Gevelsberg. „Perspektiven, die man sich für eine Innenstadt nur wünschen kann.“ Gevelsberg hat jetzt einen konkreten Entwurf für das Rupprechthaus.
Lange haben die Menschen darauf gewartet, jetzt ist die sprichwörtliche Katze aus dem Sack. Die Stadt hat am Mittwochmorgen den Entwurf für den Umbau einer der wichtigsten Immobilien in Gevelsberg vorgestellt. Das Rupprecht-Gebäude an der Mittelstraße soll sich bekanntlich vom leerstehenden und jahrzehntealten Kaufhaus in ein lebendiges sozio-kulturelles Zentrum im Herzen der City verwandeln. Das Konzept des Architektenbüros ATP aus Frankfurt hat sich in einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb durchgesetzt und wird nun die Grundlage für die weitere Entwicklung sein.
Die Idee des Siegerbüros versteht das Rupprecht-Haus in Zukunft als einladendes Entrée zur Innenstadt. Die Musikschule, die Stadtbücherei, der Heimatverein, das Stadtarchiv oder auch das Familienbüro der Stadt haben ihr Zuhause hier künftig unter einem Dach. Ein Veranstaltungssaal mit 199 Plätzen soll Platz für Kultur bieten. Ein Coworking-Space und ein Café gehören mit zum Entwurf. Erreichbar sein soll alles über einen großen zentralen Eingang. Die Fassade soll so gestaltet sein, dass Passanten von außen jederzeit Einblick haben.
Die erfahrene Stadtplanerin, Professorin und Architektin Christa Reicher spricht als vorsitzende Fachpreisrichterin für den Architektenwettbewerb von einem Neuaufschlag mit Strahlkraft. Die Rede ist von einem Gebäude mit schöner Architektur, das für die Nutzer aber auch funktioniert. Für Bürgermeister Claus Jacobi geht es um nicht weniger als die Vision eines neuen Erlebnisortes in der Innenstadt. Matthias Koch, Architekt und Geschäftsführer des Siegerbüros ATP, freut sich über die Entscheidung der Preisjury. „Wir haben das Projekt mit Leidenschaft bearbeitet“, sagt er. Sein Team beschäftige sich viel mit dem Thema Nachnutzung. Im Rupprecht-Gebäude sieht er eine besondere Sinnstiftung durch den sozialen Nutzen.
Dachterrasse für Sommerkonzerte
Das Preisgericht bestand aus Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung und der politischen Fraktionen, aber auch aus Architektinnen und Architekten. Zur Beratung waren unter anderem auch die Leitungen von Stadtbücherei, Musikschule und Heimatverein dabei. 15 Büros aus mehr als 100 Bewerbungen konnten für den Wettbewerb schließlich ihre Entwürfe für das Rupprecht-Haus einreichen. Der Siegerentwurf möchte alle Räume zur allgemeinen Nutzung im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss unterbringen. Verbunden sind beide Etagen durch eine einläufige Treppe mit Podesten und Sitzstufen, die ein Café gastronomisch bespielt und die so eine besondere Aufenthaltsqualität bieten soll. Die Räume sollen sich in die bestehende Struktur des Bestandsgebäudes einfügen, so dass keine Eingriffe in das Tragwerk erforderlich sind.
Ins zweite und dritte Obergeschoss soll die Bücherei einziehen, auch diese beiden Etagen sind über eine interne Treppe verbunden. Ebenfalls im dritten OG sollen sich Büro und Leseraum des Stadtarchivs befinden. Das Familienbüro soll gemeinsam mit der Musikschule seinen Platz im vierten Obergeschoss haben, die Musikschule soll sich aber noch bis in die fünfte Etage erstrecken. „Durch das Staffelgeschoss ist es nun möglich, auch die Musikschule zentral an guter Position zu verorten“, heißt es zu dem Entwurf.
Auf der Dachterrasse sollen im Sommer zum Beispiel von der Musikschule veranstaltete Konzerte stattfinden - mit Blick über Gevelsberg. Die laut Planern städtebaulich wichtige Ecke Mittelstraße/Wittener Straße/Mauerstraße soll an dieser Stelle durch die große Dachterrasse und eine „sich auflösende“ Fassadenstruktur akzentuiert werden, wie es heißt. Die Fassaden des Hauptgebäudeteils sollen entlang der Mittel- und Mauerstraße durch vertikale Holzlamellen und horizontale Metallprofile strukturiert werden. An besonderen Bereichen öffnet sich die Holzlamellenstruktur und lässt den Blick ins Innere des Gebäudes zu.
Energetisch auf modernem Stand
Energetisch und klimatechnisch soll das Rupprecht-Gebäude nach dem Umbau auf einem modernen Stand sein. Auch das die bestehende Gebäudestruktur weiter genutzt werde, sehen die Verantwortlichen als Beitrag zum Klimaschutz. Das gesamte Gebäude soll durch zwei Aufzüge über alle Ebenen, den Außenbereich eingeschlossen, barrierefrei sein.
Als betont sehr groben Kostenrahmen, wie es vonseiten der Stadt heißt, sei eine Summe von etwas mehr als 20 Millionen Euro für den Umbau gesetzt. „Alle vorgestellten Entwürfe lagen in diesem Kostenrahmen“, erklärt der bei der Stadt zuständige Fachbereichsleiter Björn Remer. Im Sommer möchte die Stadt einen Förderantrag für das Rupprecht-Projekt stellen, der laut Remer gute Chancen auf eine Zusage habe. Schon im Frühjahr sollen die Verhandlungen zur Beauftragung für die Umsetzung starten. Die Planung müsse nun gemeinsam mit Politik und auch den Bürgerinnen und Bürgern weiter konkretisiert werden.
Lesen Sie auch:
- Elektronische Patientenakte: „Alles übers Knie gebrochen“
- Grundsteuer: Schwelm entscheidet nochmal neu
- Schwelmer Mordprozess: Mörder geht gegen sein Urteil vor
- Gevelsberg: So soll die neue Fußgängerzone aussehen
Ende 2026 könnten schätzungsweise die ersten Baumaßnahmen ausgeschrieben werden, so dass Ende 2027/Anfang 2028 schon Baufortschritte zu sehen seien. Bürgermeister Claus Jacobi freut sich, dass die wichtigen Schritte für Rupprecht nun gegangen werden können, und sagt: „Das sind Perspektiven, die man sich für eine Innenstadt nur wünschen kann.“
Die Ausstellung der Rupprecht-Entwürfe im ehemaligen Takko-Ladenlokal in der Mittelstraße 27-29 ist für alle Interessierten an vier Tagen im Zeitraum zwischen dem 15. Januar und dem 25. Januar jeweils mittwochs und samstags geöffnet. Die Öffnungszeiten sind mittwochs von 9 Uhr bis 16 Uhr und samstags von 9 Uhr bis 13 Uhr.