Gevelsberg. . Wer sorgt für Leben vor dem Gevelsberger Rathaus, wenn das Eiscafé nach dem Umbau des Kaufland-Centers dort keine Heimat mehr hat?
Gevelsberg erfindet seine Innenstadt neu. Genau drei Jahrzehnte nach der Eröffnung der Fußgängerzone am unteren Ende der Mittelstraße nehmen die Planungen für die Umgestaltung der Gevelsberger City Schritt für Schritt Formen an. Fachbereichsleiter Björn Remer gab jetzt im Gesprächskreis der Stadtverwaltung mit Menschen mit Behinderungen einen Überblick über die bisherigen Planungen und Ideen. Eine der Hauptaufgaben, die noch zu erledigen ist: Wie kann nach dem Umbau von Kaufland wieder Leben auf den Vendômer Platz kommen?
Keine Hinterhof Atmosphäre
Dass hier keine Hinterhof-Atmosphäre herrscht, verdankt die Stadt dem Eiscafé mit seiner Außengastronomie. Doch, wenn das Einkaufszentrum neu eröffnet ist, wird es dafür keinen Platz mehr geben. In dem Komplex wird Verkaufsfläche nur in der untersten Etage angeboten und nicht auf zwei Stockwerken wie bisher. Die Apotheke wird nach der Umgestaltung wieder einziehen können, ein Bäcker mit einigen Tischen für die Bewirtung im Freien hat auch noch Platz – aber dann ist schon Schluss.
Reduzierung der Verkaufsfläche
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„Es wird eine große Reduzierung der Verkaufsfläche geben, dafür werden wir allerdings mehr Parkplätze haben“, erklärt Remer. Ein Ball, den SPD-Ratsherr Werner Engelhardt aufgriff: „Ich begrüße , dass die – das Wort sage ich jetzt bewusst – Spielhölle wegfallen wird, aber die Eisdiele ist ein Publikumsmagnet, der dann fehlt.“ Fachbereichsleiter Remer will da nicht widersprechen. Deshalb würden zwei Lösungen diskutiert. Eine bauliche Schließung des Vendômer Platzes würde bedeuten, dass gegenüber des Eingangs zum Kaufland-Center, wo jetzt in den Hinterhöfen der Mittelstraße Parkplätze und Garagen sind, Geschäftsgebäude errichtet werden können.
Die andere Lösung wäre ein Pavillon für die Bewirtung von Gästen auf dem Platz. Die Außengastronomie des Bäckers im Kaufland-Center sei nicht schlecht, so Remer, reiche aber nicht aus, um die Fläche lebendig zu halten. Beide Ideen muss die Stadt allerdings noch einem Investor und einem Betreiber schmackhaft machen.
Platz soll offener gestaltet werden
Insgesamt wird aber das Angebot im Kaufland-Bereich deutlich sinken. Friseur, Ein-Euro-Laden und Lotto-Annahmestelle haben neben Eissalon und Spielcasino keine Zukunft mehr. Der Optiker und Uhrmachermeister Jürgen Moysiszik habe sich bereits verabschiedet. „Insgesamt ist das aber eine große Chance für Gevelsberg. Wir haben lange Zeit Sorgen gehabt, dass Kaufland aus der zentralen Innenstadt hinaus geht,“ spielte Bürgermeister Jacobi auf Befürchtungen an, der Kaufland-Konzern hätte ein Auge auf die leer stehende Immobilie an der Drehbank geworfen, in der früher die Baumarkt-Kette Praktiker zu finden war und seit der Insolvenz des Konzerns schmerzhaft vermisst wird. „Auch dafür gibt es eine neue Zukunft“, macht der Bürgermeister den verbliebenen Händlern auf dem Komplex Hoffnung, einen Nachbarn mit Anziehungskraft zu bekommen.
Insgesamt soll der Vendômer Platz offener werden. Der Immobilienbesitzer des Kaufland-Komplexes trägt dazu bei, indem er beim Umbau die Treppe zur Wittener Straße abreißen lässt. Die Stadt selbst will die Rathaus-Platte öffnen, mit Rampen anstatt Mauern. Wie das genau aussehen wird, steht noch nicht fest. Die Entwurfsplanung soll Ende des Jahres vorliegen.
Neueröffnung im 2. Quartal 2020
Die Umbauarbeiten am Einkaufsmarkt sollen im ersten Quartal des kommenden Jahres beginnen. Die Bauarbeiten, so die Planungen, werden dann im zweiten Quartal 2020 abgeschlossen werden. Dann will auch die Stadt Gevelsberg mit dem neuen Vendômer Platz fertig sein. „Wir wollen gemeinsam eröffnen, alles andere macht keinen Sinn“, sagt Björn Remer. Die kommunalen Bauarbeiten werden aber erst im dritten Quartal 2019 beginnen, weil Kaufland den Platz erst einmal als Abstellfläche für Baumaterial und -maschinen nutzen muss.
Aber, damit sind die Veränderungen in der Gevelsberg noch nicht beendet. Auch der Verkehr durch die City soll neu geregelt werden. Dabei hält sich der Gedanke seit Jahren, die Wasserstraße in beiden Richtungen befahrbar zu machen. Die Wittener Straße, so Remer, könnte bis zur Einfahrt zum Kaufland-Parkhaus für den Gegenverkehr geöffnet werden.
Ob die Umbaupläne für das Center es denn überhaupt möglich machen würden, mit dem Personenwagen von der Innenstadt kommend in die Einfahrt einbiegen zu können, fragte Ratsherr Engelhardt nach. „Dazu“, so Fachbereichsleiter Remer, „sind nur geringfügige bauliche Veränderungen notwendig.“