihre Flugzeiten würden sich verändern: „Wegen der wärmeren Winter bleiben sie manchmal aber auch länger hier und ziehen weiter, wenn es kälter wird oder wechseln die Zugrichtung je nach Wetterlage.“ Dabei gelte: „Die Vögel, die sehr weit wegfliegen, haben jedoch einen festeren Zeitplan.“
Doch einige Vögel, wie der Buchfink, kämen auch aus dem Nordosten und blieben den Winter über hier. „Jede Art sucht sich so ihre eigene Nische, um überleben zu können“, erklärt Meike Hötzel.
Wärmere Winter der vergangenen Jahre: Bedeutung für Tiere
Während höhere Temperaturen für die meisten Tiere keine Schwierigkeiten bedeuten, gebe es für den Kuckuck Probleme durch die wärmeren Winter in den vergangenen Jahren.
Der Langstreckenzieher lege zu einem gewissen Zeitpunkt seine Eier in die Nester seiner Wirtsvögel. „In warmen Frühjahren beginnen diese aber schon früher mit der Brut“, sagt Meike Hötzel. Der Kuckuck komme dann gegebenenfalls zu spät aus dem Süden zurück. Dann kann es für ihn schwierig werden, noch Wirtsvögel zu finden.
„Es geht nicht nur um Einzelaktionen, wie das Füttern der Vögel im Garten. Es geht darum, ein Bewusstsein darüber zu schaffen, dass wir ein Teil der Natur sind.“
Biologin der Biologischen Station in Ennepetal zum Vögel-Füttern im Winter
Viele Menschen wollen Tiere in der kalten Jahreszeit unterstützen. Doch die Hilfe ist nicht nur positiv zu bewerten, erklärt die Biologin aus Ennepetal. „Um das Vögel-Füttern im Winter gibt es eine große Diskussion“, erklärt sie. Meist seien die Futterstationen in den Gärten. Daher würden meistens nur die Tiere profitieren, die sich dort gewöhnlich aufhalten und sowieso häufig sind. „Seltenere Vögel kommen dort nicht so oft hin.“
Die Biologin rät aber deswegen nicht generell vom Füttern ab. „Viele Leute haben Spaß daran, die Vögel dabei zu beobachten und entwickeln darüber einen engeren Bezug zur Natur“, erklärt sie.
Wer im Winter allerdings Vögel füttern möchte, sollte einiges beachten: „Es sollte vor allem kein Brot oder andere Essensreste gefüttert werden.“ Es sollte daher besser auf Kerne oder auf gekauftes Vogelfutter zurückgegriffen und die Futterstellen sauber gehalten werden, um Krankheiten vorzubeugen. Der Ort müsse zudem sicher vor Katzen oder anderen Tieren sein, die für die Vögel gefährlich werden können.
Biologische Station Ennepetal-Ruhr-Kreis: Tipps für Tiere im Winter
Neben den Vögeln kann allerdings auch anderen Tieren geholfen werden. Es biete sich beispielsweise an, Stauden im Garten länger stehenzulassen. „Die können einen guten Schutz für Insekten bieten“, erläutert Meike Hötzel.
Für den Winterschlaf der Igel könnten Benjeshecken oder mit Laub angereicherte Haufen aus Totholz und Reisig geschaffen werden. „In Steinhaufen gehen im Winter auch Amphibien, wenn sie eine gewisse Tiefe haben.“
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Schutz der Tiere im Winter: Bildungsarbeit notwendig
Holzstapel oder dergleichen sollten im Winter besser nicht mehr umgeschichtet werden. Dort könnten beispielsweise Fledermäuse ein sicheres Versteck gefunden haben. „Wenn die Fledermaus geweckt wird, könnte sie verletzt werden oder versucht wegzukommen, weil sie Gefahr befürchtet. Dabei verliert sie dann ganz viel Energie, die sie im Frühjahr noch braucht, um wieder wachzuwerden und jagen zu gehen.“
Um den Tieren angemessen helfen zu können, sei Bildungsarbeit sehr wichtig, betont die Biologin: „Es geht nicht nur um Einzelaktionen, wie das Füttern der Vögel im Garten. Es geht darum, ein Bewusstsein darüber zu schaffen, dass wir ein Teil der Natur sind.“