Dortmund. Der Dortmunder Jonah Hadt hat eine App entwickelt, die den Einkauf bei Lebensmittel-Intoleranzen erleichtert. Auch eine Klinik nutzt das Programm schon.

Ob Laktose, Süßstoff, Gluten oder Glutamat: Es gibt viele Stoffe in Lebensmitteln, auf die Menschen allergisch reagieren können. Die Zahl der Erkrankten steigt, die Menge der Zutaten in der Nahrung aber auch. Wer kann da noch den Durchblick behalten, was wo drin ist? Jonah Hadt kann es. Der junge Dortmunder hat eine Smartphone-App entwickelt, die in Sekundenschnelle anzeigt, was sich hinter der Rezeptur des Fertig-Snacks verbirgt – und ob eine frische Ananas wirklich eine gute Alternative wäre.

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Das Interesse für das Thema kommt nicht von ungefähr. Der 22-Jährige leidet selbst an einer Histamin-Unverträglichkeit, hatte lange mit Symptomen wie Ausschlag und Schwellungen zu kämpfen, bis ein Arzt der Ursache dafür endlich auf die Spur kam.

Dortmunder leidet selbst an einer Histamin-Unverträglichkeit

Jonah Hadt machte sich mit den Stoffen vertraut, die Histamin enthalten oder die Produktion anregen. Gereifter Käse gehört dazu, Wein auch, Thunfisch, Avocados, Ananas, ... Die Liste der Zutaten und Zusatzstoffe, die die Allergie auslösen, ist lang. Zu lang, um mit ihr in der Tasche einkaufen zu gehen. Das muss einfacher gehen, dachte sich der Informatik-Student, und entwickelte innerhalb weniger Tage die „InTolerApp“, die das mühsame Suchen übernimmt.

Jonah Hadt aus Dortmund hat die App InTolerApp entwickelt
Die InTolerApp erkennt die Zutaten und weiß, ob sie für den allergischen Nutzer unverträglich sein könnten. © Funke Medien NRW | Britta Bingmann

Eigentlich nur, damit Freunde und Familie sie ausprobieren können, lud der Dortmunder seinen Prototypen hoch – und hatte schon nach einer Woche über 100 Downloads. „Mit dem Erfolg hätte ich nie gerechnet“, sagt er. Inzwischen nutzen über 80.000 Menschen in der ganzen Welt seine App, die mittlerweile in mehrere Sprachen übersetzt worden ist.

Barcode oder Zutatenliste kann einfach gescannt werden

Viel Zeit und Mühe hat der 22-Jährige seit dem ersten Upload in die InTolerApp gesteckt. Längst richtet sie sich nicht mehr nur an Histamin-Allergiker, sondern auch an Menschen mit Gluten-, Lactose- oder Fructose-Unverträglichkeiten. Mit einem einfachen Scan des Barcodes oder der Zutatenliste auf dem Produkt können diese herausfinden, ob in dem jeweiligen Lebensmittel Stoffe enthalten sind, auf die sie reagieren. Versteckte E-Nummern werden dabei ebenso entschlüsselt wie das Allergie-Potenzial eines einfachen Apfels. „Deswegen kann die App auch beim Einkauf auf dem Wochenmarkt hilfreich sein“, erklärt Hadt.

Jonah Hadt aus Dortmund hat die App InTolerApp entwickelt
Übersichtlich und leicht verständlich zeigen die verschiedenen Bildschirme der App die Ergebnisse an. (Montage) © Funke Medien NRW | Britta Bingmann

Ob eine Tüte Äpfel gut für den Nutzer ist, weiß die App natürlich nicht von allein. „Man kann ein persönliches Profil erstellen“, sagt Hadt. Angegeben werden kann die Art der Allergie, aber ein einzelner Bestandteil. Beispiel: Sorbit etwa geht, Xylit nicht – die App zeigt den Daumen hoch oder runter oder empfiehlt mit einem Ampel-Symbol, was besser im Laden bleiben sollte.

Allergieklinik empfiehlt die App auf Dortmund

Dass Hadt mit diesem System ins Schwarze getroffen hat, zeigen nicht nur die rasant steigenden Download-Zahlen. Selbst in Australien wird die InTolerApp inzwischen genutzt, eine Kosmetik-Firma aus Korea bat jüngst um einen Austausch. Was den jungen Entwickler aber besonders freut: Nicht nur Ernährungsberater und Heilpraktiker verwenden die App, auch eine Allergieklinik für Kinder auf Rügen empfiehlt sie den Eltern für den Alltag weiter.

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Und jetzt hat der Dortmunder auch noch einen renommierten Preis abgeräumt. Nachdem er im letzten Jahr das Gründerstipendium NRW bekommen hatte, wurde er nun in dieser Woche von der TU Dortmund ausgezeichnet: Beim Start-Up-Award 2024 konnte sich Jonah Hadt am Donnerstag (19.9.) über den zweiten Platz und ein Preisgeld von 4000 Euro freuen.

InTolerApp soll einen Urlaubs-Modus bekommen

Was er damit macht? Die App weiterentwickeln. Es soll noch einfacher werden, das persönliche Profil individuell zu verfeinern, Erfahrungswerte einzupflegen und mit Freunden zu teilen. „Außerdem möchte ich das Programm weiter internationalisieren“, betont der Student, der die Leidenschaft für App-Entwicklung schon im Informatik-Unterricht an der Schule für sich entdeckt und bereits ein Handy-Schulungs-Programm für Senioren auf den Markt gebracht hat. Künftig soll es noch einfacher möglich sein, auch im Ausland Zutaten zu scannen und übersetzen zu lassen. „Ich plane also einen Urlaubs-Modus.“

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Von der App-Entwicklung zu leben, das plant Jonah Hadt trotz allen Erfolgs bislang nicht. Er will sein Studium der Informatik und Sozialwissenschaften beenden und dann Lehrer werden. „Ich unterrichte einfach gerne“, sagt er. Aber wer weiß: Vielleicht bleibt ja trotzdem noch Zeit für eine neue App.

Die InTolerApp ist für Android und IOS in den Appstores erhältlich. Es gibt eine kostenfreie Fassung, mit der unbegrenzte Scans gestattet sind. In der Pro-Version für 25 Euro im Jahr oder einmalig 59,99 Euro sind mehr Individualisierungen möglich.