Ennepetal. Toilettenhäuschen umgeworfen, Sonnenuhr gestohlen, Musikmuschel beschmiert: Den Ehrenamtlern des Verkehrsvereins in der Stadt Ennepetal reicht es.

„Man ist richtig sauer. Aber Ärger allein nützt ja nichts. Man muss ja auch nach vorne schauen“, gibt sich Anita Schöneberg zuversichtlich. Die Vorsitzende des Verkehrsvereins in der Stadt Ennepetal spricht über Vandalismus und Diebstahl im Hülsenbecker Tal. Eben jenes Tal, in das die Mitglieder des Vereins in ihrer Freizeit viel Arbeit investieren, damit es für alle Menschen in Ennepetal und darüber hinaus schön ist.

Umso mehr trifft es die Ehrenamtlichen, wenn diese Arbeit mit Füßen getreten wird. Es ist nicht lange her, dass Unbekannte das Klo-Häuschen nahe der Musikmuschel umgeworfen haben. Eine Riesensauerei. Als die Stadt ihr mitteilte, was passiert war, platzte Schöneberg die Hutschnur. „Nicht nur, dass es wieder eine Menge Geld kosten wird, die Reinigung zu bezahlen, es wird auch erneut das Ehrenamt mit Füßen getreten“, machte sie ihrem Ärger Luft. „Allmählich reicht es mir. Ich kann nicht mehr einsehen, meine kostbare Lebenszeit einzusetzen, wenn ekelhafte Zeitgenossen sich immer wieder was Neues für Vandalismus und Diebstahl im schönen Tal ausdenken.“

Schöneberg kümmerte sich darum, dass eine Firma die Sauerei beseitigt. Das Klo-Häuschen steht jetzt an anderer Stelle – dort, wo bis zum Frühjahr noch die kupferne Sonnenuhr stand, zumindest bis sie verschwunden ist. Die Vermutung: Kupferdiebe haben sie gestohlen und eingeschmolzen. Übrig sind noch der leere Sockel und ein kleines Schild, auf dem es heißt: „Besucher seid nicht stur, betrachtet vom Wege die Sonnenuhr.“ Anita Schöneberg hatte das Verschwinden damals so beschrieben: „Uns war, als ob ein Stück von uns selbst verloren gegangen ist.“

Ein Monat Vollzeitarbeit

Doch wie schon gesagt: Die Vereinsvorsitzende und ihr ehrenamtliches Team möchten sich davon nicht unterkriegen lassen. Auch deshalb ist Schöneberg froh, verkünden zu können, dass die Gebal-Schlosserei derzeit eine neue Sonnenuhr fertigt – aus Stahl und sehr nah am Original, wie Anita Schöneberg verrät. Spenden, die während verschiedener Veranstaltungen zusammenkamen, machen es möglich. Die Stadt Ennepetal kümmere sich außerdem um einen neuen Sockel, wie Schöneberg erklärt. Nachrichten, die positiv stimmen, angesichts der vielen Arbeit, die der Verkehrsverein leistet.

Hülsenbecker Tal Verkehrsverein in der Stadt Ennepetal Vorsitzende Anita Schöneberg
Im Hülsenbecker Tal in Ennepetal: Anita Schöneberg, Vorsitzende des Verkehrsvereins in der Stadt Ennepetal, vor dem übriggebliebenen Sockel der gestohlenen Sonnenuhr nahe der Musikmuschel. © WP | Max Kölsch

Kurzer Exkurs: Der Verein hat derzeit 110 Mitglieder, darunter Privatpersonen, Unternehmen und Vereine. Er besteht seit 1927, also bald seit 100 Jahren. Sein Name ist auf den Begriff „Fremdenverkehr“ zurückzuführen, ein altes Wort für Tourismus. Denn schon damals war das Ziel, die Region für Touristen interessant zu machen. Bis heute profitieren davon natürlich auch die Einheimischen. Der Verein lässt schöne Blumenbeete in der Stadt anlegen, sorgt dafür, dass Ampeln im Stadtgebiet mit dem Wappentier Ennepetals, dem Fuchs, erstrahlen.

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Doch zurück zum Hülsenbecker Tal: Wenn Schöneberg schätzen müsste, wie viele Stunden die Ehrenamtler über die mehrmonatige Saison hinweg investieren, würde sie sagen, etwa einen Monat Vollzeitarbeit. Mit Saison meint sie dabei vor allem die Zeit, während derer Veranstaltungen im Hülsenbecker Tal stattfinden, die der Verein ebenfalls organisiert. Das passiert besonders im Zuge der „Sang und Klang“-Reihe, ein Konzertreigen, der über mehrere Termine hinweg Besucherinnen und Besucher begeistert. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Musikmuschel, die den Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne bietet.

Graffiti an der Musikmuschel

Die Musikmuschel ist das Herzstück des Hülsenbecker Tals. Sie gehört dem Verkehrsverein, seine Mitglieder kümmern sich um ihre Instandhaltung und Pflege. Auch sie ist schon Opfer von Vandalismus geworden. Vor Jahren haben Unbekannte sie mit Graffiti beschmiert. Auch hier organisierte der Verkehrsverein, dass ein spezialisiertes Unternehmen die Sauerei entfernt – mithilfe eines besonderen Trockeneisverfahrens, wie Anita Schöneberg noch weiß.

Die Vandalismusfälle seien mal mehr, mal weniger, erklärt die Vorsitzende des Verkehrsvereins. Ärgerlich seien sie trotzdem. „Wir telefonieren dann miteinander und regen uns auf“, verrät sie, wie der Verein damit umgeht. „Dann wollen wir es aber auch heilen. Man will denen ja nicht das Feld überlassen, die sich nicht benehmen wollen.“ Letzten Endes überwiege immer noch die Wertschätzung, die der Verkehr für seine Arbeit bekomme.

Klo umgekippt Hülsenbecker Tal Ennepetal
Vandalen haben das Toilettenhäuschen im Hülsenbecker Tal umgekippt. © Verkehrsverein | Felix Ronge

„Ennepetal ist für mich eine Stadtfamilie“, sagt Anita Schöneberg. Dazu passe auch, dass der Vereinsvorsitz schon immer mit dem des stellvertretenden Bürgermeisters beziehungsweise der stellvertretenden Bürgermeisterin verknüpft gewesen sei, so wie heute auch in ihrem Fall. Die Zusammenarbeit zwischen Verkehrsverein und der Stadt Ennepetal sei hervorragend, lobt Schöneberg. So fällt es ihr auch leichter, allem zukünftigen Ärger entgegenblicken.

Hier schließt sich im Übrigen auch wieder der Kreis zur Sonnenuhr im Hülsenbecker Tal. „Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heiteren Stunden nur“, soll auf einem weiteren Schild stehen, sobald das neue Modell seinen Platz nahe der Musikmuschel bekommen hat.

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