Gevelsberg. Seit Jahren vermissen Gevelsberger die Eisdiele auf dem Vendômer Platz. Jetzt hat die Stadt konkrete Gastro-Pläne für den Bereich.
Noch bevor die Umbauten von Kaufland und Vendômer Platz überhaupt gestartet waren, fragten sich Menschen in Gevelsberg: Wo können wir auf dem Platz in der Sonne sitzen und einen Kaffee trinken, wenn die Eisdiele nicht mehr da ist? Schon damals - im Jahr 2018 - war klar, dass es für die Außengastronomie keinen Raum mehr gibt, sobald das Einkaufszentrum neu eröffnet. Ein wichtiger Publikumsmagnet war damit weggefallen.
Das soll sich jetzt ändern. Fünf Jahre, nachdem die Stadt Gevelsberg erstmalig von Gesprächen mit einem Investor für ein Café berichtet hatte, soll der Stadtrat am Mittwoch, 6. November, über eine konkrete Lösung abstimmen: die Errichtung eines Gastronomiepavillons am Vendômer Platz.
Voraussichtlich 300.000 Euro möchte das Rathaus dafür in die Hand nehmen und so den Platz beleben und aufwerten, wie es heißt. Der Pavillon soll auf einem Grundstück neben dem Platz entstehen und eine Außenterrasse haben. Einen möglichen Betreiber gibt es laut Stadt auch schon.
Keine klassische Eisdiele
Im Sommer gemütlich draußen sitzen, die Sonnenstrahlen genießen und bei Kaffee und Kuchen den Blick über den Vendômer Platz schweifen lassen - wenn alles gut läuft, soll das wieder möglich sein. Ein entsprechendes Votum aus der Politik vorausgesetzt, braucht es laut Stadt zwar noch Verträge und Gespräche, dann soll einer neuen Gastronomie im Herzen Gevelsbergs nichts mehr im Wege stehen. „Ein klassischer Eisdielenbetreiber konnte nicht gefunden werden. Allerdings hat ein Gevelsberger Gastronom Interesse am Betrieb des Objektes bekundet“, erklärt die Stadt.
Das Konzept des potenziellen Gastronomen sehe vor, im Sommer unter anderem Eis, Kaffee, Kuchen und Gebäck zu verkaufen und im Winter das Angebot um mitnehmbare Mittagsspeisen zu erweitern. „Derzeit befindet sich die Stadt in weiteren Abstimmungsgesprächen mit dem Interessenten“, heißt es dazu aus dem Rathaus.
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Platz für den Pavillon soll ein Grundstück neben dem Vendômer Platz bieten. Das befindet sich direkt gegenüber vom Kaufland-Eingang und gehört einem privaten Eigentümer. Mit diesem hatten in der Vergangenheit bereits Gespräche wegen eines neuen Gebäudes stattgefunden, in dessen Erdgeschoss eine Gastronomie hätte einziehen sollen. Diese Pläne sind laut Stadt aber seitdem nicht umsetzbar gewesen. Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, die Unsicherheit und gestiegene Baukosten nennt sie als Gründe.
Erstmal für fünf Jahre
Statt eines Gebäudes soll es nun also den besagten Pavillon geben. Der scheint aber keine Dauerlösung zu sein. „Der Flächeneigentümer hat der Stadt eine Verpachtung des Grundstücks [...] für einen Zeitraum von fünf Jahren in Aussicht gestellt“, steht es in der entsprechenden Vorlage für die Politik. Der Pachtpreis soll monatlich etwa 400 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer betragen. Die Ausschreibung zum Bau möchte die Stadt in Eigenregie betreiben. Ein Vorteil: Möchte der Eigentümer sein Grundstück neben dem Vendômer Platz anderweitig nutzen, wäre der Pavillon mobil und könnte an einen anderen Standort umziehen.
Gewinn machen will die Stadt dabei ausdrücklich nicht. „Dieses Projekt ist nicht auf eine Gewinnerzielung ausgelegt“, sagt die Verwaltung. „Das Projekt dient jedoch der Stärkung und Attraktivierung des Zentrums, insbesondere zur Belebung des Vendômer Platzes, um die Aufenthaltsqualität zu steigern.“ Dabei spannt die Stadt Gevelsberg den Bogen noch etwas weiter: „Insbesondere der permanente Einsatz eines Sicherheitsdienstes auf dem Vendômer Platz, so wie er derzeit betrieben wird, könnte dann reduziert werden, da der Platz durch die soziale Belebung einer eigenständigen Kontrolle der Gesellschaft erfolgen könnte.“ Die Stadt setzt Security in der Innenstadt ein, um das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger zu steigern, so wie es aktuell auch die Stadt Ennepetal im Ortsteils Milspe tut.
Woher Gevelsberg die 300.000 Euro - eine erste Kostenermittlung inklusive Aufbau, Einrichtung und Anschluss - in Zeiten betont klammer Kassen nehmen möchte? Die Verwaltung schlägt vor, es durch die Haushaltsstelle für den Neubau einer Dreifachsporthalle an der Hundeicker Straße decken zu lassen, weil sie dafür im Jahr 2024 nicht mehr mit Kosten rechnet. Tatsächlich dürfte noch ein bisschen Zeit ins Land ziehen, bis es auf dem Teilstück des alten Dieckerhoff-Geländes losgeht. Ganz ohne Gastro-Angebot war der Vendômer Platz zwischenzeitlich übrigens nicht. Das Café Butera hat dort zwischenzeitlich ein mobiles Café mit Sitzgelegenheiten aus der Taufe gehoben.