Gevelsberg/Ennepetal. Nach Übernahme des SKG-Pflegedienstes aus Gevelsberg schießt die Ex-Betreiberin scharf gegen die Firma MBD. Die weist Vorwürfe zurück.

Für Deusimar Flemming war es ein schwerer Schritt, wie sie selbst sagt. Zum 1. April 2024 verkaufte sie ihren ambulanten Pflegedienst SKG in Gevelsberg. Nach eigenen Angaben wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Mehrere Jahre hatte sie ihr eigenes kleines Unternehmen betrieben und mit ihrem Team mobile Altenpflege für Patientinnen und Patienten im Umkreis angeboten. Die Übernahme durch einen anderen Pflegedienst sollte für Flemming eine Art wirtschaftlicher Befreiungsschlag werden. Dieser Plan ging aber nicht so auf, wie Flemming sich das gedacht hatte. Nun erhebt sie schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen, das ihren Pflegedienst übernommen hat.

Dabei handelt es sich um die „MBD-Süd - Ihr Pflegeteam mit Begeisterung dabei!“-GmbH, ebenfalls ein ambulanter Pflegedienst und Teil der MBD-Gruppe, die ihren Hauptsitz an der Ambrosius-Brand-Straße in Ennepetal hat. „Alles war zur Betriebsübernahme vertraglich genau geregelt“, sagt Deusimar Flemming. „Leider kommt der rechtliche Nachfolger seinen Pflichten nicht nach.“

Sie erklärt, dass MBD die Kaufsumme bislang nicht wie vereinbart gezahlt habe. Dabei geht es auch um laufende Kosten, die durch Leasingfahrzeuge und weitere Leasinggegenstände, die der SKG-Pflegedienst genutzt hat, entstanden sind. MBD-Geschäftsführer Marec-Leon Hasenbeck bezieht dazu auf Nachfrage der Redaktion Stellung und weist die ihm gemachten Vorwürfe zurück.

Streit um Leasingfahrzeuge

Doch von vorn: Für die Übernahme des SKG-Pflegedienstes vereinbaren beide Seiten vertraglich eine fünfstellige Kaufsumme und deren monatliche Zahlung in jeweils vierstelligen Raten. Dabei sollen Patientenstamm, Personal, die SKG-Fahrzeugflotte mit vier Autos und verschiedene Bürogegenstände wie Drucker, PCs und Telefone in den Besitz der Firma MBD übergegangen sein. Deusimar Flemming schildert, dass MBD bereits die erste vereinbarte Rate verspätet bezahlt habe. Mehrere darauffolgende Raten seien danach aber zunächst nicht bezahlt worden, so dass Flemming eine Anwaltskanzlei aus Gevelsberg einschaltete, um entsprechende Mahnschreiben aufzusetzen, die auch dieser Redaktion vorliegen.

Der MBD-Standort an der Ambrosius-Brand-Straße in Ennepetal. Das Unternehmen hat den SKG-Pflegedienst aus Gevelsberg übernommen.
Der MBD-Standort an der Ambrosius-Brand-Straße in Ennepetal. Das Unternehmen hat den SKG-Pflegedienst aus Gevelsberg übernommen. © WP | Stefan Scherer

Um laufende Kosten, beispielsweise Leasing und Haftpflichtversicherung der Fahrzeuge, soll MBD sich ebenfalls nicht gekümmert haben. Es erfolgte laut Flemming keine Ummeldung, so dass die Leasingunternehmen sowie die Kfz-Versicherungen sich weiterhin an sie gehalten und ihre Forderungen bei ihr geltend gemacht hätten. Gleichzeitig soll MBD die vier Fahrzeuge für eine kurze Zeit schon genutzt und diese nach anwaltlichem Schreiben schließlich abgemeldet haben. Das Schreiben der Anwaltskanzlei liegt der Redaktion ebenfalls vor, gleiches gilt für die Antwort der Firma MBD, die Fahrzeuge nicht bewegt und diese abgemeldet zu haben.

„Alles war zur Betriebsübernahme vertraglich genau geregelt. Leider kommt der rechtliche Nachfolger seinen Pflichten nicht nach.“

Deusimar Flemming
Frühere Betreiberin des SKG-Pflegedienstes

Zwischenzeitlich habe MBD gegen eines der Mahnschreiben Widerspruch eingelegt, wie Deusimar Flemming weiter berichtet. MBD habe außerdem das Mietverhältnis der früheren Räume des SKG-Pflegedienstes in der Gewerbestraße in Gevelsberg übernommen. Die Mietzahlungen seien seit der Übernahme aber ausgeblieben, so Flemming.

