Schwelm. Der Altmarkt in Schwelm soll aufgewertet werden. Die Pläne der Verwaltung lehnte der Rat jedoch ab. Diese Ideen haben die Politiker.

Nachdem Ende Juni die Pläne der Verwaltung der Stadt Schwelm für die Umgestaltung des Altmarkts vom Rat abgelehnt wurden (wir berichteten), passiert auf dem Platz kurzum erst einmal nichts. Dass eine Umgestaltung gewünscht ist, darin sind sich die Fraktionen aber einig. Was die Lokalpolitiker für Pläne für den Altmarkt haben, hat die Redaktion bei den Parteien erfragt.

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„Aus Sicht der CDU stellt der Altmarkt eine zentrale Fläche in der Innenstadt dar, dessen Potenzial momentan nicht ansatzweise ausgeschöpft wird“, sagt Michael Müller, Fraktionsvorsitzender der Schwelmer Christdemokraten. „Für uns wäre eine Ausweitung der Möglichkeiten für Außengastronomie absolut wünschenswert, weiter sollten wir die Aufenthaltsqualität für Besucher mit geeigneten Sitzmöglichkeiten und bestenfalls mit der Wiederherstellung des historischen Brunnens aufwerten.“

Michael Müller, Fraktionsvorsitzender der CDU.
Michael Müller, Fraktionsvorsitzender der CDU. © Partei | Partei

Ein belebter Altmarkt mit größerem außengastronomischen Angebot und der idyllischen Randbebauung neben der Christuskirche böte aus Sicht der CDU enormes Potenzial, um die Innenstadt weiter zu beleben. „Ziel sollte es schon direkt nach der Sommerpause sein, geeignete Vorschläge zu diskutieren“, findet Michael Müller. „Hierbei war es mein Eindruck, dass der Großteil der Politik ähnliche Ideen verfolgt und wir kurzum eine Lösung finden können, um dann möglichst zur Saison 2025 alles Nötige in die Wege zu leiten.“ Daher werde die CDU auf eigene Vorstöße verzichten und auf einen breiten politischen Konsens hoffen, „um dieses aus unserer Sicht für die Stadtentwicklung sehr wichtige Projekt zeitnah umzusetzen“.

BIZ: „Politik steht sich selbst im Weg“

„Die Ziele für die Weiterentwicklung des Altmarkts wurden im Jahr 2019 durch Ratsbeschluss im ,Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept‘ festgehalten“, erinnert Markus Grünewald, Sachkundiger Bürger und Sprecher für Umwelt-und Stadtentwicklung der BIZ-Fraktion. „Nach fünf Jahren ohne Ergebnis ist es an der Zeit, Schritt für Schritt pragmatische Lösungen für den Altmarkt herbeizuführen.“ Stattdessen stehe sich die Politik durch den letzten Ratsbeschluss selbst im Weg. Die Diskussion werde nun erheblich verlängert und andere zentrale Orte wie der Märkische Platz geraten aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit.

Markus Grünewald, Sachkundiger Bürger und Sprecher für Umwelt-und Stadtentwicklung der BIZ-Fraktion.
Markus Grünewald, Sachkundiger Bürger und Sprecher für Umwelt-und Stadtentwicklung der BIZ-Fraktion. © privat | Privat

Die BIZ begrüße die vorgeschlagene Verlangsamung des Verkehrs durch den Altmarkt. „Dabei muss aber im Blick behalten werden, dass die Ausweisung von Parkflächen für die Gastronomie nicht im Widerspruch zur Schaffung von Sitzmöglichkeiten, zur Begrünung und zur Realisierung von Spielgeräten steht“, sagt Grünewald. „Bei allem Pragmatismus darf eine Testphase nicht zur Verstetigung von Einzelinteressen führen.“

Seiner Partei sei es wichtig, dass der Märkische Platz, der bei Kindern und Familien sehr beliebt sei und häufig für Veranstaltungen genutzt werde, nach Möglichkeit nicht als Ausweichfläche für Parkplätze genutzt wird.

Grüne: Wasserflächen für besseres Klima

Auch die Grünen möchten die Aufenthaltsqualität auf dem Altmarkt deutlich verbessern, wie Fraktionsvorsitzender Marcel Gießwein mitteilt. „Dies ist leider nicht durch eines der angedachten Umgestaltungsmodelle der Verwaltung möglich. Wir streben für den Altmarkt perspektivisch eine Autofreiheit an.“ Außerdem solle der alte Brunnen zumindest wieder sichtbar werden.

