Dortmund. Seit Monaten muss die Dortmunder Polizei immer wieder judenfeindliche Graffiti entfernen lassen. Der „Künstler“ ist kein Unbekannter.
Am Sonntag (13.10.) wurde der Polizei erneut ein geschmackloses Graffito im Dortmunder Stadtgebiet gemeldet. An einer Mauer am Blücherpark prangte ein mit Hakenkreuz kombinierter Davidstern, umrahmt von einer auf Israel gemünzten Version des „Deutschland-Liedes“.
Die Beamten griffen selbst zur Spraydose, verdeckten Hass-Spruch und Symbol mit rotem Lack. Mitarbeiter des Tiefbauamtes überstrichen das Motiv anschließend vollständig in Dunkelgrau. Auf der betroffenen Mauer ist das Sprayen von Graffiti für Künstler grundsätzlich genehmigt. Nicht erlaubt ist aber, was dort am Sonntag zu sehen war. Die Polizei Dortmund ermittelt wegen des Verdachts auf Volksverhetzung.
Immer wieder judenfeindliche Graffiti in Dortmund
Dieser Vorfall ist nicht der erste dieser Art, und auch der Urheber kein Unbekannter. Er unterzeichnet seine Werke stets mit seinem „Tag“, wie der Künstlername in der Sprayer-Szene genannt wird. Zu diesem „Tag“ gehören Profile in den sozialen Netzwerken, welche die abfotografierten Hass-Botschaften wie in einer Kunstgalerie ausstellen. Hunderte Menschen, vor allem junge Männer, kommentieren und teilen die Foto-Posts.
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Neben Schweinen und israelfeindlichen Slogans finden sich in der Sammlung auch regierungs- und medienkritische Aussagen, Auszüge aus dem Koran sowie Positionen gegen LGTBIQ. In einem Video ist zu sehen, wie Polizisten den Mann zur Rede stellen und ein problematisches Graffiti übersprühen. Gesicht und personenbezogene Daten gibt der Sprayer im Internet nicht preis.
Polizei beobachtet Aktivitäten des Dortmunder Hass-Sprayers
Der Dortmunder Polizei ist seine wahre Identität dagegen bestens bekannt, wie es auf Nachfrage heißt. Ein Sprecher sagt, man beobachte die Profile seit längerem und warnt davor, weitere Aufmerksamkeit auf diese zu lenken: „Das ist genau das, was der will.“ Aus diesem Grund hat unsere Redaktion auch entschieden, weder Motive zu zeigen noch Künstlernamen zu nennen.
Die Dortmunder Staatsanwaltschaft ist ebenfalls alarmiert. Auf Anfrage bestätigt Staatsanwalt Henner Kruse, dass aktuell mehrere Ermittlungsverfahren gegen den Sprayer „wegen einer Vielzahl von Graffitis seit Dezember 2023“ geführt werden. Die Ermittlungen würden wegen des Verdachts der Volksverhetzung und teilweise auch wegen des Verdachts der Sachbeschädigung geführt. Letzterer Vorwurf trifft beispielsweise auf ein Hakenkreuz-Davidstern-Symbol zu, das im Januar eine Wand der Bahnhaltestelle „DO-Universität“ verunstaltete.
Für eine Volksverhetzung sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafen vor. Aber: „Die Ermittlungen sind in allen Fällen noch nicht abgeschlossen“, so Kruse. Und der Sprayer macht inzwischen offensichtlich einfach weiter und lässt sich im Netz dafür feien.