Ennepetal. In Ennepetal soll Security weiter das Sicherheitsgefühl stärken. Die Stadt erklärt, womit es das private Unternehmen dabei zu tun hat.
Ansammlungen von Jugendlichen in Parkhäusern und Wildpinkler, aber keine größeren Probleme - so fasst Martin Küpper von der Stadt Ennepetal die bisherige Bilanz des Sicherheitsdienstes zusammen, der seit September im Stadtteil Milspe unterwegs ist. Überwiegend habe das private Unternehmen dabei mit rumänischen Staatsangehörigen zu tun, fährt der Leiter der städtischen Abteilung „Soziale Hilfen“ fort. Die Stadt versuche gleichzeitig durch die Jugendarbeit auf die jungen Menschen zuzugehen und befinde sich in Kontakt mit deren Familien. Der Sicherheitsdienst soll bis aus Weiteres im Einsatz bleiben, wie Ruza Kaltenbach, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Soziales bei der Stadt auf Nachfrage erklärt.
Zur Erinnerung: Das private Unternehmen soll das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger in Milspe stärken, eine Lösung die Politik und Stadt forciert hatten, nachdem Probleme wie Schlägereien im öffentlichen Raum, Sachbeschädigung, Ruhestörung und Vermüllung immer deutlicher zutage getreten waren. Die Situation schien sich daraufhin zu beruhigen, danach aber wieder zu verschlechtern, sodass der Sicherheitsdienst nun wieder patrouilliert.
Wie sinnvoll das ist und ob es nicht andere Lösungen braucht, darüber diskutierte der Integrationsrat der Stadt am Mittwochabend ausgiebig. Dabei ging es auch um die Abwägung des Sicherheitsgefühls auf der einen Seite und der Integrationsarbeit auf der anderen Seite.
Probleme mit der Schulpflicht
Finanzielle Absicherung, Schulpflicht, Müllentsorgung - unter anderem darum geht es laut Stadtverwaltung in den Beratungsgesprächen, die sie mit Familien in Milspe führt. Das Ziel ist Integration. „Zehn Kinder haben wir in Fußballvereinen untergebracht“, gibt Martin Küpper ein Beispiel, wie die aus Sicht der Stadt gelingen kann. Sie wolle Probleme nicht nur mit einem Sicherheitsdienst angehen, sondern auch von einer anderen Seite aus.
Auch interessant
„Wäre es nicht sinnvoll, die Schulpflicht mal durchzusetzen?“, fragte Sven Hustadt von der Fraktion Die Linke, der Bildung und Sprache als Schlüssel zur Integration betonte. Die Schulpflicht durchzusetzen sei nicht immer möglich, beispielsweise weil Familien wegzögen, ohne sich abzumelden, erklärte Ruza Kaltenbach. Grundlegend würden Sozialarbeiter permanent auf die Schulpflicht hinweisen. Entscheidend ist laut Kaltenbach etwas anderes: „Wir müssen schauen, wie wir regelmäßig Kontakt zu den Familien und Kindern aufnehmen.“ Die Schulpflicht müsse immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden. „Es ist notwendig, dass wir da dranbleiben“, macht Kaltenbach deutlich.
Lesen Sie auch:
Wem gehören die Schrottautos mitten in Ennepetal?
Handmade in Schwelm: Jede Tasche ist ein wertvolles Unikat
Gänse-Taxi: So kommt das Weihnachtsessen bequem nach Hause
Schwelmer Mordprozess: Verteidiger nehmen Polizisten in die Mangel
„Dass Jugendliche sich irgendwo treffen, empfinde ich nicht als problematisch“, drehte Petra Backhoff von Bündnis 90/Die Grünen die Diskussion weiter. Sie sieht das Geld für einen Sicherheitsdienst besser in der Sozialarbeit investiert. „Um das zu tun, was Frau Kaltenbach sagt“, so Backhoff, die gleichzeitig fragte, wie viel das Sicherheitsgefühl wert sei, wenn die Integration nicht gelinge.
Herbert Reul in Ennepetal
Eine Frage, die Dr. Petra Kappe von der SPD-Fraktion gerne aufgriff. „Die gefühlte Sicherheit ist schon ein Bedürfnis“, machte sie ihren Standpunkt klar. „Man kann den Leuten nicht einfach sagen, informiert euch mal und habt euch nicht so.“ Aus ihrer Sicht ist das Miteinander in der Gesellschaft wichtig. „Wenn Sie mehr Geld in Präventionsarbeit stecken, müsste es auch Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung geben“, so Dr. Kappe. Sie sei keine Freundin von teuren Sicherheitsdiensten, es gebe aber auch einen Personalmangel im öffentlichen Dienst. „Der Security-Dienst ist eine Notlösung, aber er ist notwendig“, sagte sie.
Auf den Personalmangel ging wiederum Ruza Kaltenbach ein. Sie antwortete auf die Frage von Antonio Arena, der sich erkundigte, wie lange der Sicherheitsdienst noch im Einsatz sei. „Der Sicherheitsdienst soll so lange bleiben, bis der KOD so aufgestellt ist, dass wir selber eine Präsenz in Milspe stellen können“, erklärte Kaltenbach. KOD ist der Kommunale Ordnungsdienst. Vorstellungsgespräche würden aktuell laufen. Antonio Arena machte deutlich: „Ich finde gut, dass der Sicherheitsdienst da ist, aber es muss auch irgendwann mal wieder enden.“
Milspe wird sicherlich auch in der Sondersitzung des Ennepetaler Stadtrats am Donnerstag, 31. Oktober, eine Rolle spielen. Dann kommt NRW-Innenminister Herbert Reul ins Haus Ennepetal, Gasstraße 10, und spricht ab 17.30 Uhr zum Thema „Starke Demokratie, sicherer Rechtsstaat - gemeinsam für sichere Städte“. Bürgermeisterin Imke Heymann lädt alle Bürgerinnen und Bürger ein, an dieser Veranstaltung teilzunehmen und ihre Fragen und Anliegen einzubringen.