Gevelsberg/Kenia. Die Gevelsberger haben gespendet, jetzt trägt ihr Geld Früchte: Der schrägste Brunnen Kenias ist fertig. Warum er so wichtig ist.

Sauberes Wasser, schnell und einfach zugänglich: Das ermöglicht nun ein waschechter Gevelsberger Kirmesbrunnen in Kenia - genauer in einem Teil der Ortschaft Tiwi. Die liegt direkt an der ostafrikanischen Küste am Indischen Ozean. Zwischen 500 und 600 Häuser stehen in der Gegend, die der Brunnen versorgt, im Schnitt zehnköpfige Familien profitieren davon. Und um eine andere wichtige Zahl nicht zu vergessen: 1500 Euro haben den Brunnen ermöglicht, gespendet von Gevelsbergerinnen und Gevelsbergern, die während der Kirmes ihr Trinkgeld am Bierstand des Winterwaldes gelassen haben.

Zu der Aktion aufgerufen hatte dessen Betreiber Martin Wicik gemeinsam mit der Feuerwehr und der Kirmesgruppe Vie vam Kopp. Das Geld ging an den Gevelsberger Verein Tiwi Ndogo, der sich seit mittlerweile zehn Jahren dafür einsetzt, das Leben für die Menschen in Tiwi nachhaltig zu verbessern.

+++ Lesen Sie hier weitere Nachrichten aus Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal +++

Natürlich ist der wahrscheinlich schrägste Brunnen Kenias auch entsprechend gekennzeichnet: Auf einer Messingplakette sind die Angaben 8,5 Grad Steigung und 60 Höhenmeter vermerkt. 8,5 Grad beträgt laut Winterwald-Chef Martin Wicik die durchschnittliche Steigung am Kirmesberg und vom Kirmestor bis zum Riesenrad müssen 60 Höhenmeter bewältigt werden. Angaben, die professionell errechnet worden seien, wie es heißt.

30 Meter Tiefe, 5000 Liter Tank

Der Kirmesbrunnen stehe in einer Gegend, die stark frequentiert sei, erklärt Roberto Buchholz von Tiwi Ndogo. Der Gevelsberger hat den Verein gemeinsam mit seinem Sohn Silvio und anderen engagierten Mitstreitern vor gut zehn Jahren ins Leben gerufen. Für den Brunnen habe eine Tauchpumpe angeschafft und Strom gelegt werden müssen. Außerdem wurde eine Mauerkostruktion gebaut, die einen 5000-Liter-Tank in mehreren Metern Höhe trägt - für den richtigen Wasserdruck. Der Vorteil: An dieser Stelle Stand schon einmal ein Brunnen, das hat Arbeit erspart.

In Kenia ist ein Gevelsberger Kirmesbrunnen entstanden. Der Verein Tiwi Ndgogo hat dafür gesorgt.
Die Messingplakette zeigt wichtige Zahlen, Daten und Fakten zur Gevelsberger Kirmes. © WP | Privat

Aus 30 Metern Tiefe können die Menschen jetzt Wasser zapfen, ohne selbst pumpen zu müssen. Möglich macht es die Tauchpumpe, die an dieser Stelle die oft üblichen Schwengelpumpen ersetzt. Die werden nämlich durch eigene Kraft über einen Hebel angetrieben, was am Kirmesbrunnen nun entfällt. Das macht es komfortabel für die Frauen und Kinder, die in der Regel das Wasser für die Familien holten, weil die Männer arbeiten seien, wie Roberto Buchholz erklärt. Weiterer Vorteil: Der Kirmesbrunnen befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Sportplatz, den Tiwi Ndogo für seine Fußballturniere nutzt, und bewässert dort auch den Rasen. Beispielsweise für den Tiwi Ndogo-Cup, der Mitte Januar zum zehnten Mal stattfindet, mit dem FSV Gevelsberg erstmalig auch unter Beteiligung einer Mannschaft aus dem Ausland.

Lesen Sie auch:

Eine Verbindung die naheliegt, da Roberto Buchholz neben seinem Einsatz für Tiwi früher auch Chef beim FSV war. Seit Buchholz im Ruhestand ist, kümmert er sich sowohl in seiner Heimatstadt als auch in Kenia um die für Tiwi so wichtigen Hilfsprojekte, agiert quasi als Botschafter auf beiden Kontinenten und sorgt dafür, dass Spendengelder auch da ankommen, wo sie hinsollen - in den vergangenen etwas mehr als zehn Jahren rund 600.000 Euro. Zur Gevelsberger Kirmes stand Buchholz natürlich auch am Zapfhahn und hat die Spendenakquise für den Brunnen hautnah mitverfolgt. Aktuell ist er wieder in Kenia und freut sich, dass der Kirmesbrunnen in Betrieb ist. Obwohl sein Verein schon 120 andere Brunnen zuvor geschaffen hat, ist der Kirmesbrunnen als 121. Exemplar für ihn nämlich etwas Besonderes.

Patenschaften für den Schulstart

„Unsere gemeinschaftliche Trinkgeld-Spendenaktion auf der Kirmes 2024 für den Gevelsberger Kirmesbrunnen in Kenia hat nun Früchte getragen, er ist fertig“, hat sich auch Martin Wicik gefreut. „Ich glaube, ich kann für die Kirmesgruppe Vie Vam Kopp, die Feuerwehr Gevelsberg und für meine Leute vom Winterwald Gevelsberg sprechen, wir sind stolz.“ Dabei richtet er auch einen großen Dank an Tiwi für die Umsetzung. „Roberto, Du hast uns alle sehr glücklich gemacht“, bringt Wicik es auf den Punkt. Wicik selbst engagiert sich ebenfalls seit Jahren für den Verein. Die Spendenbereitschaft während der Aktion zur Gevelsberger Kirmes hatte er nicht erwartet und ihn zutiefst bewegt.

Der Gevelsberger Roberto Buchholz kümmert sich mit seiner Frau Nicole um den Verein Tivi Ndogo
An dem Bierstand vom Winterwald wurde für den Verein Tiwi Ndogo gesammelt. Rechts im Bild Roberto Buchholz, Martin Wicik ist der Dritte von links. © WP | Roberto Buchholz

Tiwi Ndogo blickt derweil schon auf die nächsten Projekte in Kenia, verrät Roberto Buchholz. Am 8. Januar startet dort wieder die Schule. Dafür organisiere der Verein sogenannte Schulpatenschaften, über die den Kindern der Transport zur Schule, eine Schuluniform, eine warme Mahlzeit und wichtige Unterrichtsmaterialien finanziert werden könnten. „Das ist ganz wichtig“, sagt Roberto Buchholz.

Wer sich über die Arbeit von Tiwi Ndogo informieren oder den Verein unterstützen möchte findet tiefergehende Informationen auf der Internetseite: www.tiwi-ndogo.de