Marcel Gießwein, Fraktionsvorsitzender der Grünen, strebt mit seiner Partei eine Autofreiheit auf dem Altmarkt an.
Marcel Gießwein, Fraktionsvorsitzender der Grünen, strebt mit seiner Partei eine Autofreiheit auf dem Altmarkt an. © Partei | Partei

Zur Steigerung der Aufenthaltsqualität sei eine weitere Begrünung wichtig. „Durch Schaffung von Wasserflächen kann das innerstädtische Klima auf und um den Platz deutlich verbessert werden. Auch hier kann ein Zusammenhang mit dem alten Brunnen angedacht werden“, erklärt Gießwein. „Gerne möchten wir mehr Außengastronomie auf beiden Seiten, aber auch Verweilmöglichkeiten ohne Verzehr ermöglichen.“

Eine engere Verknüpfung mit dem Märkischen Platz zur Schaffung eines größeren Aufenthaltsbereiches ohne Autoverkehr sei nach Meinung der Grünen ebenfalls denkbar. „Diese Maßnahmen sind selbstverständlich nicht alle sofort umsetzbar, sollten aber in einem Konzept nach und nach entwickelt werden. Wir werden unsere Vorstellungen nach der Sommerpause erneut in die politischen Gremien einbringen“, kündigt Gießwein an.

SWG.BFS: Planung nur mit Beteiligung der Anlieger

Wie er bereits in der letzten Ratssitzung betont habe, sollten die Planungen nicht ohne Beteiligung der Anlieger, insbesondere der Geschäftsinhaber, fortgesetzt werden, erklärt Jürgen Kranz, Fraktionsvorsitzender der SWG.BFS. „Der von der Verwaltung vorgelegte Plan beinhaltet keine großen Verbesserungen. Zusätzlich muss bedacht werden, dass auch eine ,Testversion‘ nicht unerhebliche finanzielle Ressourcen erfordert“, gibt Kranz zu bedenken. „Unser Wunsch wäre also eine Eruierung aller Wünsche und Möglichkeiten, um einen möglichst breiten Konsens zu finden.“

Jürgen Kranz, Fraktionsvorsitzender der SWG.BFS, will alle Wünsche für eine Umgestaltung des Altmarktes eruieren.
Jürgen Kranz, Fraktionsvorsitzender der SWG.BFS, will alle Wünsche für eine Umgestaltung des Altmarktes eruieren. © WP | Partei

SPD ist für schrittweise Umsetzung

„Wir bedauern, dass es nicht jetzt schon im Sinne eines ersten Schrittes zu einer Entwicklung gekommen ist, weil wir denken, dass das unschädlich gewesen wäre und weitere Schritte hätten folgen können“, sagt Thorsten Kirschner, Fraktionsvorsitzender der SPD. Seine Fraktion habe die bisherigen Vorschläge der Stadtverwaltung mitgetragen, weil die SPD es für wichtig halte, in diesen Prozess einzusteigen. „Die Verwaltung steht vor dem gleichen Dilemma wie wir Fraktionen, dass es widerstreitende Interessen gibt, die unter einen Hut gebracht werden müssen.“

In seiner Fraktion herrsche Einigkeit, dass es zu einer Aufwertung des Altmarktes auch einer Verringerung des Verkehrs bedarf. „Das betrifft sowohl den ruhenden Verkehr, der natürlich dominant an der Stelle ist, als auch den fließenden Verkehr.“ Darüber hinaus müssten Räume geschaffen werden, die für den Aufenthalt genutzt werden können, also beispielsweise für eine gastronomische Nutzung.

Thorsten Kirschner, Fraktionsvorsitzender der SPD Schwelm.
Thorsten Kirschner, Fraktionsvorsitzender der SPD Schwelm. © Partei | Partei

Die SPD könne sich auch eine gänzliche Sperrung des Altmarkts für den Verkehr vorstellen. „Wir sehen aber auch, dass die Veränderung schrittweise erfolgen muss, weil das die Möglichkeit zur Nachsteuerung bietet. Wir haben hier viele wichtige Belange, die abgewogen werden müssen.“ Eine Vorstellung innerhalb seiner Partei sei, dass der Verkehr vor dem Märkischen Platz enden könnte.

