Dortmund. Nach ihrem verhinderten Auftritt bei einer Pro-Palästina-Demo teilt Greta Thunberg gegen die Behörden aus. Kurios: Die Polizei ändert ihre Einschätzung.
In Dortmund kam es am Dienstagabend (8. Oktober) zur Auflösung eines pro-palästinensischen Protestcamps von Studenten, nachdem bekannt wurde, dass Greta Thunberg an einer geplanten Podiumsdiskussion teilnehmen wollte. Am Tag darauf kritisiert die Aktivistin das Vorgehen der Behörden scharf.
Greta Thunberg möchte Pro-Palästina-Camp in Dortmund besuchen: Polizei schiebt Riegel vor
Das Camp, „Dortmunder Studierende für Palästina“, befindet sich seit Monaten auf dem Gelände der TU Dortmund. Die für Dienstag geplante Demonstration sollte eigentlich friedlich verlaufen, doch die Ankündigung der Teilnahme Thunbergs löste erhebliche Sicherheitsbedenken bei den örtlichen Behörden aus.
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Die Polizei Dortmund entschied daher, das Camp kurzfristig aufzulösen, da durch die Prominenz der schwedischen Klima-Aktivistin eine größere Teilnehmerzahl erwartet wurde – was laut Polizei zu einer unkontrollierbaren Situation hätte führen können.
Die Polizei begründete das Verbot des Camps unter anderem mit der Ankündigung von Thunbergs Teilnahme nur sechs Stunden vorab, was aus ihrer Sicht nicht ausreichend Zeit bot, um die Sicherheit bei der Veranstaltung zu gewährleisten. Zusätzlich wurde angeführt, dass in der Vergangenheit – insbesondere bei propalästinensischen Demonstrationen, an denen Thunberg teilnahm – Ausschreitungen stattgefunden hatten.
Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange äußert sich zu Camp-Absage
Polizeipräsident Gregor Lange erklärt in einer Pressemitteilung: „Durch die Anwesenheit von Frau Thunberg und ihrer Sympathisanten hätte sich der Charakter des bisher friedlichen Protestcamps maßgeblich gewandelt. Es bestand die konkrete Gefahr, dass antisemitische Straftaten begangen werden.“ Außerdem weist Lange auf die Ausschreitungen in Berlin hin, wo es am Vortag bei einer propalästinensischen Kundgebung mit Thunbergs Beteiligung zu Angriffen auf Polizisten und Medienvertreter gekommen war.
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Besonders kurios: In einer ersten Pressemitteilung stufte die Polizei Greta Thunberg als „gewaltbereit“ ein, was nach erneuter Prüfung jedoch wieder zurückgenommen wurde. Nun macht die Polizei Dortmund klar, dass nicht Thunberg persönlich gewaltbereit sei, sondern dass ihre Teilnahme aufgrund der jüngsten Ereignisse in Berlin und Belgien potenziell gewalttätige Handlungen von Seiten der Teilnehmer hätte auslösen können. Am Samstag (5. Oktober) war Thunberg bei einer propalästinensischen Veranstaltung in Brüssel festgenommen worden.
Greta Thunberg selbst äußert sich nun kritisch auf ihrem Instagram-Kanal und attackiert die Behörden: „Deutschland bringt Aktivisten zum Schweigen und bedroht sie.“ Sie zeigt sich empört darüber, dass sie angeblich verhaftet worden wäre, wenn sie zum Camp gekommen sei. Auf Nachfrage der Redaktion erklärt ein Pressesprecher der Polizei Dortmund, dass die 21-Jährige vor Ort nicht festgenommen worden wäre.
Greta Thunberg möchte Pro-Palästina-Camp in Dortmund besuchen: Polizei schiebt Riegel vor
In ihrer Kritik geht die Aktivistin noch weiter und erklärt, dass die deutsche Polizei den „legitimen Protest“ unterdrücke, um die Kritik an Israels Vorgehen gegen Palästinenser zu ersticken. Zudem fordert sie ihre Anhänger auf, die Studierendenbewegung in Dortmund zu unterstützen.
Das pro-palästinensische Camp selbst war im Mai 2024 von Studierenden errichtet worden und wechselte mehrmals den Standort, bis es schließlich auf einer Wiese neben dem Universitätsgelände aufgebaut wurde. Über Monate hinweg verlief das Camp friedlich und sollte ursprünglich nur wenige Tage bestehen. Doch die Teilnahme prominenter Unterstützer, wie nun Greta Thunberg, brachte das Camp wieder verstärkt in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Laut den Organisatoren dient das Camp dazu, auf die Lage der Palästinenser aufmerksam zu machen und einen Raum für offenen Diskurs zu bieten.
Die Organisatoren des Camps zeigen sich frustriert über die Entscheidung der Polizei und behaupten auf Instagram, dass das Verbot erst nach der Ankündigung von Thunbergs Teilnahme erfolgt sei, schreiben: „Wir sind wütend über das Vorgehen der Polizei“. Die Polizei gibt an, dass die Auflösung des Camps am Dienstagabend ohne Widerstand erfolgt sei und dass zum Zeitpunkt des Abbaus nur sieben Protestierende vor Ort waren. Greta Thunberg erschien letztendlich nicht in Dortmund.