Gevelsberg. Die Stadt Gevelsberg möchte die Wülfingbrache kaufen, um sie zu sanieren und weiterzuverkaufen. Welche Schritte dafür noch nötig sind.
„Wieder Feuer auf der Wülfingbrache“ oder „Wieder Brandstiftung bei Wülfing“ – viel hat diese Redaktion über die verfallene Industriebrache an der Mühlenstraße in Gevelsberg berichtet. Vordergründig wegen der vielen Feuerwehreinsätze in den vergangenen Jahren, von denen einer – am zweiten Weihnachtsfeiertag 2022 – besonders schwierig war und die Einsatzkräfte vor große Herausforderungen gestellt hatte.
Die Stadt Gevelsberg hatte im März daher angekündigt, handeln zu wollen. Der Plan: Die Stadt kauft das Areal selbst, saniert es mit Unterstützung von Experten und verkauft es anschließend. Dabei hat sie den benachbarten Recyclingbetrieb im Blick, der in der Vergangenheit bereits Interesse an der Fläche bekundet hatte, um sich zu erweitern, wie es damals vonseiten der Stadt hieß.
Doch wie steht es um dieses Vorhaben aktuell? Zuletzt war im Mai ein Brand auf dem früheren Wülfing-Gelände öffentlich bekannt geworden. Auch danach gab es Ermittlungen wegen Brandstiftung. Seitdem war es ruhig um die Brache. Die Stadt Gevelsberg erklärt auf Nachfrage der Redaktion, bereits mit dem Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) aus Hattingen gesprochen zu haben. Der soll die Stadt bei der Sanierung der Fläche unterstützen. Der Kauf ist noch nicht vollzogen.
Gelände massiv mit Schadstoffen belastet
Der AAV habe die Maßnahme in sein Sanierungsprogramm aufgenommen, heißt es dazu aus dem Rathaus. Sobald die Stadt das Grundstück gekauft habe, werde sie gemeinsam mit dem AAV und der Unteren Abfall- und Bodenschutzbehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises einen Vertrag zur Flächensanierung abschließen. Zur Erinnerung: Laut Stadt liegt der Kaufpreis, der mit dem Insolvenzverwalter ausgemacht wurde, bei einem Euro.
Nach Kauf und Vertragsschließung mit den anderen Akteuren soll der AAV ein Konzept für den Rückbau und die Altlastensanierung für die Brache erstellen und die Stadt und den Ennepe-Ruhr-Kreis als Genehmigungsbehörde dabei beteiligen. Auf dem Gelände des ehemaligen Chemikalienhandels seien erhöhte Werte von Halogenkohlenwasserstoffen in Boden, Bodenluft und Grundwasser, darüber hinaus von Mineralölkohlenwasserstoffen im Boden und im Bereich des Grundwassers gemessen worden. Das hatte die Stadt im März erklärt und von einer der Umwelt unzumutbaren Belastung gesprochen.
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Bis sich das Gelände entwickelt, übernimmt die Stadt Gevelsberg weiter die Sicherung des Gebäudekomplexes. „Die Stadt Gevelsberg hat jeweils über die Technischen Betriebe soweit möglich Öffnungen in das Gebäude mit Sperrholzplatten und anderen geeigneten Materialien verschlossen“, so die Erklärung dazu aus dem Rathaus. „Darüber hinaus hat die Stadt den Gehweg im Bereich der Straße an der Drehbank abgesperrt.“ Da das Grundstück aber von mehreren Seiten erreichbar sei, sei eine vollständige Sicherung des Geländes vor unbefugtem Zutritt nur bedingt möglich.
200.000 Euro Anteil an Gesamtkosten
Selbst wenn der Kaufpreis hinterher bei einem Euro liegt, wird die Stadt dennoch Mittel in die Hand nehmen müssen, um die Fläche vor dem Weiterverkauf sanieren zu können. „Die Kosten lassen sich erst seriös ermitteln, sobald das Rückbau- und Sanierungskonzept vorliegt“, erklärt das Büro des Bürgermeisters dazu. „In der letztjährigen und aktuellen Haushaltsplanung ist mit einem kommunalen Kostenanteil von 200.000 Euro gerechnet worden.“ Das sind 20 Prozent der Gesamtkosten von etwa 1.000.000 Euro für Abbruch, Bodensanierung und Gutachten.
Nachdem die Stadt Gevelsberg im Frühjahr die Politik über ihre Pläne für die Wülfing-Brache informiert hatte, kritisierte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen unter anderem, dass der benachbarte Recyclingbetrieb als möglicher Käufer bereits feststand und sich keinem Wettbewerb stellen müsste.
„Warum soll ich ein Unternehmen, das sich hier gut entwickeln kann, der Gefahr aussetzen, dass wer anders das Grundstück kauft?“, hatte Bürgermeister Claus Jacobi daraufhin entgegnet, gleichzeitig aber erklärt: „Ob es dafür einen Wettbewerb braucht, können wir gerne prüfen.“
Auf Nachfrage der Redaktion, ob der Weiterverkauf noch für andere Interessenten geöffnet worden sei, bleibt die Stadt Gevelsberg vage und erklärt: „Bisher gibt es keine vorvertraglichen Regelungen, die den Weiterverkauf an einen Interessenten fixieren.“