Kirschner ist dafür, dass sich die Parteien fraktionsübergreifend Gedanken über eine Lösung machen, mit der jeder leben kann. „Wenn die Fläche mit Gastro-Flächen aufgewertet werden soll, müssen die Gewerbetreibenden miteinbezogen werden, weil deren Gäste dort parken.“ Auch die Anlieger müssten gehört werden. Die SPD werde dieses Thema intern als auch mit den anderen Fraktionen weiter diskutieren.

Konzept von Hugendick und Albano-Müller sei mutiger Weg

„Moderne Städte brauchen neue Plätze, auf denen man sich gerne aufhält. Der Altmarkt hat durch seine Bebauung ein Flair, das Schwelm einzigartig macht. Dies sollten wir nutzen“, erklärt Michael Schwunk, Fraktionsvorsitzender der FDP. „Menschen und Kunden wollen neue Erlebnisse und hierfür muss der Raum geschaffen werden.“

Michael Schwunk, Fraktionsvorsitzender der FDP.
Michael Schwunk, Fraktionsvorsitzender der FDP. © Metallarbeitgeber | Metallarbeitgeber

Ein mutiger Weg sei das Konzept, das FDP-Mitglied und Architekt Uwe Hugendick gemeinsam mit Mark Albano-Müller für den Altmarkt erstellte. Dabei solle durch den Wegfall der Parkplätze auf dem Altmarkt Platz geschaffen werden. Gestaltungsideen sind laut Konzept die Reaktivierung des Brunnens durch eine private Initiative, die Schaffung von Flächen für die Außengastronomie sowie das Pflanzen von Bäumen. Darüber hinaus sollte die Treppe zur Christuskirche für Freiluftveranstaltungen (Konzerte, Freiluftkino) eingebunden werden.

Zum Ausgleich der zwei Behindertenparkplätze könnten nach Idee der FDP Flächen im vorderen Bereich des Märkischen Platzes genutzt werden, wobei der umfassende Ausgleich nicht für notwendig gehalten wird. Der Märkische Platz solle in seiner Funktion erhalten bleiben. „Mutig neue Wege gehen, das ist für die FDP entscheidend bei der Neugestaltung der Innenstadt“, so Schwunk.

Es freue die FDP in diesem Zusammenhang sehr, dass der Brauereiverein erfreuliche Konzepte erarbeite, um genau diese neuen Angebote zu schaffen. „Dieser Weg ist für uns die Zukunft der Innenstädte wie Schwelm, die sich durch ein sich veränderndes Kundenverhalten leider immer mehr vom Einzelhandel verabschieden müssen.“

Linke: Umgestaltung Altmarkt hat keine Priorität

Da der Altmarkt ein Herzstück der Schwelmer Innenstadt sei, bedarf es aus Sicht der Linken Weitsicht und Fantasie für eine mögliche Entwicklung. „Hektik und Eigeninteressen sind hier völlig fehl am Platze“, erklärt Jürgen Feldmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Linksfraktion. Eine krampfhafte Notwendigkeit, diesen Platz nun zu verändern, besteht aus Sicht der Linken nicht. Die letzten Pläne für die Umgestaltung seien „auf recht dubiose Weise“ entstanden.

Jürgen Feldmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von
Jürgen Feldmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von "Die Linke". © Alisa Schumann | Alisa Schumann

Der Platz müsse vor allem hinsichtlich einer verbesserten Aufenthaltsqualität für alle Menschen weiterentwickelt werden. Das bedeute aber nicht die Ausweitung von Außengastronomie, „deren Nutzung sich eben viele Menschen nicht leisten können“.

Möglich sind aus Sicht der Linken neben der Errichtung eines Brunnens die Installation einer Wasserlandschaft für Kinder, Bäume und Bänke sowie Tische für einen Imbiss. Da es in Schwelm aber zu viele Baustellen gebe – die Linke nennt als Beispiele das Freibad oder die Schullandschaft – sei das Zukunftsmusik. Der Umbau des Altmarktes sei ein Thema, das weiter hinten anstehe. „Zu meinen, man müsse im Hier und Jetzt alles zwanghaft entwickeln, nimmt zukünftigen Generationen Möglichkeiten, und diese werden vielleicht wesentlich schlüssigere Ideen und Ziele haben“, so Feldmann abschließend.

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