Dortmund. Marion Suer (65) trauert um ihren geliebten Kater Frankie. Der Tierfriedhof in Dortmund-Kley hilft dabei. Und er hat sogar für einen Neuanfang gesorgt.
- Den Tierfriedhof in Dortmund-Kley gibt es schon seit 1986. Dort gibt es über 800 Gräber.
- Eines davon gehört Frankie, dem Kater von Marion Suer. Für sie ist der Friedhof ein Ort des Trauerns und der Erinnerung.
- Aber sie hat dort auch die Liebe zu einem anderen Tier für sich entdeckt.
Bunte Plastikwindmühlen rattern vor sich hin, Vögel zwitschern, am Wegesrand surren Ultraschallgeräte gegen Maulwürfe und Wühlmäuse. Wenn nicht gerade die nahegelegene S-Bahn vorbeirauscht, herrscht hier andächtige Stimmung. Auf den ersten Blick sieht es auf dem Areal zwischen Ikea-Parkplatz und dem Bahndamm aus, wie auf einem „normalen“ Friedhof für Menschen. Es ist nur etwas bunter.
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Marion Suer (65) steht am Grab von Frankie und wischt sich die Tränen mit einem Taschentuch aus dem Gesicht. Vor einem Jahr ist der Kater nach langer Krankheit gestorben. Am Ende sei es für ihn wohl das beste gewesen. „Vielleicht haben wir auch zu viel gemacht?“, fragt sich Suer. Frankies Tod macht ihr heute noch schwer zu schaffen. Das Grab auf dem Dortmunder Tierfriedhof ist für sie ein Ort des Trauerns und der Erinnerung. Doch genau hier hat sie auch ihre Zuneigung zu einem anderen Tier entdeckt.
Mehr als 800 Gräber auf dem Tierfriedhof in Dortmund
Viele der über 800 Gräber sind liebevoll geschmückt: Statuen, Spielzeug, rote Grablichter, Fotos – ein Angehöriger hat seinem Bruno, der unter einer schweren schwarzen Marmorplatte beerdigt wurde, ein letztes Leckerli hingelegt.
„Da liegt die Kimba von meinem Sohn. Die ist zwanzig Jahre alt geworden“, sagt Suer und deutet auf eine üppig bepflanzte Gedenkstätte. In den Grabstein ist ein schlafendes Kätzchen mit Engelsflügeln eingemeißelt. Frankies Grab liegt nur ein paar Meter entfernt.
Elf Jahre hat der Kater im Haushalt der heute 65-Jährigen gelebt, dabei ist Suer gegen Katzen allergisch. „Ich habe mich gewundert, warum ich immer erkältet war“, erinnert sie sich. Nachdem ihr Arzt ihr die „Horrorbotschaft“ überbrachte, habe sie Frankie zunächst aus dem heimischen Schlafzimmer ausgesperrt. Doch der bettelte so unerbittlich, dass sie schlussendlich nachgab. „Allergietabletten rein, Asthmaspray: fertig“ – das habe lange Zeit funktioniert, doch dann wurde Frankie krank.
„Man denkt, man kann es noch retten“
Es fing mit einer „harmlosen“ Verstopfung an, doch der Kater sollte sich nicht mehr erholen. Nach mehreren Behandlungen in diversen Tierkliniken – inklusive einer Bluttransfusion – verstarb Frankie auf einer erneuten Fahrt zur Tierklinik. „Man versucht es so lange wie möglich hinauszuzögern, wenn ein Tier krank ist. Man denkt, man kann es noch retten. Aber irgendwann ging es nicht mehr.“
Eine Arbeitskollegin empfahl ihr den Dortmunder Tierfriedhof. Daraufhin rief Suer die Verwalterin Angela Hoppmann (72) an und vereinbarte einen Beerdigungstermin. Hoppmann kümmert sich seit zwölf Jahren um den Friedhof, hat ihn vom Ex-Freund ihrer Tochter übernommen: „Vor 20 oder 25 Jahren bin ich vom Ikea-Parkplatz gefahren und habe die bunten Windmühlen gesehen und mich gefragt, was da los ist“.
Angela Hoppmann (72): Vom Zaungast zur Friedhofsverwalterin
Daraufhin parkte sie ihren Wagen auf den Friedhofsparkplatz, um herauszufinden, was es mit dem Ort auf sich hat: „Da stand ein Mann sehr andächtig an einem Grab. Der hat sich bestimmt eine Viertelstunde lang nicht bewegt.“ Dieses Bild hat sie bis heute vor ihrem inneren Auge. „Wer hätte gedacht, dass ich einmal den Friedhof verwalte?“, sagt die 72-Jährige und lacht.
Für die Beerdigung selbst ist Friedhofgärtner Marcel Sichelschmidt (38) zuständig. „Das kleinste Tier, das ich beerdigt habe, war ein Hamster, gefolgt von einem Wellensittich und einer Schildkröte. Das meiste sind aber Hunde und Katzen“. Wenn er Kinder um ihre Tiere trauern sieht, trauere er mit, gesteht der Vater von drei Kindern. Ein Haustier gibt es in seiner Familie nicht, dafür fehle die Zeit.
Für Marion Suer war Frankie das erste Haustier. Eine neue Katze hat sie nicht, seit etwa einem Jahr dreht sich ihr Leben um ein anderes Tier. Im November vergangenen Jahres seien ihr bei einem Friedhofsbesuch zwei Igel über die Füße gelaufen, einer davon war sehr klein. Daraufhin nahm sie Kontakt zur Igelnothilfe auf. Die eröffnete ihr, dass es die Tiere ohne Hilfe nicht durch den Winter schaffen würden. Also half sie. Mittlerweile ist sie festes Mitglied in der Dortmunder Igelhilfe, schützt und rettet das Leben der stacheligen Vierbeiner.
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