Schwelm. Sandra Bockelmann hat sich mit „photoART“ selbstständig gemacht. Sie fertigt individuelle Taschen für jeden Zweck in mühevoller Handarbeit.
Wenn man die kleine Manufaktur von Sandra Bockelmann an der Max-Klein-Straße in Schwelm betritt, springen einem direkt unzählige Taschen in allen möglichen Farben und Größen ins Auge, die sorgfältig an einer Seite der Wand aufgebaut sind. Dazwischen befindet sich vor der Fensterfront ein großer Schreibtisch mit einer modernen Stickmaschine und zwei verschiedenen Nähmaschinen. Auf der anderen Seite stapeln sich die vielen verschiedenen Stoffbahnen, die Sandra Bockelmann größtenteils regional von einem Familienunternehmen in Wuppertal einkauft. Sie hat sich hier, eine Etage über ihrer Wohnung, ihr eigenes Reich geschaffen. Ein Ort, an dem sie in Ruhe arbeiten und ihrer Leidenschaft nachgehen kann.
Liebe zum Nähen entdeckt
Alles fing mit einem Nähkursus vor 25 Jahren an. Sandra Bockelmann merkte schnell: Das Nähen gefiel ihr, aber Kleidung nach Schnittmustern zu fertigen, war nicht ihr Ding. Irgendwann fing sie an, mit einer einfachen Nähmaschine hobbymäßig kleine Taschen zu fertigen. Der Weg in die Selbstständigkeit kam durch ihren Mann, der gerne fotografiert und auf der Insel Föhr, wo sie und ihre Familie oft Urlaub machen, eigene Postkarten verkaufen wollte. „Ich kann ja mal so drei, vier Täschchen dazulegen“, dachte sich Sandra Bockelmann. Und diese selbstgenähten Unikate kamen bei den Kunden auf den kleinen Märkten der Inseldörfer überraschend gut an.
„Ich möchte nochmal durchstarten und gucken, wohin es mich führt.“
2019 gründeten sie und ihr Mann das Kleinunternehmen „photoART“, unter dessen Namen Sandra Bockelmann ihre Werke heute noch verkauft. „Eigentlich müsste man mal über eine Namensänderung nachdenken.“ Denn ihr Taschenbusiness steht mittlerweile auf eigenen Beinen. Es läuft so gut, dass Sandra Bockelmann sich ab dem nächsten Jahr nur noch darauf konzentrieren wird. Ihr Arbeitgeber im Einzelhandel ist schon informiert, dass er bald auf sie verzichten muss. „Ich möchte nochmal durchstarten und gucken, wohin es mich führt.“
Das Geschäft nimmt Fahrt auf
Während sie in der Corona-Zeit das Geschäft mit dem Nähen individueller Masken am Laufen hielt, gibt es inzwischen ein großes Sortiment an handgefertigten Produkten in ihrer Nähwerkstatt. Kosmetiktaschen in ganz unterschiedlichen Größen, Büchertaschen, Portmonees, große Shopper und Körnerkissen lassen sich in großer Anzahl und mit unterschiedlichen Mustern dort finden. An kreativen Ideen mangelt es der 52-jährigen Schwelmerin nicht: Ihr „Kuchentaxi“ - eine Tasche, die Unfälle beim Transportieren von Torten geschickt verhindern soll - oder ihre Kissendecke, eine Wolldecke, platzsparend verstaut in einem individuellen Kissenbezug, sind nur zwei Beispiele dafür.
Um ihr Taschengeschäft voranzutreiben, musste Sandra Bockelmann auch einiges investieren. Vom ersten Geld, das sie mit ihren eigenen Produkten verdiente, kaufte sie sich eine professionelle Stickmaschine, die nach Programmierung Namen und Muster automatisiert auf ihre Werke bringt, um sie noch individueller zu gestalten. „Damit gab es immense Möglichkeiten.“ Mittlerweile ist Sandra Bockelmann mit ihren Taschen auf vielen Märkten Deutschlands vertreten, verkauft sie unter anderem in einem Hof-Café in der Lüneburger Heide und hat feste Kooperationspartner für den Verkauf auf der Insel Föhr.
Besonders stolz ist die Schwelmerin aber, wenn sie in ihrer Heimatstadt die Menschen mit ihrer Arbeit begeistern kann. Im Sommer war sie auf dem Schwelmer Kunst- und Klangmarkt vertreten und wird an beiden Wochenenden des Adventszaubers am Haus Martfeld mit dabei sein. Für eine Kooperation mit dem Stadtmarketing gibt es ihre Taschen jetzt extra im „Schwelmerin“ Design und seit neuestem bietet auch der Blumenladen an der Möllenkotter Straße verschiedenste ihrer Werke an.
Verkauf auf persönlicher Ebene
Mit der steigenden Zahl an Aufträgen wächst auch der Druck für die Produktion. Gar nicht so leicht, da Haushalt, Zeit für die Familie und den Job im Einzelhandel unter einen Hut zu bekommen. „Noch klappt es mit der ,Ein-Mann-Show‘, aber man muss sich ranhalten“, erzählt Sandra Bockelmann lachend. „Manchmal brauche ich auch ein bisschen den Druck, um schneller zu werden.“
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Einen eigenen Online-Shop will die 52-Jährige vorerst nicht an den Start bringen, auch wenn sie durchaus mit ihrem Taschengeschäft weiterwachsen möchte. „Es darf gerne noch mehr werden, aber es soll nach wie vor persönlich bleiben.“ Denn das ist es, was Sandra Bockelmann besonders liebt: die Rekationen ihrer Kunden und Kundinnen zu sehen, wenn sie sich in eines ihrer Werke verlieben.