Rede von schwieriger Übernahme

„Die Übernahme des SKG-Pflegedienstes gestaltete sich sehr schwierig“, erklärt hingegen MBD-Geschäftsführer Marec-Leon Hasenbeck. „Frau Flemming ist nach der Übernahme am 1. April 2024 für längere Zeit abwesend und nicht erreichbar gewesen.“ Die Einblicke in sämtliche Geschäftsunterlagen hätten sich ebenfalls schwierig gestaltet, ein Teil der Unterlagen befinde sich weiterhin noch in den verschlossenen Räumlichkeiten in der Gewerbestraße. „Kurz nach der Übernahme schrieb Frau Flemming ihre früheren Mitarbeiter an und wollte diese nach der Übernahme aktiv abwerben“, so Hasenbeck weiter. „Kurzum wollte sie erneut einen Pflegedienst gründen.“

„Die Übernahme des SKG-Pflegedienstes gestaltete sich sehr schwierig. Frau Flemming verlangt eine weitaus höhere monatliche Ablöse als vertraglich vereinbart. “

Marec-Leon Hasenbeck
MBD-Geschäftsführer

Darüber hinaus habe Flemming Gegenstände aus dem Bestandteil des Kaufvertrages zu Unrecht veräußert, erklärt der Geschäftsführer. Ein Teil der Gegenstände sei nicht in Besitz des SKG-Pflegedienstes gewesen, zum Beispiel die Fahrzeuge, Drucker, PCs, Telefone, GPS-Überwachungen. „Ebenfalls verlangt Frau Flemming eine weitaus höhere monatliche Ablöse als vertraglich vereinbart, da sie ihre privaten Leasinggegenstände samt allen monatlichen Kosten - Versicherung, Steuer etc. - auf die vereinbarte Summe addiert“, so Hasenbeck. „Die monatliche Rate der Übernahme wurde wie vertraglich vereinbart angewiesen, lediglich die addierten Beträge für die Gegenstände, die nicht im Besitz vom SKG-Pflegedienst sind, wurden von uns gekürzt.“

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Bei den genannten vier Fahrzeugen handele es sich um privat erworbene Leasingfahrzeuge, die Flemming nicht hätte verkaufen dürfen. „Nach Rücksprache mit der Leasingbank wünscht diese auch keine Übernahme der Fahrzeuge“, sagt Hasenbeck und beruft sich dabei auf ein Schreiben der Leasingbank, die das Deusimar Flemming auch mitgeteilt habe.

Der Standort an der Gewerbestraße sei vor der Veräußerung des SKG-Pflegedienstes von zwei Unternehmen genutzt worden - vom Pflegedienst und von der SKG-Sanitätshaus GmbH. Die Räume würden seit der Veräußerung des Pflegedienstes weiterhin vom SKG-Sanitätshaus genutzt. „Kurz nach der Übernahme des SKG-Pflegedienstes wurden die Schlösser der Immobilie ausgetauscht, ein Zugang zu dem Objekt verwehrte man uns“, erklärt der MBD-Geschäftsführer. „Eine Fortführung am Standort Gewerbestraße war somit zu keiner Zeit möglich.“

Gericht soll Streit klären

Dass sie Mitarbeitende versucht habe abzuwerben, bestreitet Deusimar Flemming. Sie habe keinen neuen Pflegedienst gründen wollen. „Weil ich ja weiß, dass es die kleinen Pflegedienste schwer haben“, begründet sie das. Dass sie Geschäftsunterlagen zurückgehalten hat, räumt sie hingegen ein. Zu diesem Zeitpunkt sei MBD schon zahlungssäumig gewesen. Sie habe erst das vereinbarte Geld haben wollen.

Die Fahrzeuge seien seinerzeit ordnungsgemäß über ihr Einzelunternehmen geleast worden, was der Leasinggeber als „Privatleasing“ bezeichne. Auch sei dort bekannt, dass die Fahrzeuge gewerblich genutzt würden. „Die Fahrzeuge sind auch über die Firmenanschrift geleast und nicht über die Privatadresse“, so Flemming. Alles sei wasserdicht über den Kaufvertrag und dessen Anlagen vereinbart, auch die Übernahme der Leasingkosten für Fahrzeuge und Bürogegenstände. Dass die Schlösser in der Gewerbestraße ausgetauscht worden seien, stimme so nicht, erklärt Deusimar Flemming weiter. Es handele sich nämlich nicht um die Räume, die das Sanitätshaus belege, sondern die daneben. Eine andere Quelle bestätigte gegenüber der Redaktion, dass der Eigentümer Mahnungen an MBD wegen nicht bezahlter Miete geschickt habe.

Deusimar Flemming kündigt an, die ihr entstandenen Schäden gerichtlich geltend machen zu wollen. Und auch MBD-Geschäftsführer Marec-Leon Hasenbeck sagt: „Für die Angelegenheiten, in denen Meinungsverschiedenheiten bestehen, wird sich ein Gericht mit beschäftigen müssen.“ MBD werde nach wie vor die monatlich vereinbarte Rate für die Übernahme des SKG-Pflegedienstes anweisen.